Die Entstehung des Corps „ Jndiania".
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Wie nun die Drei Arm in Arm
durch die Straßen ziehen, da tönt
aus der Höhe das alte Lied: „Vom
hoh'n Olymp herab ward uns die
Freude." Wie vom Blitze getroffen bleiben die drei Corpsbrüder
stehen, und siehe da, der Kaminkehrer, welcher von luftiger Höhe
herab den bekannten Cantus erschallen ließ, wurde nach kurzer Unter-
haltung als ehemaliger Fuchs des Corps erkannt, welchem der
Stiefelputzer angehört hatte. Nun ging's aber in die nächste Kneipe
und nach einer kurzen Ansprache Bummels wurde ein feierlicher
Salamander gerieben, bei dessen Exercitium der Kaminkehrer, der
sich gleichfalls wie die andern in das Kostüm eines flotten Studenten
geworfen hatte, geringe Uebung verrieth.
„Der Fuchs hat nachgeklappt", rief der Wirth mit Stentor-
stimme, und alsbald stellte sich heraus, daß auch er vor Jahren ein
deutscher Corpsstudent gewesen. Nun ging's hoch her bis zum
andern Morgen.
Aber was nun weiter? Nach längerer Berathung und nachdem
man sich ewige Freundschaft geschworen, kamen die Fünf überein,
nach dem fernen Westen zu ziehen und alles Weitere dem guten
Glück zu überlassen. Wohlgemuth ging es in's weite Land hinein,
aber mcht lange, da waren sie in den Händen eines Indianer-
stammes und ohne langen Prozeß alle fünf zum Tode verurtheilt.
Unerschrocken fügten sie sich als tapfere Corpsstudenten in ihr
Schicksal, und als sie, jeder an einem Baum angebunden, den
Todespfeil erwarteten, stimmten sie von selbst das Lied an: „Was
kommt dort von der Höh', was kommt dort von der ledernen Höh',
pacha ledernen Höh', was kommt dort von der Höh'?"
Da tritt der Häuptling des Jndianerstammes aus seinem Zelte
und fällt, mit wuchtiger Stimme, seinen Leuten Halt gebietend, ein:
„Es ist ein Postillon — es ist ein Postillon. . ." Natürlich tvar
auch er, ehe er nach Amerika kam und wegen seines Muthes und
seiner Kühnheit Indianerhäuptling geworden, viele Semester lang
deutscher Corpsstudent, wie noch die vielen Schmisse unter der
Bemalung seines Gesichtes unwiderleglich bewiesen. Gegenseitiges
Erkennen, endloser Jubel, riesige Kneiperei und zum Schlüsse
Gründung des heute noch florirenden Corps „Jndiania".
Elschen: „Du, Mama, wenn ich meinen Impfschein verliere,
muß ich dann nochmals geboren werden?"
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Wie nun die Drei Arm in Arm
durch die Straßen ziehen, da tönt
aus der Höhe das alte Lied: „Vom
hoh'n Olymp herab ward uns die
Freude." Wie vom Blitze getroffen bleiben die drei Corpsbrüder
stehen, und siehe da, der Kaminkehrer, welcher von luftiger Höhe
herab den bekannten Cantus erschallen ließ, wurde nach kurzer Unter-
haltung als ehemaliger Fuchs des Corps erkannt, welchem der
Stiefelputzer angehört hatte. Nun ging's aber in die nächste Kneipe
und nach einer kurzen Ansprache Bummels wurde ein feierlicher
Salamander gerieben, bei dessen Exercitium der Kaminkehrer, der
sich gleichfalls wie die andern in das Kostüm eines flotten Studenten
geworfen hatte, geringe Uebung verrieth.
„Der Fuchs hat nachgeklappt", rief der Wirth mit Stentor-
stimme, und alsbald stellte sich heraus, daß auch er vor Jahren ein
deutscher Corpsstudent gewesen. Nun ging's hoch her bis zum
andern Morgen.
Aber was nun weiter? Nach längerer Berathung und nachdem
man sich ewige Freundschaft geschworen, kamen die Fünf überein,
nach dem fernen Westen zu ziehen und alles Weitere dem guten
Glück zu überlassen. Wohlgemuth ging es in's weite Land hinein,
aber mcht lange, da waren sie in den Händen eines Indianer-
stammes und ohne langen Prozeß alle fünf zum Tode verurtheilt.
Unerschrocken fügten sie sich als tapfere Corpsstudenten in ihr
Schicksal, und als sie, jeder an einem Baum angebunden, den
Todespfeil erwarteten, stimmten sie von selbst das Lied an: „Was
kommt dort von der Höh', was kommt dort von der ledernen Höh',
pacha ledernen Höh', was kommt dort von der Höh'?"
Da tritt der Häuptling des Jndianerstammes aus seinem Zelte
und fällt, mit wuchtiger Stimme, seinen Leuten Halt gebietend, ein:
„Es ist ein Postillon — es ist ein Postillon. . ." Natürlich tvar
auch er, ehe er nach Amerika kam und wegen seines Muthes und
seiner Kühnheit Indianerhäuptling geworden, viele Semester lang
deutscher Corpsstudent, wie noch die vielen Schmisse unter der
Bemalung seines Gesichtes unwiderleglich bewiesen. Gegenseitiges
Erkennen, endloser Jubel, riesige Kneiperei und zum Schlüsse
Gründung des heute noch florirenden Corps „Jndiania".
Elschen: „Du, Mama, wenn ich meinen Impfschein verliere,
muß ich dann nochmals geboren werden?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Entstehung des Corps 'Indiania'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 93.1890, Nr. 2365, S. 183
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg