190 Aus beut Gerichtssaal.
Richter: „Angeklagter, haben Sie nach etwas zu be-
merkend" — Angeklagter: „Ich möcht' nur bitten, daß mir
die Dauer der Vertheidigungsrede von meiner Strafzeit ab-
gezogen wird."
Passender Titel.
Dichter: „Herr Professor, sagen Sie mir doch gütlgst für
meine Poesieen aus dem Hochland einen recht bezeichnenden Titel
im Gebirgs-Jargon, damit der Leser gewissermaßen vorbereitet
ist auf das. was er empfinden soll." — Professor: „Wenn
Sie das wollen, müssen Sie die Gedichte „Das Alpdrücken"
nennen." _
Gefährliche Geschicklichkeit.
Baron: „Ich glaube nicht, daß der Geldschrank so anfgehen
wird. Dil wirst den Schlosser holen müssen." — Bedienter: „Ist
schon offen, Euer Gnaden!" — Baron: „Wahrhaftig! Ich habe
gar nicht vcrmnthet, daß Du so geschickt bist, Georg: jetzt kannst
Du Dir aber auch einen anderen Dienst suchen."
Vom Wählen.
aus der Vogelperspektive
Zuweilen sich die Welt beschaut,
Der findet viel Verkehrtes, Schiefe -
lind wenig nur, >vas ihn erbaut.
Doch Eins, trotz Mühsal und Beschwerden,
Schafft ihil, erheiternden Genuß,
Das ist zu seh'n, >vie oft ans Erden
Der Mensch im Leben wählen muß.
Denn kaum gelangt zu seinen Jahren
Der, den als Menscheil Gott erschuf,
So muß, ob auch noch unerfahren,
Er selbst sich ivählen deii Beruf.
Und hat er dann ein sicher' Plätzchen,
Auf dem beginnen kann der Ban,
Dann heißt es unter all' den Schätzchen
Die Eine wählen sich zur Frau.
Ist dies geglückt, lebt er zufrieden,
Gönnt ihm das Leben noch nicht Rast.
Nein, neue Wahl ist ihm beschieden
Bis an des Daseins Ende fast.
Denn Kindernamen, Lehrer, Aerztc,
Das Alles zwingt zur Auswahl Uiu,
Und ach, wie oft ist das Verkehrt'ste,
Was anfangs ihm das Beste schien!
Hausrath, Tapeten uird Lektüre,
Nicht minder täglich Speis' >ind Trank,
Der Kleider Stoff und Schnitt, Papiere,
Die er verioahrt im Kassenschrank,
Dienstboten, Freunde, Schwiegersöhne,
Sie Alle fordern seine Wahl —•
Und erst, daß es das Ganze kröne,
Die Bürgerpflichten ohne Zahl!
Aus der Justruktiliusstunde.
Offizier: „Wer hat mehr zu befehlen als ein Li ent c-
nant?" — Soldat: „Der Herr Hauptmann." — Offizier:
„Gut. und wer hat wieder mehr zu befehlen als dieser?" —
Hauptmannsbursche: „Die Frau Hauptmann!"
Bald muß er für den Reichstag wählen,
Bald für den Landtag, für den Kreis —
Wer mag die Wahlen alle zählen,
Die jährlich kommen dutzendweis?
Distrikte, Armen-, Krankenkassen,
Die Schule uird der Magistrat,
Die Steuern der verschied'nen Klassen —
Für Alles wählt maii einen Rath.
Ist er gar Mitglied von Vereinen,
Dann bllih'n der Wahlen ihm noch mehr!
Fast unerträglich will mir's scheinen -
Fürwahr! Denn jede Wahl ist schwer.
Dem ist's natürlich znznschreiben,
Daß Manchem Alles ganz egal!
Das Leben, ohne Uebertreiben,
Ist eine fortgesetzte Wahl!
Nur eine Wahl ist uns benommen,
Die Schwierigste - bleibt uns erspart,
Das ist — den Selbstmord ausgenommen -
Des Todes Stunde, Ort und Art,
Denn hätten wir auch die zu wählen -
Wer löste unsrer Zweifel Streit?!
Wir würden uns zu Tode quälen —
Und stürben Alle vor der Zeit.
v. Miris.
