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Baubeschreibung und Rekonstruktion

Taf. 24,
Abb. 49-52

Taf. 25,
Abb. 53, 54

Der Bogenanfänger HT 17 (Taf. 24, Abb. 49-52; Kat. G 1) vereinigt drei Bau-
glieder in einem mächtigen Block: Kämpfer, Anfänger und Sockel. Leider ist er stark
beschädigt. Neben dem Bogenanfänger ist ein Sockel angearbeitet, der als Widerlager
fungiert. Bogenansatz und Sockel werden von einer Kämpferzone getragen. Der Block ist
in einer Länge von 117 cm erhalten, seine Tiefe beträgt jetzt 130 cm. Seine Gesamthöhe
mißt noch 84,5 cm. Davon entfallen 28 cm auf den K ä m p f e r, dessen unteres Auflager
jedoch völlig zerstört ist, sodaß seine ursprüngliche Höhe unbekannt bleibt. Geringe
Reste des Kämpfers sind nur unterhalb der Bogenleibung erhalten geblieben. Ein 6 cm
hohes Kopfprofil springt dort über die Kämpferlinie vor, das Profil ist fast vollständig
abgeschlagen. Darunter liegt eine 8 cm hohe glatte Fläche, die der Rest einer Faszie sein
könnte. Es muß demnach offen bleiben, ob der Kämpfer Faszien hatte.
Der Bogenanfänger ist wesentlich besser erhalten. Seine Sehnenlänge mißt
46 cm. Er war mit dem nächsten Keilstein durch Klammern und Dübel verbunden. Von
der Ausnehmung im Bogenrücken sind zur Stoßfuge hin zwei Klammerlöcher eingearbei-
tet, und die Stoßfläche hat zwei Dübellöcher, eines davon ist nur in Resten im Bruch
erkennbar. Zum anderen führen auffallenderweise zwei Gußkanäle. Einer ist von der Aus-
nehmung her gemeißelt, der zweite vom Klammerloch her. Dieser zweite Gußkanal kann
erst bei einer Reparatur geschlagen worden sein, weil normalerweise die Klammerlöcher
erst nach der Verdübelung eingearbeitet werden, dieses Klammerloch aber bereits bei der
Verdübelung bestanden haben muß (s. u. S. 122).
Der seitlich des Bogenanfängers als Widerlager angearbeitete Sockel ist 64 cm
lang und 32,5 cm hoch. Seine Ausgestaltung läßt sich nur mehr aus dem kleinen Rest
einer Seitenfläche ablesen, die neben der mit Faszien versehenen Bogenstirn liegt. Ober-
halb der Kämpferlinie befindet sich eine 21 cm hohe glatte Fläche, die von einem 11,5 cm
hohen, größtenteils abgebrochenen Profil bekrönt wird. Das obere Auflager dieses
Sockels ist sorgfältig geglättet. Beim Zusammenstoß mit dem Bogenanfänger ist ein
Hebeloch eingearbeitet, weiters sind zwei Stemmlöcher und zwei Dübellöcher erhalten,
von denen eines einen Gußkanal zum seitlichen Bruch hin aufweist. Aus der Anordnung
dieser technischen Details läßt sich neben dem Bogenanfänger ein in der Tiefe zweigeteil-
tes Bauelement mit einer Länge von 50 bis 60 cm ableiten.
Auch der zweite Bogenstein, der K e i 1 s te i n HT 20 (Taf. 25, Abb. 53, 54; Kat. I 1), ist
stark zerstört. Eine der Bogenstirnen ist ganz verloren, und auch die zweite, die die spät-
antike Inschrift Nr. 3 trägt (s. u. S. 73), ist an allen Rändern abgeschlagen. Die Sehnen-
länge der Leibung mißt hier 55 cm. Oberhalb des Kopfprofils ist ein kleines Stück der an-
grenzenden Bogenwand erhalten. Dieses Wandstück liegt in der Flucht der Stirnfläche
und wird oben durch ein 5 cm hohes Kopfprofil begrenzt, das jedoch fast ganz zerstört ist.
2 Lagebestimmung. Die Plazierung der Blöcke HT 17 und HT 20 hängt von der Zuord-
nung der untereinander differierenden Bogenstirnseiten zu den Fassadenseiten ab. Die
an Stein HT 20 erhaltene Bogenstirn hat keine Faszien und gehört fraglos zu derselben
Fassade wie die faszienlose Seite des Bogenanfängers HT 17. Das Kreuz bildet den
Beginn der zweizeiligen byzantinischen Inschrift. Zu klären ist nun, welcher Seite des
Torbaues die byzantinische Inschrift zuzuweisen ist. Da das untere Auflager des Blockes
HT 17 zerstört ist, kann die Frage nicht aus dem Baubefund geklärt werden. Die Abarbei-
tung der Faszien weist auf folgende Lösung: Die Abmeißelung der Faszien ist wohl so zu
erklären, daß dieses Bogenhaupt so wie die Architrave ursprünglich eine Dedikations-
inschrift getragen hatte. Diese heidnische Weihung wurde in christlicher Zeit eradiert
und gleichzeitig ein freies Schriftfeld für eine neue Weihung gewonnen. Die Inschriften
 
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