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Und er schob die Ziegenrolle,

Die er wollt' ihm überreichen,
Schnelle wieder in den Burnus.
„Wie? Was ist es mit dem Loblied?"
Sprach der Großvezier zum Alten;
Aber dieser beugte tief sieh
lind er sprach: „Der Großveziere
Sieben Hab' ich schon besungen,

Aber keiner noch von Allen
Hat das dritte Jahr im Amte
Ueberlebt; — der Eine

Großvezier uub Dichter.

Ward gehenkt, geköpft der Zweite,
.Einer schnitt sich selbst den Hals ab,
Zweie nahmen Gift und Zweie
Starben eines andern Todes.

Darum hatt' ich vorbereitet
Immer nur drei Lobgedichte.

Nach dem dritten kam ich wieder
Mit dem ersten Lobgedichte,

Preisend den Regierungsantritt.

So auch heute — Du verzeihst mir!
Dich nicht glaubt' ich mehr zu finden

Als Minister und d'rum bin ich
Auf den Fall nicht vorbereitet!" —
Und der Großvezier stand stutzend,
Stutzend stand auch sein Gefolge;
Jeder fand des Ausnahmsfalles
Größe wirklich stannenswerth!

Und mit ehrfurchtsvollen Blicken
Sah man auf den Erzminister,

Der vier Jahre schon regierte
Und noch immer nicht gehenkt war!

fl. l)i.

Mißlungene Kriegs
t i ft.

Von f. S erlich.

un, kann man gratuliren?"
fragte ich neugierig, bei
meinem Freunde Anselm
Breithahn eintretend.

„Jaund nein!" erwiderte
mein Freund achselzuckend,
„das heißt: mit dem Alten
habe ich die Sache ganz
wie sich's gehört in Ord-
nung gebracht, aber mit dem
Mädchen selbst habe ich noch
nicht gesprochen — da muß
mir der Papa erst das
Terrain präpariren."

„Aber höre, mein lieber Anselmo", sagte ich, an seiner
Seite Platz nehmend, „sich mit dem Vater vor dem Mädchen
in's Einvernehmen zu setzen, heißt doch die Sache so ungeschickt
anpacken, als nur möglich. Das Mädchen bekommt ja schon
dadurch eine gewisse Antipathie gegen den scheinbar ausge-
zwungenen Freier!"

„So? Meinst Du? — Ich dachte mir's auch, und wäre
gewiß zu Mizi selbst gegangen, aber dieser Guido Hartmann
macht mir, wie es scheint, gar zu glückliche Concurrenz. .Was
ihr an dem Lassen gefallen mag, ob sein Vorname Guido, oder
seine schlanke Taille, oder seine Schulden, das weiß ich zwar
nicht — aber es ist Thatsache, daß sie ihn bevorzugt. Freilich
sie ist achtzehn Jahre alt — und er achtundzwanzig, und
ich — achtundvierzig, und diesen naseweisen, albernen Backfischen
ist eben immer so ein junger Wildfnng, der nichts ist und
nichts hat,' lieber, als ein reifer, gesetzter Mann in den besten
Jahren und Verhältnissen!"

„Aber das macht nichts. Verlaß' Dich nur aus meine
Unterstützung — ich will das Alles schon richten, und den jungen
Habenichts bei Seite schaffen!"

„Bei Seite schaffen?" versetzte Anselm lebhaft, „wenn er
nur mich nicht bei Seite schafft! Er schleicht den halben Tag
so stetig um das Haus seiner Angebeteten herum, daß er schon
einmal als verdächtiger Einbrecher arretirt wurde, und soll erklärt
haben, das Mädchen gehöre nach göttlichem Rechte ihm und nur
ihm allein, und er wolle Jeden tödten, der es wagen würde,
sie ihm zu entreißen. Auch von meinen Bewerbungen hat er
schon gehört und geschworen, ich müsse mich mit ihm schlagen."

„Schlagen?" unterbrach ich ihn da, „schlagen will er
sich mit Dir?" . . . „Ei, das ist ja vortrefflich!" setzte ich im
Erfassen einer rettenden Idee hinzu.

„Vortrefflich? — Bist Du bei Sinnen? Ich, der ich
nie Degen oder Pistolen in der Hand gehabt, soll mich von
dem jungen Bramarbas kaltblütig tödten lassen?"

„Jawohl! — Er soll Dich erschießen, dann muß er
flüchten, und kann die Braut nicht heimführen!"

Anselm starrte mich an >vie einen Wahnwitzigen, so daß
ich es für nöthig fand, mich näher zu erklären.

„Das ist doch klar, wie die Sonne", begann ich mit
überlegener Miene, „Du hast eben nicht einen Funken Phantasie
und Unternehmungsgeist. So höre denn: Erstens: Du duellirst
Dich mit Hartmauu, und zwar je eher, desto besser; zweitens:
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Mißlungene Kriegslist"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schlittgen, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 93.1890, Nr. 2352, S. 66
 
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