Bestellungen werden in alle» Buch, und Kunst-
Handlungen, sowie von allen Postämtern und
L4. Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen ioöchentlich ein Mal.
M" £071
Preis des Bandes (26 Nummern) Jld.10. Bei direktem
Bezüge per Kr euzband: fürDentschland und Oesterreich
^Ll.Sst, für die anderen Länder des Weltpostvereins^ 8.— ^>0
Einzelne Nummer:I0 .st.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel Vorbehalten.)
schüchtern stehlen sich ein ^nar verirrte
CF« Sonnenstrahlen an den lveißen Fenster-
Vorhängen vorbei in das kleine Zimmer.
Sie fallen zuerst auf ein niedriges Tischchen
neben dein Bett, wo zwei Reihen in Schlacht-
ordnung ausgestellter Bleisoldaten mit ge-
fälltem Bajonnet gegen den Fuß einer mit
Rosen nngefüllten Base stürmen; sie ver-
weilen eine kurze Zeit auf dem schneeigen
Linnen des Lagers und schlüpfen dann ganz x
sacht hinauf zu dem schmalen, wachsbleichen Kinder-
gesicht, das in einem Rahmen von braunen Locken
still und regungslos aus dem Kopfpfühl ruht. Es
ist nur ein ganz winziges Fleckchen, das die wenigen
Sonnenstrahlen beleuchten können, und ihre be-
lebende Kraft ist tvohl nur gering; denn sie ver-
mögen weder auf den knospenden Lippen, noch
auf den zarten Wangen einen Hauch von Farbe
hervorzurufen; nur die Augenlider mit den langen, seide-
nen Wimpern zucken unruhig, als das kleine, helle Fleck-
chen bis zu ihnen heraufgeglitten ist, das Köpfchen wendet
sich ein wenig zur Seite, und als die hartnäckigen Sonnen-
strahlen trotzdem nicht von der Stelle weichen wollen,
thun sich die großen, braunen Angen halb verwundert
und halb traumbefangen auf. Reine un-
schuldsvolle Kinderaugen sind es, auf deren
klarem Grunde eine staunende Frage liegt,
die Frage nach dem unergründlichen Ge-
heimniß dieser schönen Welt, die sie nun
schon fünf Jahre lang sehen und die ihnen
doch mit jeder Stunde größere, unbegreif-
lichere Wunder erschließt. Aber noch etwas
Anderes liegt auf dem Grunde dieser Augen,
ein eigenthümlicher, feuchter Schimmer, den
ivir bei Gesunden nur sehr selten sehen und wenn
eine gewaltige Bewegung ihre Seele erschüttert,
der aber fast immer erscheint in den Augen sterben-
der Kinder und Jungfrauen, wie ein voraus ge-
worfener Abglanz himmlischer Verklärung.
Die braunen Augen wandern suchend in dem
kleinen Zimmer umher, sie ruhen lange auf dem
weißen Engelskopf, der als Verzierung mitten auf
dem Kachelofen angebracht ist, und sie gelangen endlich
auch zu dem niedrigen Tischchen mit den Bleisoldaten
und den Rosen. Und es geht ein Lächeln über das wachs-
bleiche Gesicht; der zarte Körper richtet sich — augen-
scheinlich zwar mit Mühe — empor, und die mageren
Fingerchen holen sich den Flügelmann vom ersten Gliede
Ick
Handlungen, sowie von allen Postämtern und
L4. Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen ioöchentlich ein Mal.
M" £071
Preis des Bandes (26 Nummern) Jld.10. Bei direktem
Bezüge per Kr euzband: fürDentschland und Oesterreich
^Ll.Sst, für die anderen Länder des Weltpostvereins^ 8.— ^>0
Einzelne Nummer:I0 .st.
(Alle Rechte für sämmtliche Artikel Vorbehalten.)
schüchtern stehlen sich ein ^nar verirrte
CF« Sonnenstrahlen an den lveißen Fenster-
Vorhängen vorbei in das kleine Zimmer.
Sie fallen zuerst auf ein niedriges Tischchen
neben dein Bett, wo zwei Reihen in Schlacht-
ordnung ausgestellter Bleisoldaten mit ge-
fälltem Bajonnet gegen den Fuß einer mit
Rosen nngefüllten Base stürmen; sie ver-
weilen eine kurze Zeit auf dem schneeigen
Linnen des Lagers und schlüpfen dann ganz x
sacht hinauf zu dem schmalen, wachsbleichen Kinder-
gesicht, das in einem Rahmen von braunen Locken
still und regungslos aus dem Kopfpfühl ruht. Es
ist nur ein ganz winziges Fleckchen, das die wenigen
Sonnenstrahlen beleuchten können, und ihre be-
lebende Kraft ist tvohl nur gering; denn sie ver-
mögen weder auf den knospenden Lippen, noch
auf den zarten Wangen einen Hauch von Farbe
hervorzurufen; nur die Augenlider mit den langen, seide-
nen Wimpern zucken unruhig, als das kleine, helle Fleck-
chen bis zu ihnen heraufgeglitten ist, das Köpfchen wendet
sich ein wenig zur Seite, und als die hartnäckigen Sonnen-
strahlen trotzdem nicht von der Stelle weichen wollen,
thun sich die großen, braunen Angen halb verwundert
und halb traumbefangen auf. Reine un-
schuldsvolle Kinderaugen sind es, auf deren
klarem Grunde eine staunende Frage liegt,
die Frage nach dem unergründlichen Ge-
heimniß dieser schönen Welt, die sie nun
schon fünf Jahre lang sehen und die ihnen
doch mit jeder Stunde größere, unbegreif-
lichere Wunder erschließt. Aber noch etwas
Anderes liegt auf dem Grunde dieser Augen,
ein eigenthümlicher, feuchter Schimmer, den
ivir bei Gesunden nur sehr selten sehen und wenn
eine gewaltige Bewegung ihre Seele erschüttert,
der aber fast immer erscheint in den Augen sterben-
der Kinder und Jungfrauen, wie ein voraus ge-
worfener Abglanz himmlischer Verklärung.
Die braunen Augen wandern suchend in dem
kleinen Zimmer umher, sie ruhen lange auf dem
weißen Engelskopf, der als Verzierung mitten auf
dem Kachelofen angebracht ist, und sie gelangen endlich
auch zu dem niedrigen Tischchen mit den Bleisoldaten
und den Rosen. Und es geht ein Lächeln über das wachs-
bleiche Gesicht; der zarte Körper richtet sich — augen-
scheinlich zwar mit Mühe — empor, und die mageren
Fingerchen holen sich den Flügelmann vom ersten Gliede
Ick
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Willys Geburtstag"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)