8. Wasserversorgung
auch erklärt, warum sich an den Platten der Beckenbegrenzung kaum Abnutzungsspuren finden654. Zumindest zeitweise dürfte sich diese
Situation geändert haben, wie sekundäre Änderungen der wassertechnischen Einrichtungen nahelegen655.
8.3 Spätere Änderungen der wassertechnischen Einrichtungen
Auf Grund der langen Nutzungsdauer der Brunnenanlage656 ist es wenig verwunderlich, daß es zu Umbauten und Adaptionen der
wassertechnischen Einrichtungen kam, die bis mindestens ins 6. Jh. n. Chr. reichen (Taf. 126, 1). Der nordöstliche Bereich hinter der Fassade
wurde ab der ersten Hälfte des 5. Jh.s zusätzlich für Bauaktivitäten genutzt, wofür auch Wasser aus dem Zufluß zum Brunnen entnommen
wurde657. Im Rahmen dieser baulichen Veränderungen wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt auch die Rückwand des Nymphäums in der
Nordostecke durchschlagen (Taf. 14, 1) und vermutlich Wasser in diesen Bereich gleitet. Konstruktion und Funktion dieser Installation sind
heute aus dem Baubefund jedoch nicht mehr zu erschließen.
Im 6. Jh. wurde das Wasserleitungssystem hinter der Rückwand insgesamt aufgegeben und mit einem großen Stein die Öffnung in der
östlichen Wange des Zuflusses verschlossen. Dies ist in Zusammenhang mit einer offenbar sekundär in den östlichen Block des Sockels
unterhalb der Statue des Kaisers Traian eingearbeiteten Öffnung (B 14 cm, H 6 cm) zu sehen, die etwa 10 cm über dem Niveau der Sohle
des Zuflusses liegt. Als Erklärung hierfür scheint naheliegend, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt das Nymphäum mit weniger Wasser
gespeist wurde. Dies könnte mit einer geringeren Schüttung der Quelle oder auch mit der Abzweigung von Wasser für andere Zwecke bzw.
anderen Bauten Zusammenhängen. Jedenfalls war nicht mehr genug Wasser vorhanden, um alle Auslässe zu versorgen. Deshalb wurde
das Rohrsystem an der Rückseite aufgegeben und nur eine Öffnung an der Ostseite des Zuflußsockels eingearbeitet, um von hier aus (auf
niedrigerem Niveau als bei der ursprünglichen Konstruktion) zumindest eine weitere Statue in das System zu integrieren. Die Tatsache,
daß nunmehr die Rohre vor der Rückwand des Gebäudes sichtbar waren, wurde offenbar nicht als ästhetisches Problem erachtet, wie
beispielsweise auch der Vergleich mit dem sog. Apsisbrunnen am Domitiansplatz zeigt, wo an den sekundär im Brunnen verwendeten
Figuren Rohre an der Rückseite angebracht wurden und das Wasser z. B. bei der Statue des Odysseus von der Schulter fließt658.
Nicht nur im Bereich des Zuflusses gab es Umbauten: Durch die Aufstellung eines Hermenzauns vermutlich auf der vorderen Begrenzung
des Schöpfbeckens659 wurde die Entnahmesituation verändert. Man konnte die Gefäße nicht mehr ins Wasser tauchen, sondern befüllte
sie durch Unterstellen unter die ab diesem Zeitpunkt in der Beckenfront vorhandenen Wasserspeier. Dies erklärt auch das Fehlen von
Abnutzungsspuren im Schöpfbecken.
Eine weitere Änderung betrifft den Abfluß des Wassers aus dem Schöpfbecken: Zu einem späteren Zeitpunkt wurde eine heute noch ca.
20 cm hoch erhaltene Ziegelsetzung vor das Marmorgitter des Abflusses gesetzt. Eine Erklärung liegt auch hier im verringerten Wasserzulauf
in den Brunnen, wodurch die Menge des abfließenden Wassers verringert werden mußte, um die Wasserhöhe im Schöpfbecken konstant zu
halten. Diese Maßnahme könnte mit der Installation des Hermenzaunes Zusammenhängen. Ab diesem Zeitpunkt mußte der Wasserspiegel
die Oberkante des Schöpfbeckens erreichen, damit das Befüllen von Gefäßen über die Wasserspeier funktionieren konnte.
Diese Adaption der Wasserentnahme könnte auf eine geänderte Bedeutung des Nymphaeum Traiani für die ephesische Wasserversorgung
hinweisen. Zumindest für eine gewisse Periode in der Spätantike dürfte die Brunnenanlage - entgegen ihrem ursprünglichen Konzept - der
Versorgung der Bevölkerung mit Frischwasser gedient haben660.
654 So bereits Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 114.
655 Zur Bedeutung des Nymphaeum Traiani für die Wasserversorgung der spätantiken
Stadt s. Kap. 11.2.
656 Vgl. Kap. 9.
657 Quatember u. a., Grabung 2005, bes. 272-275.
658 Vgl. Fleischer, Pollionymphaeum, 137—164 bes. 153 f. Abb. 4—, 162 mit Anm. 117;
zusammenfassend s. Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 93 f. 184 f. (Nr. 22) mit
weiterer Literatur.
