Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
pr Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
im tms7.
Preis deS Bandes (26 Nummern) Jt 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich . , ys.
Jlt 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins MS—» ^ XIII. -OO.
Einzelne Nummer 30
Aus der Chronika des Schlosses Rauhenfcls.
(Viäe: Nr. 1757.)
3>d<,
Am (tage Nonne himmelsarth.
Anheutc sind cs bald fünf Monate,
daß wir in's Elend gewandert und ein-
gezogen in das alte, menschenverlassenc
Nest; denn der alte Habakuk, so es der
Einzige in der Einschicht hier ausge-
haltcn, ist einem Dachsbären ähnlicher,
dann einem Adamskinde. Und warumb
hat cs so khomben müeßen? Weil ohne
Weiber für uns Narren keine Freud' ist,
mit den Weibern aber kein Fried'; daß
ihnen doch der Teufel Allen den Kragen
im Mutterleib' umdrehte — Gott verzeih' mir armen Sünder,
l>ber so gcht's, in der Wildnis; verwildert auch der Mensch.
Ist cs aber einem alten Gaul zu verdenken, daß er un-
willig ansschlägt, so er seinen warmen, gewohnten Stall ver-
iauschen muß mit einem elenden, Wind und Regen durchlässigen
Bretterverschlag; und ist der arme, gnädige Herr etwa besser
barau im Waffensaal, dem einzigen Gelaß, das noch einiger-
maßen bewohnbar herzurichten war, und ist es nicht ein Spott
des Geschickes, daß ihn von der Wand das Contcrfcp des
llrahns und Erbauers ansieht mit den Zügen des Junkherrn,
«ns daß er immer vor Augen habe, warumb er aus seinem
^igen gewichen; was hilft cs auch, daß ich cs verhängt; so
der Blick auf das Tuch fällt, weiß man doch, was dahinter steckt.
Am besten daran in ihrer Küchel ist noch das gute, alte,
Ekeue, dumme Thier, die Emerenz, die dem Herrn nachgclauscn,
vhncrachtet er sic ihr Lebtag nie mit einem guten Aug' angeseh'n,
V, daß sic kaum dem Tode von seiner Hand erst kürzlich mit
knapper Noth entronnen. Soll man sich nachher verwundern,
wenn die Herren des Glaubens leben, Ivir gemeinen Leute
Mären blos darnmb da, uns ans dem Leibe hcrumbzutrampeln,
so wie selbst ihnen die Köpfe unter die Füße legen? Anizo
ist aber der Herr recht freundlich zu ihr, wohl, gleichwie der
Jäger seinen Hund nicht im Walde prügelt, wo er seiner be-
dürftig, sondern dahcimb. Ist auch der Herr überhaupt viel
milder und umgänglicher, denn jemals früher, und
will mir nur das Eine nicht gefallen, daß er sich
.allzu fleißig des Trinkens aunimbt und die Tabak- «|
Pfeife schier gar nicht aus dem Munde bringt; mag
solches wohl gut sein, die Muken zu vertreiben, so
nur nicht dafür gar Hornißen sich cinnisten.
Sollte es dem alten Herrn nicht anders bestimmt
sein, dieß Haus mehr zu verlassen, dann mit den Füßen voraus
getragen? Mag ich solches nicht glauben und vertraue Deine,
der die Menschen hcimbsnchct mit Truebsal zu ihrer Besserung,
nicht aber zum Verderben. Wollt' ich doch lieber, wir zögen
noch einmal hinaus gegen den Erbfeind zu werben um einen
ehrlichen Reitertod aus freiem Felde, als hier zu verschmachten
in den dumpfigen Mauern, die uns anhauchen mit Grabes-
odem, als wandelten Lebendige in modriger Gruft.
Am Lage »ach dein Zehe Aariae Geburt.
Da ich diese Nacht ohnehin wachend verbringen mueß, so
will ich selbe benüzcn, um aufzuschrciben, was ich heute Trauriges,
ja Entsetzliches erlebt.
War es mir wohl schon seit langem klar geworden, daß
es mit unserm Herrn kein gutes Ende nemben könne. War
ich nun heroben des Nachmittags in »reiner Kammer darüber
her, mir ein paar Risse in meinem Wambs auszuflickcn, als
die Emerenz schier odemlos in meine Stube Plaztc, mir be-
deutend, ich solle schleunig hinunter zum Herrn, cs sei bei
selbigem ein gräßliches Getöse, und schreie und tobe er so
1L
pr Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
im tms7.
