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Süd west-afrikanische Reisebriefe rc.

Zukunft anjekommen sind, wird Ihnen wohl bereits aus das Datum
un die respektiven dunkeln Freimarken so ziemlich klar jeworden
sind, welche letzteren ich übrijens unser'« jeehrten Schriftwart, Herrn
Klempnermeister Kwasselowsky ersuche, nich mit seine jewöhnliche
„merkantil'sche Findigkeit" for das Briefmarken-Album von seinen
persönlichen Erschtjebor'nen zu anneckthieren, sondern jefälligst als
werthvolle Erinnerung in das Vereinsarchiv mit'reinzukleben!

Außerdem werd't Ihr ja wohl auch die Depesche ü dreizehn
Fund siebzehn Schillinge richtig in die Hände jckriegt haben, wo
ich den erhebenden Anblick d'rein beschreibe: >vic so mit einmal
Pöh—a—pvh aus das jriine Wasser der schwarze Erdtheil 'raus-
taucht, un mit seine selben Küsten sich rechts un links in die blaue

Ferne verliert, wozu die jesammte Schiffsbevölkerung mit stille An-
dacht un ein bisken belegte Stimme in das erhebende Nationallied:
„Wer hat dir, du Palmenwald, aufjebaut so" und so weiter aus-
brach. Wobei ich nich verschweigen kann, daß dreizehn Fund sieb-
zehn Schillinge for so 'n paar dämliche Drahtwörter eine janz
jewöhnliche Prellerei von die sojenannten Atlant'schen Kabelkerrels
sind, indem man denn doch bei das Telegraffiren von solchen
Emfang, wie ich ihm hier als Ihr Abjesandter zu Theil jeworden
bin, schon aus bloßes Anstandsjefühl ermäßigte Preise eintreten
läßt! —

Weiß übrijens der Deibel, wie sich das von meine Ankunft
jleich in janz Südwest-Afrika so 'rumjesprochen hatte: aber kaum,

wie das Schiff mit mir un meinen Neffen Emil Lehmann bei
Kammeruhn so um die Ecke 'rumsegelte, da jing der Krempel los!

Böllerschüsse, die hier, eine ältere Landessitte jemäß, noch mit
Feil un Bogen abjejeben werden; Jlockenläuten von alle Jötzen-
tempelthürme; Fahnen-Aufhitzen in die deutschen, ahkwataun'schen
und Klein-Popoer Nazionalfarben; Jlluinuazion mit bunte Palm-
petroljumlampen den janzenStrand lang — es war ein überwältijen-
der Anblick!

Un nu bei's Näherkommen das bischen Hurra-Jeschrei aus
dausendstimmije Nejerkehlen un in die eckzotischsten Dialekte; des
Schkalpe in die-Luft-Schmcißeu, des Wehen mit die Taschen Kvkusnnß-

blütter von die schwarzen Damen-Wer so 'ne äquatorjale

Bejeisteruug nich mitjemacht hat, der kann ebend keinen Bejriff von
so 'was haben! Da is der Entuhsiasmus, wenn die Lucka wo
zum ersten Mal auftritt, oder mein'swejen Jötze un Miresze-
winnsky, oder wie er sonst heißt, zusammen die letzte Abschiedsarje
singen, des ist da höchstens ein kleiner kalter Fieber-Anfall dajejen!

Toppvjrafisch kann ich mir übrijens hier die Bemerkung nicht
verkneifen, daß die hiesige Jejend auf den ersten, un jenau jenom-
men sojar auch noch ans den zweiten Blick, eine merkwirdige Aehn-
lichkeit mit das rechte Spreeufer zwischen Stralau nn Köpnick be-
sitzt — unter Wegfall von Tapperts Waldschlößchen; wobei ich
natürlich als selbstverständlich voraussetze, daß es hier bedeutend

jeräumiger un wärmer is. Das letztere jetzt unter andern schon
aus die vielen Schildkröten-Eier hervor, die von ihre Herren Eltern
hier einfach in den Sand jelegt werden, ohne daß sic sich nachher
weiter um 'was bekümmern, un wo denn das übrije die Sonne
als naturjemäße Hebeamme alles Weitere besorgt. —

Nu kam der erhebende Momang, >vo die Anker jeworfen un
das Schiff zum Steh'n jebracht wurde, und wir durch die Brandung
mittelst der sojenannten Jondel-Schklaven auf den Sand jesetzt
wurden, die hier auf ihre Schultern das Passagier- un Jepäck
Transportjeschäft von den Bord an das Ufer besorjen.

Kaum daß ich und mein Herr Neffe Emil Lehmann — jeder
von seinen schwarzen Wasserträjer seinen Puckel auf das neue Vater
länd'sche Jestade 'ruuterjehuppst waren, so detonirte auch schon das
auf beide Seiten von den Kammeruhn-Delta (was hier übrijens
mehr oder weniger jeder Strom haben muh, wenn er ein richtiger
Fluß sein will!) aufjcstellte Königlich ackwah'sche Hof-Orchester zuerst
die deutsch-afrikan'sche Bolkshimne: „Ich bin ein Nejer, kennst du
meine Farbe?!" worauf der Jeneraladjudant S. M. Ahkwa's, der
von die Thore der Hauptstadt bis dichte ran an das Meerwasser
Spalier jebildet hatte, in die Ursprache ein längeres Hoch auf mir,
als den beinah' ersten Reprehsentanten des neujebornen deutsch-
afrikan'schen Vereinswesens ausbrachte.

In meine mir anjeborne Bescheidenheit unterließ ick es, hierauf
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Südwest-afrikanische Reisebriefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 82.1885, Nr. 2079, S. 170
 
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