Fliegende Blätter (73.1880 (Nr. 1823-1848))

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Als ich noch, ein dummer Junge,
Täglich in die Schule ging,

Docht' ich von manch' wicht'gcr Sache -
Wie ein Kind denkt, sehr gering.

Also ging mir's mit der Liebe,

Denn ich Mußt' von ihr nur dies:

Daß man groß sie schreiben müsse.

Weil man sic ein Hauptwort hieß.

Aus der Schule dann entlassen.

Trat ich in die Lehre ein,

Bald bcgann's in mir zu dämmern:
„Lieb' muß mehr als Hanptlvort sein."

Und so wurde mir die Liebe
Zum Empfindungsworte sacht.

Bis ich d'raus mit meinem Liebchen
Ein Bcrhältnißwort gemacht.

Daraus hat sich rasch entwickelt
Ein geheiligt Bindewort —

Fragt mein Weibchen nur, das holde.
Fraget meine Kinder dort!

So erfuhr ich, daß die Liebe —

Und mir wird wohl bang dabei —

Gar zu oft und zu empfindlich
Umstands- und auch Zahlwort sei.

Dazu macht sic meine Gattin,

Dazu auch der Kinderhauf'.

Durch die Mutter für die Kleinen
Tritt sic jetzt als Fürwort ans.

So tvard wachsende Erkenntniß
Von der Liebe mir beschert.

Mit dem höheren Verständniß
Hat sich auch mein Glück vermehrt.

Mancher alte Junggeselle,

Der versäumt die rechte Frist,

Zeigt mir, traurig jetzt und einsam.

Daß die Lieb' auch Zeitwort ist.

Rcdaction: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hos-Vuchdruckerci von E. Mnhlthalcr in München.

Hiyn eine Beilage.