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2 Von der Vöglein Wanderung.

Und dann schmelzen in den Thälern
Plötzlich Schnee und Eis, und herrlich
Sprießen ans der feuchten Erde
Blumen, Blumen ohne Zahl.

Und ans leichten, rothen Wolken
Schwebt vom Himmel auf die Erde
lieber schlanke Birkenwipfel
Göttin Laila wunderhold:

Laila, sie, die Sonnengöttin:

Und ein dicht Gewölk von Vögeln,
Zwitschernd, flötend, schmetternd, wirbelnd
Fluchet flatternd um sie her.

Auch in Lappland wird's dann lieblich:
Tausend Nester in den Birken,

Tausend Nester in dem Riedgras:

Vögel - Jauchzen überall.

Aber kurz nur wahrt die Freude
Und wenn kalt die Nächte reisen.

Sendet Laila ihre Vöglein
Südwärts auf die Wanderschaft.

Und zum Hüter für die Kleinen
Stellt sic aller Vögel Klügsten,
Altverständigsten, den Kranich,

Und zum Reisemarschall auf.

Kehren sie im Lenz dann wieder.

Fordert sie für all' die Schaarcn,

Die ihm waren anbefohlen,

Von dem Langhals Rechenschaft.

„Herrin!" spricht alsdann der Hüter,

„Alle meine Schutzbcfohl'nen
Könnt' ich nicht dir wiederbringen:

Manches liebe Schöpflein fehlt.

Denn die ungczog'ncn Meisen
Müssen in die Meisenkasten,

Ob ich noch so streng sie warne:

Meisen folgen eben nicht.

Meine liebe Noch deßgleichen
Hab' ich mit dem Schelm Rothkelchcn!" —
„„Schilt mir nicht ans meinen Liebling!""
„Herrin, 's ist mein Liebling auch!

Aber ncubcgicrig sind sie.

Wie sonst nur noch junge Mädchen;

Jeder Leimstock kann sic fangen.

Den der Mensch der Neugier legt.

Ach geschossen ward das Rebhuhn,

In der Sprenkel hängt die Drossel,

Und die Italiener fraßen
Mir den Zaunkönig sogar.

Alle diese, hohe Herrin,

.Sind auf Erden mir verunglückt:

Aber Eine mußt du suchen
Droben bei dem lieben Gott.

Denk' dir nur, die Haidelerche
Hat so hoch sich aufgeschwungen.

Daß sie aus den Himmelswolkcn
Gar nicht mehr den Rückweg fand.

Da hat ihr der liebe Herrgott
Mitleidvoll das Himmelsfenster
Anfgethan und bei den Englcin
Im Sopran sie angcstcllt."

Der verdorweuc Fink.

Ä' Krimminalfall aus meiner Braxis.

(Sächsisch.)

Mci' Name is nähmlich
M c i s g c n. Ich war fricher
Schankdarm und läwc jetzt
■ von meiner Bankziohn und

von mein’ Arrinncrungcn
pp in Zitzschcwig bei Drüsen,
p Damals awcr, wie ich
noch acdiev war, da hnddc
| ich meine Schdazion in
Waldgrien. Das war

’:|Ä damals ei’ Dorf im säch-
H fischen Ärzgcbärgc (ooch
änne wunderscheene, hibsche
Gegend, ei ja!)

Wnldgricn lag freilich
fahre weit ab von der
Residänz, und dordc mürk-
de mer ooch von der wäld-
beriehmden sächsischen Hecslich-
kect nich so fahre viel, son-
dern blos der Bliemgcnknffec

dhat meerschdendeels die geografische Lage andeiden. So
ausgebrägt hccflich sinn nu eemal de Leide im Gcbärge nich,
wie in der Residänz, wo sc hcifig vor ünncr Dhierc finf
Minuden lang hin- und härknixcn, weil Kccn's nich znärscht
'raus oder 'nein will.

In Waldgrien worden kccne Komblimändc nich gemacht,;
de Leide dhadcn sich meerschdendeels mit „Du" anrädcn, und
blos ich und der Härr Baßter worden, unsrer Schdellung nn-
gemässcn, mit „här'n Sc" begricßt. Ja, das war änne scheene
Zeit! Wenn ich dorch's Dorf ging, schrien de Kinder: „Ei
Herrjcscs, reißt aus, dordc kommt der Härr Schankdarm!"
Und wenn sc ooch nischt büxirt hadden, aus rissen se. Bassiern
dhat ooch gar nischt, fee Krawall, kecne Wiedersützlichkccd: wecß
Knebbgcn! mer kam ganz aus der Ruhdienc und wordc regle-
mankswiedrig dicke! Äncs scheenen Awcnds awcr. kam doch
ooch der Krach in unser Schdill-Läb'n und blos wäg'n ü'

Finken.

In Waldgrien wohnd'n Zwcce so fahre nä'menander, daß
mcrschc nich andersch als Nachbarn Heeßen konnde, nämlich der
Schmied und der Schneider. Die war'n sich nu' aber änandcr
gar nich griene und das kam dahär, weil der Schmied an'
Finken und der Schneider än' Kannarigenvogel hadde. Der
Schmied war schdolz uff sein' Finken, wcil's ä' sogennnnder
Reitzugschläger war, was allerdings änne Finkenraridüd is, und
weil der Schmiedsfink in ganz Waldgrien bekannt und benehmt
war. Der Schneider dhat sich aber uff sein' Kannarigenvogel
'was einbild'n, weil er'n vom Schulmeester geschänkt gekriegt
und dabei erfahr'» hadde, daß er von ü' ganz särnen Weld-
dhcelc abschdammcn dhun dhäde.

Schmied und Schneider ging'n sich mccrschdcndhcels ans'm
Wäge, awcr an dem Awende ä'm kam ü' Ärrdhum vor, und
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der verdorwene Fink"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Beckmann, Conrad
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1823, S. 2
 
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