659 Vgl. Kap. 9.1.
660 Vgl. ausführlich Kap. 11.2.
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auch erklärt, warum sich an den Platten der Beckenbegrenzung kaum Abnutzungsspuren finden654. Zumindest zeitweise dürfte sich diese
Situation geändert haben, wie sekundäre Änderungen der wassertechnischen Einrichtungen nahelegen655.
8.3 Spätere Änderungen der wassertechnischen Einrichtungen
Auf Grund der langen Nutzungsdauer der Brunnenanlage656 ist es wenig verwunderlich, daß es zu Umbauten und Adaptionen der
wassertechnischen Einrichtungen kam, die bis mindestens ins 6. Jh. n. Chr. reichen (Taf. 126, 1). Der nordöstliche Bereich hinter der Fassade
wurde ab der ersten Hälfte des 5. Jh.s zusätzlich für Bauaktivitäten genutzt, wofür auch Wasser aus dem Zufluß zum Brunnen entnommen
wurde657. Im Rahmen dieser baulichen Veränderungen wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt auch die Rückwand des Nymphäums in der
Nordostecke durchschlagen (Taf. 14, 1) und vermutlich Wasser in diesen Bereich gleitet. Konstruktion und Funktion dieser Installation sind
heute aus dem Baubefund jedoch nicht mehr zu erschließen.
Im 6. Jh. wurde das Wasserleitungssystem hinter der Rückwand insgesamt aufgegeben und mit einem großen Stein die Öffnung in der
östlichen Wange des Zuflusses verschlossen. Dies ist in Zusammenhang mit einer offenbar sekundär in den östlichen Block des Sockels
unterhalb der Statue des Kaisers Traian eingearbeiteten Öffnung (B 14 cm, H 6 cm) zu sehen, die etwa 10 cm über dem Niveau der Sohle
des Zuflusses liegt. Als Erklärung hierfür scheint naheliegend, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt das Nymphäum mit weniger Wasser
gespeist wurde. Dies könnte mit einer geringeren Schüttung der Quelle oder auch mit der Abzweigung von Wasser für andere Zwecke bzw.
anderen Bauten Zusammenhängen. Jedenfalls war nicht mehr genug Wasser vorhanden, um alle Auslässe zu versorgen. Deshalb wurde
das Rohrsystem an der Rückseite aufgegeben und nur eine Öffnung an der Ostseite des Zuflußsockels eingearbeitet, um von hier aus (auf
niedrigerem Niveau als bei der ursprünglichen Konstruktion) zumindest eine weitere Statue in das System zu integrieren. Die Tatsache,
daß nunmehr die Rohre vor der Rückwand des Gebäudes sichtbar waren, wurde offenbar nicht als ästhetisches Problem erachtet, wie
beispielsweise auch der Vergleich mit dem sog. Apsisbrunnen am Domitiansplatz zeigt, wo an den sekundär im Brunnen verwendeten
Figuren Rohre an der Rückseite angebracht wurden und das Wasser z. B. bei der Statue des Odysseus von der Schulter fließt658.
Nicht nur im Bereich des Zuflusses gab es Umbauten: Durch die Aufstellung eines Hermenzauns vermutlich auf der vorderen Begrenzung
des Schöpfbeckens659 wurde die Entnahmesituation verändert. Man konnte die Gefäße nicht mehr ins Wasser tauchen, sondern befüllte
sie durch Unterstellen unter die ab diesem Zeitpunkt in der Beckenfront vorhandenen Wasserspeier. Dies erklärt auch das Fehlen von
Abnutzungsspuren im Schöpfbecken.
Eine weitere Änderung betrifft den Abfluß des Wassers aus dem Schöpfbecken: Zu einem späteren Zeitpunkt wurde eine heute noch ca.
20 cm hoch erhaltene Ziegelsetzung vor das Marmorgitter des Abflusses gesetzt. Eine Erklärung liegt auch hier im verringerten Wasserzulauf
in den Brunnen, wodurch die Menge des abfließenden Wassers verringert werden mußte, um die Wasserhöhe im Schöpfbecken konstant zu
halten. Diese Maßnahme könnte mit der Installation des Hermenzaunes Zusammenhängen. Ab diesem Zeitpunkt mußte der Wasserspiegel
die Oberkante des Schöpfbeckens erreichen, damit das Befüllen von Gefäßen über die Wasserspeier funktionieren konnte.
Diese Adaption der Wasserentnahme könnte auf eine geänderte Bedeutung des Nymphaeum Traiani für die ephesische Wasserversorgung
hinweisen. Zumindest für eine gewisse Periode in der Spätantike dürfte die Brunnenanlage - entgegen ihrem ursprünglichen Konzept - der
Versorgung der Bevölkerung mit Frischwasser gedient haben660.
654 So bereits Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 114.
655 Zur Bedeutung des Nymphaeum Traiani für die Wasserversorgung der spätantiken
Stadt s. Kap. 11.2.
656 Vgl. Kap. 9.
657 Quatember u. a., Grabung 2005, bes. 272-275.
658 Vgl. Fleischer, Pollionymphaeum, 137—164 bes. 153 f. Abb. 4—, 162 mit Anm. 117;
zusammenfassend s. Dorl-Klingenschmid, Prunkbrunnen, 93 f. 184 f. (Nr. 22) mit
weiterer Literatur.
659 Vgl. Kap. 9.1.
660 Vgl. ausführlich Kap. 11.2.
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