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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
li) Handlungen, sowie von allen Postämtern und
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Erscheinen wöchentlich ein Mal.

«l-L 1834.

Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei direktem
Bezüge per K r e u z b a n d: für Deutschland und Oesterreich
jfi. 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins Jl. 8—. IjaXIII. Oö.
Einzelne Nummer 30

Die Heilquelle, oder die Quelle des Unheils.

Bon Ludwig Kalisch.

(Schluß.)


Nach einigen Monaten
schon hatte die Quelle
eine kreisrunde Umfas-
sung von röthlichem
Sandstein. Da dieselbe
einige Fuß tief lag, so
führten zu ihr rechts und
links mehrere breite Stu-
fen. — Es handelte sich
jetzt darum, die Zeit der
Einweihung zu bestimmen und das Programm für diese zu ent-
werfen. In demselben sollte, wie in allen Festprogrammen unserer
gesitteten Hemisphäre, die Musik den wesentlichen Theil bilden.
Man wollte zwei Fliegen mit einer Klappe todtschlagen und
wandte sich deßhalb an den Actnarius Brum inert, der nicht
nur als Povt, sondern auch als Componist in seiner Vaterstadt
weit und breit berühmt war. Er stellte bereitwilligst sein
Potent zur Verfügung und sagte, er würde zuerst eine Hymne
auf die Quelle dichten und sie — nicht die Quelle, sondern
äie Hymne — sodann in Musik setzen, oder zuerst die Musik
componircn und dann die Hymne dazu schreiben; cs hänge nur
davon ab, welche von den beiden Musen, Kalliope oder Euterpe,
sich zuerst freiwillig an seinen Schreibtisch verfüge; denn er sei
"icht gewohnt, dieselben, wie so viele Operncomponisten der
Gegenwart, bei den Haaren herbeizuziehen. „Ich bin ein höchst
^scheidener Mann," sagte er, „und mache cs nicht wie die
sehigen Compositcurs. Diese schreiben nicht nur selbst den Text
Ki ihren musikalischen Produkten, sie schreiben auch noch
häufig die anerkennenden Kritiken dazu. Sie loben sich schon

selber, bevor sic noch von Anderen getadelt werden. Ich lobe
wich nie selbst, es sei denn, daß ich im Interesse der Kunst
und ans Wahrheitsliebe dazu gezwungen würde."

Die Stadt besaß einen Gesangverein, „Goldburgia"
genannt; dieser war mit der Ausführung der Hymne beauftragt.
Die Instrumentalmusik sollte von dem Quintett nusgeführt
werden, welches aus einer Violine, einer Baßgeige, einem Fagot,
einer Posaune und einer Kesselpauke bestand und in Goldburg
das Licht der Welt erblickt hatte. Die Jnaugurationsfeier ward
aus den ersten Tag des Wonnemonats festgesetzt. Es war nicht
viel Zeit zu verlieren.

II.

Der April neigte sich zu Ende, und man kann sich denken,
welche Aufregung in Goldburg herrschte. Der Actuarius Brummert
hatte mit Hülfe der zwei bereits genannten Musen die Hymne
und, wie er selbst behauptete, ein Meisterwerk zu Stande ge-
bracht. Dieses Meisterwerk war nunmehr völlig einstudirt.

Man hatte anfangs beschlossen, daß zwölf weiß ge-
kleidete Jungfrauen den feierlichen Zug nach der Quelle eröffnen
sollten; da aber die anderen Goldburger Jungfrauen sich dadurch
verletzt fühlten, so vermehrte man die Zahl noch um zwei
Dutzend und ließ dennoch mehrere Dutzend zurück, die sich schwer
darüber beklagten, daß ihre Jungfräulichkeit nicht berücksichtigt
worden.

Sechs Dienstmädchen aus den vornehmsten Häusern —
drei Brünetten und eben so viel Blondinen — jede mit einem
Trinkglase versehen, waren auserlesen, an der Quelle den Schenk-
dienst zu leisten und mit freundlichem Lächeln dem Publikum
den kostbaren Trank zu verabreichen.

Vor der Quelle war bereits die Estrade erbaut, auf
welcher den Municipalbehördcn mit dem Bürgermeister nebst
den Honoratioren der Stadt und den cingeladencn fremden
Gästen nummerirte Plätze angewiesen wurden.

Am dreißigsten April, am Vorabend der Feier, war die

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Heilquelle, oder die Quelle des Unheils"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1834, S. 89
 
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