Preis deS Bandes (26 Nummern) Jt 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich . , ys.
Jlt 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins MS—» ^ XIII. -OO.
Einzelne Nummer 30
Aus der Chronika des Schlosses Rauhenfcls.
(Viäe: Nr. 1757.)
3>d<,
Am (tage Nonne himmelsarth.
Anheutc sind cs bald fünf Monate,
daß wir in's Elend gewandert und ein-
gezogen in das alte, menschenverlassenc
Nest; denn der alte Habakuk, so es der
Einzige in der Einschicht hier ausge-
haltcn, ist einem Dachsbären ähnlicher,
dann einem Adamskinde. Und warumb
hat cs so khomben müeßen? Weil ohne
Weiber für uns Narren keine Freud' ist,
mit den Weibern aber kein Fried'; daß
ihnen doch der Teufel Allen den Kragen
im Mutterleib' umdrehte — Gott verzeih' mir armen Sünder,
l>ber so gcht's, in der Wildnis; verwildert auch der Mensch.
Ist cs aber einem alten Gaul zu verdenken, daß er un-
willig ansschlägt, so er seinen warmen, gewohnten Stall ver-
iauschen muß mit einem elenden, Wind und Regen durchlässigen
Bretterverschlag; und ist der arme, gnädige Herr etwa besser
barau im Waffensaal, dem einzigen Gelaß, das noch einiger-
maßen bewohnbar herzurichten war, und ist es nicht ein Spott
des Geschickes, daß ihn von der Wand das Contcrfcp des
llrahns und Erbauers ansieht mit den Zügen des Junkherrn,
«ns daß er immer vor Augen habe, warumb er aus seinem
^igen gewichen; was hilft cs auch, daß ich cs verhängt; so
der Blick auf das Tuch fällt, weiß man doch, was dahinter steckt.
Am besten daran in ihrer Küchel ist noch das gute, alte,
Ekeue, dumme Thier, die Emerenz, die dem Herrn nachgclauscn,
vhncrachtet er sic ihr Lebtag nie mit einem guten Aug' angeseh'n,
V, daß sic kaum dem Tode von seiner Hand erst kürzlich mit
knapper Noth entronnen. Soll man sich nachher verwundern,
wenn die Herren des Glaubens leben, Ivir gemeinen Leute
Mären blos darnmb da, uns ans dem Leibe hcrumbzutrampeln,
so wie selbst ihnen die Köpfe unter die Füße legen? Anizo
ist aber der Herr recht freundlich zu ihr, wohl, gleichwie der
Jäger seinen Hund nicht im Walde prügelt, wo er seiner be-
dürftig, sondern dahcimb. Ist auch der Herr überhaupt viel
milder und umgänglicher, denn jemals früher, und
will mir nur das Eine nicht gefallen, daß er sich
.allzu fleißig des Trinkens aunimbt und die Tabak- «|
Pfeife schier gar nicht aus dem Munde bringt; mag
solches wohl gut sein, die Muken zu vertreiben, so
nur nicht dafür gar Hornißen sich cinnisten.
Sollte es dem alten Herrn nicht anders bestimmt
sein, dieß Haus mehr zu verlassen, dann mit den Füßen voraus
getragen? Mag ich solches nicht glauben und vertraue Deine,
der die Menschen hcimbsnchct mit Truebsal zu ihrer Besserung,
nicht aber zum Verderben. Wollt' ich doch lieber, wir zögen
noch einmal hinaus gegen den Erbfeind zu werben um einen
ehrlichen Reitertod aus freiem Felde, als hier zu verschmachten
in den dumpfigen Mauern, die uns anhauchen mit Grabes-
odem, als wandelten Lebendige in modriger Gruft.
Am Lage »ach dein Zehe Aariae Geburt.
Da ich diese Nacht ohnehin wachend verbringen mueß, so
will ich selbe benüzcn, um aufzuschrciben, was ich heute Trauriges,
ja Entsetzliches erlebt.
War es mir wohl schon seit langem klar geworden, daß
es mit unserm Herrn kein gutes Ende nemben könne. War
ich nun heroben des Nachmittags in »reiner Kammer darüber
her, mir ein paar Risse in meinem Wambs auszuflickcn, als
die Emerenz schier odemlos in meine Stube Plaztc, mir be-
deutend, ich solle schleunig hinunter zum Herrn, cs sei bei
selbigem ein gräßliches Getöse, und schreie und tobe er so
1L
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus der Chronika des Schlosses Rauhenfels"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)