Fliegende Blätter (70.1879 (Nr. 1745-1770))

Eine alte Botin in Tyrol, welche täglich die Sachen, die
sie zur Beförderung erhält, aus dem Rücken ihres Esels an
ihren Bestimmungsort bringt, trägt dieselben an einem hohen

Rcclamr.

In unserem Verlage ist erschienen:

Lord William Chesterkäs und Anigna Eidergans, das
edle Grönlandfräulein, oder die Trauung auf dem Wallfisch,
ein folternd spannender Roman von vr. Harpunius van der
Trompeten, Großes Lieferungswerk in zwölf Monatsheften
ü 50 Pf. Ein jeder Abonnent erhält eine ausgezeichnete
Hcirathsparthie — der männliche eine Braut, der weibliche einen
Bräutigam — bei der Schlußlieferung unentgeltlich nachgewiesen.
Verheirathete können diese Nachweisung für ihre Freunde, Be-
kannte, Söhne und Töchter beliebig verwerthcn.

Glückshafens Verlags- und Colportage-Buchhandlung
in Schwindelgründingen.

Einzige Tugend. 43

(Zum Pastor kommt ein Baucrnburschc und meldet den Tod
seines Vaters mit dem Ersuchen, der Herr Pastor möge die Leichen-
rede hatten.) Pastor: „Kannst Du mir nicht Einiges aus
dem Leben Deines Vaters mittheilen, damit ich es bei der
Leichenrede benützen kann?" — Bursche (nach einigem Besinnen):
„G'sofscn hat er!"

Christ ende m u t h.

Mancher, dem das Vaterunser
Täglich oft vom Mund entflieht.

Will doch nicht, daß Gottes Wille,

Sondern seiner nur geschieht.

Er steht zu nächt'ger Stunde
Im bleichen Mvudenschein
lind harrt vor Liebchens Hause
In bitt'rcr Herzenspein.

Der kalte Nordwind schneidet
Ihm scharf in's Angesicht,

O weh, das stolze Liebchen
Zeigt sich am Fenster nicht!

Wie er vor Frost erstarrt ist.

Es scheidet schon der Mond —

Da fällt ihm ein, daß Liebchen
Za jetzt — wo anders wohnt.

Gedankensplitter.

Eine Hand wäscht die andere und doch bleiben beide oft schmutzig.

j Festtage auf ihrem eigenen Rücken zur Stadt hinaus. Die
Leute bedauern das alte Weiblein, daß sie sich jetzt so

i plagen muß, denn sie glauben nicht anders, als daß ihr Esel

das Zeitliche gesegnet, und sie kein Geld zum Ankäufe eines
andern Grauen habe. Doch es verhielt sich anders. Man befragt
sie um die wirkliche Ursache und die gemüthliche Alte antwortet:
„Ja wissen Sie, mein lieber Herr, mein Esel muß sich Jahr
aus, Jahr ein tagtäglich schinden, und da Hab' ich mir halt

gedacht: weil heut ein so hoher Feiertag ist, lass' ich den Esel

zu Haus im Stalle stehen, damit er doch auch etwas von unserem
Festtag verspürt. -

6*