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„Hnhngikl" rc.

richtete sich ein Bischen empor; „verlange, was Du willst!"

— „Dummes Zeugs!" kicherte das Männchen. „Ich brauche
nichts und thu's gern, von Herzen gern, mein Herzchen. Aber
halten wir uns nicht länger auf! Da, mein Kind, ihn' einen
tüchtigen Schluck von dem Trank!"

Er näherte die Phiole ihren Lippen und begierig griff
die Prinzessin mit ihrer kleinen weißen Hand darnach. Da
hielt aber das Männchen plötzlich zurück. „Weißt,

Herzchen," sagte cs mit schalkhaftem Wesen, „so schnell
können wir ja doch nicht dreingehen! Ich muß mir
ja doch etwas ansbedingen! Du müßtest ja glauben,
ich sei der allerdümmste Kerl von der Welt!" —

„Verlange, was Du willst!" rief die Prinzessin,
und streckte wieder die Hand nach der Phiole aus.

— „Nun, was soll ich denn für einen Vertrag

mit Dir machen?" fugte das Männchen; „wenn

mir nur was Gescheidtcs einfiele!" — „Lasst mich
von dem Tranke trinken!" bat ihn die Prinzessin,

die nach demselben lechzte. — „Ja, mein Kind!"

erwiderte das Männchen; „also, so bedinge ich mir
aus . . ." dabei dachte der Knirps nach, — „aha! ich
häb's!.... ich bedinge mir aus, daß, wenn Du 1
binnen drei Tagen meinen Namen vergessen haben solltest,

— wie ich heiße Hab' ich schon gesagt — so gehörst Du mir,
schöne Prinzessin, ganz mir, und Du mußt mir dann folgen,

wohin ich Dich führe! — Bist
Du einverstanden?" — „Mit
jeder Deiner Bedingungen!"
drängte die Prinzessin, und ver-
schlang förmlich die Phiole mit
ihren Augen. — „Die Hand her,
mein Herzchen!" — „Hier meine
Hand!" — „Topp! der Ver-
trag ist somit geschlossen!"
Nun setzte das Männchen die Phiole
an die Lippen der Prinzessin,
welche mit Heißgier in großen
Zügen den Inhalt ausschlürfte.
Mit jedem Schluck kehrte mehr
Wärme in den bisher so kalt ge-
wesenen Körper der Kranken ein,
und bald waren die bleichen
Wangen derselben mit lieblichen
Röschen überzogen, begann der
Mund wie Purpur zu glühen,
und strahlten die Augen in
feurigem Glanze. „Das wirkt wie
ein Zauber!" rief die Prinzessin,
und richtete sich vom Lager auf.

Sie wagte cs noch nicht, sich keck ans die Füße zu stellen;
als sie aber merkte, wie leicht sic die bisher starr gewesenen
Glieder bewegte, da that sie einen Freudensprung auf das
Parkett des Saales und schrie außer sich über ihr Glück:
„Mein Lebensretter! Lass' Dich an mein Herz drücken, lass'

Dich küssen! Ich will Dich in Lust und Entzücken fest in meine
Arme schließen! Wo bist Du? Wo bist Du?"

Aber das Männchen war verschwunden. —

7. Von beni Jubel in der Stadt und von der
Störung des Abschiedsfcstcs.

Das war ein Staunen und ein Jubel, als die Prinzessin

ihre Leute rief, und diese die Umwandlung sähen, die mit ihr
so urplötzlich vorgegangen war, denn so egoistisch auch die
Mitglieder ihres Hofstaates waren, so konnte sich doch Keines
dem Eindrücke der liebenswürdigen Art entziehen, welcher die
junge, schöne Prinzessin unter allen Umständen kennzeichnete.
Bald hatte sich die Nachricht von ihrer wunderbaren Genesung
in der ganzen Stadt verbreitet. Das Volk versammelte sich
vor dem „Goldenen Schiff," und ruhte nicht eher, bis sich die
Prinzessin am Fenster zeigte.

Im Besitze ihres ungetrübten Wohlseins, trat erst mit
siegender Allgewalt ihre seltene Schönheit und Anmuth hervor.
Entzückt von ihrem holden Anblicke schrie ihr das freudig
erregte Volk
zu. Mit vollen
Händen ließ
die Prinzessin
Goldstücke
unter die
Menge vcr-
theilen, wo-
rüber selbst-
verständlich

der allgemeine Jubel noch gesteigert wurde. Da, wie schon be-
merkt, die ganze Stadt für die fremde Fürstin von lebhaftestem
Interesse erfüllt war, so wurden ihr zu Ehren Feste auf Feste ver-
anstaltet. Luftfahrten wurden unternommen, Theatervorstellungen,
Beleuchtungen fanden statt, Turniere wurden in aller Pracht
jener Tage gegeben, in den Gärten zu MirabH und Hellbrunn
sah man die buntesten Volksfeste, überall erschien die Prinzessin
von den Spitzen der Stadt umgeben, und bezauberte durch
ihre Schönheit, ihren heiteren Sinn, ihr unwiderstehlich ge-
winnendes , herablassendes Wesen, Alles, was in ihre Nä
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hahngikl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Adamo, Max
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 75.1881, Nr. 1879, S. 34
 
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