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Vom Dirndl, das der Tuifl g'holt hat.

Oberösterreichische Dorfgeschichte von §. Noung.

Wann ein Atannsbild schimpfen und fluchen thut, so ist
üas grauslich und schicch; . wann aber ein Frauenzimmer böse
Wort' im Munde führt und vom frühen Morgen bis spät in
^ie Nacht hinein ein loses Maul hat, oh mein, so hört sich
^ls noch viel schlimmer au.

Die Waldhosbäuerin war aber so ein Weibsbild, die den
Unsorm an sich g'habt hat, zu ihrem eigenen Schaden und zu
dem ihrer ganzen Familie. Lost's nur!

Von Grund ihres Herzens war die Waldhosbäuerin gut,
"ber ein Züngel hat f g'habt, ein Züngel — na, das war
tüchtig g'schliffen und mitunter auch sakrisch derb. Ob ihr
das Wettern und Fluchen angeboren war, ob sic sich's nur so
"ilch und nach und weil ihr Keiner 's Maulwerk g'legt, an-
gcwöhnt hat, das könnt' ich nicht sagen, — ich erzähl' eben nur,
>vns ich weiß, und das ist schlimm genug.

Die Waldhosbäuerin, die hat einen braven, aber leider

Gott, auch recht schwachen Alaun g'habt und zwei prächtige
Kinder, einen Buben, den Sepp, und ein Dirndl, die Vroni.
Die Vroni war ein Lamperl, wie — der Vater, der Sepp
ein Hitzköpfel, wie die Mutter. Wann die Waldhosbäuerin in
der Früh aufg'standen ist und ihr die Sonne zu hell in die
Augen g'schcint hat, gleich ist sic süchtig 'worden und hat
g'schimpft: „I du vermaledeite Blendlatern'! Frei blind könnt'
man werden von dir; daß dich lieber der — Tuifl holet!"
War's Wetter trüb und neblig, ist die Waldhosbäuerin noch
schiecher 'worden und hat räsonnirt: „Na, heut' schaut der
Himmel wieder aus, als ob er zahnen wollt'! Frei traamhapet
kunnt' man werden bei dem z'widern Wetter. Der Tuifl soll's
holen!" Hat's g'regnct oder g'schncit, war's ihr auch nicht
recht, mit ein'Wort: g'schimpft hat die Waldhosbäuerin immer.
Die Hendeln haben ihr nicht g'nug Eier g'legt, die Gäns sind
nie fett g'nug 'worden, und wann ihre Säu' zum Fressen
aufg'hört haben, dann hat sie f in Gottes Erdboden hinein
verflucht, und der Waldhofbauer hat s' g'schivind abg'schlacht', eh'
wenn s' der Tuifl g'holt hätt'. Mit ein'm Wort: der Waldhof-
bäuerin war einmal nix auf der Welt anständig, und außer ihrem
Buben, dem Sepp, der mit'm Snzel im Maul schon 's Fluchen
g'lernt hat, war ihr kein Mensch, kein Vieh, ja nicht einmal
ein Kräutel im Garten gerecht g'wachsen.

Der Bauer, ihr Mann, hat ihr oft, und zwar im An-
fang ihrer Eh', Vorstellungen g'macht und ihr ang'rathen, daß
sic sich das Schimpfen und Wettern abg'wöhnen sollt'. Ja,
Schnecken! Einen Schmarr'n hat's ihm g'nutzt, und nur noch
mehr ist sie aus'm Häusel 'kommen, wann er ihr eine schöne
Red' g'halten hat. So hat er endlich lieber 's Maul g'haltcn,
und er für seine Person ist dabei besser g'fahren.

Den „Tuifl" hat die Bäuerin bei jedem zweiten Wort

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"Vom Dirndl, das der Tuifl g'holt hat"
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Fliegende Blätter
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G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Publikation

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Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1843, S. 161
 
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