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138 Verunglücktes Compliment.

„Guten Morgen, Herr Rath, soeben bin ich angekommen."

— „Ah, guten Morgen, Herr Baron! Sie waren verreist

— ich hatte lange das Vergnügen, Sie nicht zu seh'n!"

Räthselhafte Inschrift.

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Slawische Märchen.

Von E. Hübler.

Heimholer.

In einem kleinen Kellergemache lag auf ärmlichem Lager
ein grauhaariger, abgemagertcr Mann. Er fuhr mit hem Rufe:
„Hilfe! Hilfe! Diebe! Räuber!" aus einem unruhigen Schlafe
empor. Da sah er an seinem Lager einen Engel sitzen, der
eine Sanduhr in der Hand hatte.

„Du bist der Tod!" sagte der alte Mann. „Der
Teufel schickt Dich zur Strafe meiner Sünden!" Und indem
er so sprach, zitterte er heftig und sah mit Grausen auf den
Engel. Der aber cntgegncte sanft: „Die Menschen nennen
mich Tod; die Engel, meine Brüder, nennen mich Heimholer;
der mich sendet, ist Gott der Vater; und wenn Du selber
nicht willst, brauchst Du heute noch nicht mit mir zu geh'n:
Du kannst Dir's eine Viertelstunde bedenken." — „Ist das
wirklich wahr?" sagte tief aufathmend der alte Mann. „Komme
ich Dir wie ein Liigncr vor?" erwiderte der Engel.

Da schwieg der alte Mann einige Augenblicke. Dann
begann er wieder: „Unter einer Platte zu Deinen Füßen steht
ein Kasten mit Edelsteinen und Gold. Mir war's, als wenn

Slawische Märchen.

Diebe ihn ausgegraben und fortgetragen hätten. Wärst Du
so gut und nähmst die Platte auf und höbst ihn heraus, daß
ich nachseh'n könnte?" — Der Engel antwortete: „Es ist
eigentlich meine Sache nicht; aber ich will's thnn!" Und er
rührte schon mit dem Fuße an die Platte.

Aber der Alte rief plötzlich: „Wirst Du den Kasten aber
dann auch sorgfältig wieder eingraben? Ich kann's ja nicht,
und wehren kann ich mich auch nicht!" Und der Engel ent-
gegnete: „Nein, wahrhaftig, das ist meines Amtes nicht!" Da
rief der Alte wieder: „Dann las; nur Alles, wie cs ist! Ist
das verfluchte Zeug wirklich fort, so ist's immer noch besser,
wenn ich's gar nicht weiß!" Der Engel aber erhob sich und sprach
mit einem ernsten Blicke auf den Alten: „Mögst Du besser
auf mich vorbereitet sein, wenn ich wiederkomme!" und wollte
geh'n. Da fragte der Alte leise: „Meine Mutter kennst Du
nicht?" —- „Freilich kenne ich sie!" sprach der Engel. „Und
ich weiß auch, daß Du ihr harte Worte und schmale Bissen
gegeben hast, als sic alt und hilflos war, und daß sie Gott
gebeten hat, Dir's nicht anzurechnen!" „Käme ich auch dahin,
wo sie ist?" fragte wieder der Alte. „Ja!" antwortete der
Engel. Da rief der Alte: „Nimm mich mit!" Und Heimholer
brachte ihn zu seiner Mutter.

In derselben Nacht sah denselben Engel ein üppiges
Weib. Sie lag in einem glänzenden Gemache; aber sic hatte
heimlich geboren und Tags darauf war sie sehr schwer erkrankt.
„Muß ich mit?" rief sic heftig. „Muß ich durchaus schon
fort? Was habe ich denn noch genossen auf der Erde? Was
habe ich denn erfahren, als Lng und Trug?" „Du kannst
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Räthselhafte Inschrift" "Slawische Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1840, S. 138
 
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