Richter: „Angeklagter, haben Sie nach etwas zu be-
merkend" — Angeklagter: „Ich möcht' nur bitten, daß mir
die Dauer der Vertheidigungsrede von meiner Strafzeit ab-
gezogen wird."
Passender Titel.
Dichter: „Herr Professor, sagen Sie mir doch gütlgst für
meine Poesieen aus dem Hochland einen recht bezeichnenden Titel
im Gebirgs-Jargon, damit der Leser gewissermaßen vorbereitet
ist auf das. was er empfinden soll." — Professor: „Wenn
Sie das wollen, müssen Sie die Gedichte „Das Alpdrücken"
nennen." _
Gefährliche Geschicklichkeit.
Baron: „Ich glaube nicht, daß der Geldschrank so anfgehen
wird. Dil wirst den Schlosser holen müssen." — Bedienter: „Ist
schon offen, Euer Gnaden!" — Baron: „Wahrhaftig! Ich habe
gar nicht vcrmnthet, daß Du so geschickt bist, Georg: jetzt kannst
Du Dir aber auch einen anderen Dienst suchen."
Vom Wählen.
aus der Vogelperspektive
Zuweilen sich die Welt beschaut,
Der findet viel Verkehrtes, Schiefe -
lind wenig nur, >vas ihn erbaut.
Doch Eins, trotz Mühsal und Beschwerden,
Schafft ihil, erheiternden Genuß,
Das ist zu seh'n, >vie oft ans Erden
Der Mensch im Leben wählen muß.
Denn kaum gelangt zu seinen Jahren
Der, den als Menscheil Gott erschuf,
So muß, ob auch noch unerfahren,
Er selbst sich ivählen deii Beruf.
Und hat er dann ein sicher' Plätzchen,
Auf dem beginnen kann der Ban,
Dann heißt es unter all' den Schätzchen
Die Eine wählen sich zur Frau.
Ist dies geglückt, lebt er zufrieden,
Gönnt ihm das Leben noch nicht Rast.
Nein, neue Wahl ist ihm beschieden
Bis an des Daseins Ende fast.
Denn Kindernamen, Lehrer, Aerztc,
Das Alles zwingt zur Auswahl Uiu,
Und ach, wie oft ist das Verkehrt'ste,
Was anfangs ihm das Beste schien!
Hausrath, Tapeten uird Lektüre,
Nicht minder täglich Speis' >ind Trank,
Der Kleider Stoff und Schnitt, Papiere,
Die er verioahrt im Kassenschrank,
Dienstboten, Freunde, Schwiegersöhne,
Sie Alle fordern seine Wahl —•
Und erst, daß es das Ganze kröne,
Die Bürgerpflichten ohne Zahl!
Aus der Justruktiliusstunde.
Offizier: „Wer hat mehr zu befehlen als ein Li ent c-
nant?" — Soldat: „Der Herr Hauptmann." — Offizier:
„Gut. und wer hat wieder mehr zu befehlen als dieser?" —
Hauptmannsbursche: „Die Frau Hauptmann!"
Bald muß er für den Reichstag wählen,
Bald für den Landtag, für den Kreis —
Wer mag die Wahlen alle zählen,
Die jährlich kommen dutzendweis?
Distrikte, Armen-, Krankenkassen,
Die Schule uird der Magistrat,
Die Steuern der verschied'nen Klassen —
Für Alles wählt maii einen Rath.
Ist er gar Mitglied von Vereinen,
Dann bllih'n der Wahlen ihm noch mehr!
Fast unerträglich will mir's scheinen -
Fürwahr! Denn jede Wahl ist schwer.
Dem ist's natürlich znznschreiben,
Daß Manchem Alles ganz egal!
Das Leben, ohne Uebertreiben,
Ist eine fortgesetzte Wahl!
Nur eine Wahl ist uns benommen,
Die Schwierigste - bleibt uns erspart,
Das ist — den Selbstmord ausgenommen -
Des Todes Stunde, Ort und Art,
Denn hätten wir auch die zu wählen -
Wer löste unsrer Zweifel Streit?!
Wir würden uns zu Tode quälen —
Und stürben Alle vor der Zeit.
v. Miris.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus dem Gerichtssaal"
"Aus der Instruktionsstunde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)