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Der Vereinsmensch.

Traurig ist eS, daß Traugott die edlen Bemühungen so
vieler lobenswürdiger Vereine so schlecht belohnte! Er zeigte
frühzeitig schon Spureu von Herzlosigkeit und Grausamkeit! So
fand er das größte Vergnügen darin, den Schweif eines armen
HündlcinS in ein halbgcspaltenes Holzscheit zu klemmen, und
wollte sich todtlachcn, wenn das gequälte Thier rasend und
heulend treppauf, treppab, im Hause und auf der Straße umher-
ranntc! Sehr oft hatte er über diese und ähnliche Quälereien
von dem Vereine gegen Thierquälerei die empfindlichsten Strafen
erhalten — allein es half nichts.

Sogar leblose Gegenstände mußten zum Spiele seiner Zer-
I störungslust dienen! Unweit der Stadt befand sich auf einem
Hügel eine Ruine aus dem Jahre 382t v. Ehr., zu welcher
von Nah und Fern Reisende hcrbeiströmten, welche sich «Heils
! für die antiquarische Seltenheit, thcils für die entzückende Aus-
sicht interefsirten. Traugott fand aber ein inniges Vergnügen
daran, die ohnedies nur noch lose und locker zusammenhängenden
Mauer- und Thurmrcste zu zerstören und Stein für Stein den
Abhang des Hügels hinabzurcllcn. Der Verein zur Erhaltung
der alten Burg nahm dies natürlicher Weise gewaltig übel,
und im Bunde mit dem historischen Vereine und dem Vereine
für Landwirthschaft, welcher seine üppigsten Mustcrfclder durch
daS Herabrollen der Steine gefährdet sah, brachte eres dahin, daß
Traugvtt seinen jugendlichen Uebermuth nach Tit. MDCCCCLXXV,
cap. 584299, §. 782900341 des —scheu Strascodcx „muth-
wiüige Zerstörung von Altcrthümern betreffend" durch einen

dreijährigen Aufenthalt im öffentlichen Strafarbeitshause ab-
büßen mußte.

Daselbst wurde er abermals Gegenstand der zartesten Sorg-
falt des Vereines zur moralischen und religiösen Veredlung
junger Sträflinge, und man durfte die schönsten Hoffnungen
für den jungen Mann hegen, als er bei seiner Entlastung aus
dem Strafarbeitshause vom Bibelvercin noch eine Bibel mit
auf den Weg bekommen und dem Vereine für entlassene Sträf-
linge in die Arme gelegt wurde.

In der Stille und Zurückgezogenheit seines Aufenthaltes >
hatte er sich mit auffallender Vorliebe dem Schlosserhanbwerke
gewidmet, und so kam es, daß ein Vercinsmitglied, ein Schlosser,
ihn aufnahm und beschäftigte. Hier unter den Augen und
Fittichen des Vereins gedieh er zu einer ziemlichen Kunst-
fertigkeit, allein, was zu verwundern ist, er, das Kind und der
Zögling so vieler Vereine, war nie zu bewegen, selbst einem
der bestehenden Vereine beizutreten. Weder der Kunstvcrein,
noch der Mäßigkcitsverein, noch der Dombauvcrein, der Mis-
sions-, Kreuzer-, Turn-, Lese-, Freihandels-, Weinproduzcnten-,
Gescllenverein zählten ihn zum Mitglicde, — desto inniger
aber hielt er zu dem nichtsanktionirten Nichthutabnehmungs-
vereine, und einem Zweiten zur Fertigung von Nachschlüsseln.

Letztere Anhänglichkeit zog ihm eiuen zweiten längeren
Aufenthalte im Zuchthause zu, während dessen er, Dank den
Bemühungen des Frauenvcreincs zur Tröstung und Erheiterung !
rückfälliger Delinquenten, so weit gedieh, daß er nach seiner
Entlastung durch abermaliges Verwenden des Vereines für ent-
laffcne Sträflinge eine Stelle als Ausseher in der Vercins-
beschäftigungSanstalt erhielt.

Diese Wohlthat sollte er aber nicht lange genießen! Schon
war er im Begriffe, mit Hilfe des Trauvereins sich eine Gattin
als Lebensvcrschönerung auszuwählen, als er eines Abends in
Bildbeschreibung

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"Der Vereinsmensch"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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G 5442-2 Folio RES

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München

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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 159, S. 114
 
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