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192 Episoden a. d. Leben eines deutsch. Kadis.

Jude. „Verzeihen Euer Gnaden, haben Sie Ihren
Besoldnngshaber noch?"

Kadi. „Das gehört nicht ins Amtszimmer."

Jude. „Ihr Gnaden, ich Hab' schon mit der gnädigen
Frau Kadi geredet; ich geb' Ihnen für den Schöffel von
Ihrem Haber einen Thaler mehr, als er auf der Schrannen
kostet. Der gnädigen Frau ist's recht."

Kadi. „So — so — aber laß er in Zukunft das
Handeln."

Kadi. „So, Müller, jetzt sind die Amtsgeschäfte abge-
macht. Ich Hab' ihm schon gesagt, daß er mir die Rech-
nung über das Mästen meiner drei Schweine machen soll."

Müller. „Ihr Gnaden, die Sache ist zu unbedeutend..."

Kadi. „Rein, das thu' ich nicht! Ich will nichts um-
sonst. Sag' er mir, was es kostet."

Müller. „Nun, wenn es Ihr Gnaden durchaus nicht
anders thun. . drei Gulden."

Ter Kadi bezahlt schweigend drei Gulden; der Müller
entfernt sich.

Kadi zum Oberschreiber. „Haben Sie je so eine
Unverschämtheit erlebt, von seinem Kadi etwas für s Schweine-
mästen zu fordern!"

Oberschreiber. „Unerhört!"

Kadi. „Hat der Müller nicht noch eine andere Sache. . .?"

Oberschreiber. „Ja, die Geschichte mit dem Aich-
Pfahl an seiner Mühle."

Kadi. „Ja, ja, der Aichpfahl!"

Oberschreiber. „Herr Müller, Herr Müller, die
Schweinmastung wird theuer zu stehen komme»."

Unsterbliche Verdienste.

„Die Stadt hat auch in diesem Jahre wieder ihr Mög-
lichstes zum Besten ihrer Mitbürger geleistet. Es wurde näm-
lich aus den Mittel» der Commune dem berühmten Schau-
spieler Gestus ein herrliches Monument, zu 2000 fl. ver-
anschlagt, errichtet; das Naturalienkabinet wurde durch zwei
äußerst pretiose Exemplare hinterindischer weißer Elephanten
,aus dem Königreiche Anam, sowie durch einen Condor aus
dem Andesgebirge im Gesammtwerthe von 7000 fl. vermehrt;
ferner wurde der der Stadt angränzende Park für Spazier-
gänger vergrößert und mit ausländischen Baumgattungen
zum Geldbeträge von 9000 fl. bepflanzt und verschönert;
nebstdem wurde für Festivitäten, Beleuchtungen und Dekor- 1
irungen bei besonders feierlichen Gelegenheiten, sowie durch s
den Ankauf naturhistorischer Gegenstände, besonders zweier
ächten alten ägyptischen Kochhäfen von ganz unschätzbarem

Werthc die geringe Summe von 13000 fl. verausgabt. —
Die Noth und Armuth der Bürgerschaft hat sich zwar auch
in diesem Jahre mehr vermehrt als gemindert, doch es hat
die Stadt auch in dieser Sache ihren oft erprobten Wohl- j
thätigkeitssinn geoffenbart, und an die Arnien durch eine Art
Lotterieloose, die an die Dürftigen vertheilt wurden, und
wobei jeder nach dem Glücke seines Looses bald mehr, bald
weniger gewinnen mußte, die volle Summe von 101 Kronen-
thaler d. i. von 272 fl. 42 kr. als Spende überniacht,
und hiedurch unsterbliche Verdienste erivorben."—

Schluß des siebenten Lundes.

Redaktion: Caspar Brau» und Friede. Schneider. — München, Berlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hoi- und Iluiversitäts.Biichdrnckerei von Ile. C. Wals & Sahn in München.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Episoden aus dem Leben eines deutschen Kadis" "Unsterbliche Verdienste"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Glassturz
Kadi <Motiv>
Gefäß <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 168, S. 192
 
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