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9.

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

JP 1831.

Preis des Bandes (26 Nummern) Jl 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kreuzband: sür Deutschland und Oesterreich ..

Jt 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins Jt8—» ^XXIll. -Ö0.
Einzelne Nummer 30

Was dem Rentier Nitzsche aus Dresden auf der Rückreise bon der Berliner Fischerei-

Ausstellung paffirt ist.

(Von ihm selbst erzählt.)

Ja ja, nee nee, meine Harrens, ich hab's immer gesagt
un ich bleibe ooch jetzt noch dcrbei: wenn ä' Dräsner zum
Bläsire nach Berlin will reesen, das muß ä' richt'ger
Schanfkopp sin! Un das stimmt, denn 's is Sic ooch bei
mir eingetrosfen, wie ich Sc's gleich dcrzchlcn were.

Da halt' ich nämlich in de Zeidungen so viel geläsen
ibcr de Fischausschtcllung in Berlin, wodrinne 's hieß: so 'was
Scheencs wäre iberhaubt uff der Welt noch gar nie nich da-
gewesen, un da muß mich doch der Deixel reiten, daß ich aus
öuhre dumme Leichtglecbigkect mich ooch verleeden lasse un mit
so ä' Ecksdrahvcrgnigungszug ooch mit nach Berlin machen
^hue. Nu' geh'n Se mer aber mit so 8' Zuge, das is de
keenc Lige; denn wenn Eener da will Vergnigen suchen, da
Muß er sich gans ecksdrah welches mitnehmen, sonst is es
uischt niche.

Na, un übrigens, wenn ä' Dräsner sagt, daß er will
Zum Vergnigen nach Berlin fahren, den sollte mer lieber allemal
llleich nach Bärne uff de wahnsinnige Hcilanschtalt schaffen,
denn so Eener muß doch allemal mehrschtendheels schone halb-
vcrrickt sin. Was hat mer dcnnc ser so "was Besondersch in
Berlin? Etwa den alten Fritzen sei' Denkmal, wodruff de
Berliner so sehrc stolz sin? I ja dochc, da is mer unser
August der Starke in der Neischtadt weeß Kncppchen zehnmal
lieber — das is doch ä' ganz and'rer Kerl! Un dann der be-
weinte Berliner Dhiergarten; das is enne Quarkschbitze gegen
unfern großen Garten! Von unser neies Hosdeader, von
de Bildergallcric un von de Brihl'sche Dcrassc will ich gleich
gar nich reden, denn da mißdcn sich de Berliner doch gar zu

! sehre schämen, weil se so 'was ooch nich im Endfernsten bei
sich gar nich haben.

Ich habe mich deshalb ooch diesmal mit Berlin gar nich
weiter befaßt, sondern ich machte gleich mit de Fcrdebnhn 'naus in
de Fischerciausschtellnng. Aber ach, Du mei' liebes Göttchen,
das war Sic ooch weiter nischt niche, als wie ä' rechter dicht'ger
Reinfall! De ganse Sehenswärdigkect bestand in Netze, Angel-
haken un dode un lcwcnd'ge Fische, wie mer se bei uns in
Drüsen kann alle Dage seh'n, wenn mer in de Elbe oder in
de Weisritz 'neinguckt, oder wenn mer zu de Fischweiber uff'n
Marcht geht. Un säh'n Sc, meine Harrens, was de grccßte
Schand war, das war Sie, daß in die ganse Fischausschtcllung
ooch nich ä' eenzigtcr Wallfisch zu säh'n war! Na, da hecrt
doch wees Kneppchen Alles uff! Ich hatte gedacht, hier wenigstens
änne ganse Wallfischhccke zu säh'n, aber dadermit war's Essig.

Um nrich aber wenigstens ganz genau zu iberzeigen, fragte
ich so ä' ohniformirten Uffseher: ob's denn in der Ausschtellung
nich eenmal keenen cenzigtcn Wallfisch nich gäbe. Un wissen
Se, meine Härrens, was mir der infamigte Kerl antworten
dhat? „Oh ja!" sagte er, „wir haben hier sojar eenes der
jrößten Ecksemblare, die et kaum jicbt, abcrst dieser olle Wall-
fisch sitzt eben jetzt uff sein Nest un brütet sich Eier aus.
Nächste Woche können Se hier in de Restorazion junge Wall-
fische blau. jesotten oder ooch mit polnische Sohsc jenicßen!"

Na, mir kam Sie das schon ä' bischen sonderbar vor,
aber wie nu' ä' baar Härrens, die das mit angehört hatten,
uff eenmal fürchterlich ze lachen anfingen, da merkte ich, daß
mich dieser infamigte Berliner Kerl zum Narren gehabt haben
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