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I Einleitung

Die als Hanghaus 2 bezeichnete insula liegt amN-Hang des Bülbüldag, dessen antiker Name Preon lautete (Taf. 335.1). Die insula wird
im Norden von der modern Kuretenstraße, antik embolos genannten Hauptstraße von Ephesos, im Süden von der parallel zum Hang
verlaufendem sog. Hanghaus Straße und im Osten und im Westen von den Stiegengassen 1 und 3 begrenzt (Taf. 335.1; Textabb. 1), wel-
che den Höhenunterschied von 21.80 m (STG 1) bzw. 27.75 m (STG 3) überwinden. An diesen schmalen N-S-Treppenstraßen lagen die
Eingänge in die meisten Häuser. Die insula war in drei zum Hang parallele Terrassen durch Stützmauern, Aufschüttungen und Felsabtra-
gungen gegliedert, eine N-S verlaufende Mittelmauer unterteilte die Terrassen in eine östliche und eine westliche Hausparzelle, die der
mittleren Terrasse waren zusätzlich um 3.50 m in der Höhe abgesetzt. Die unterste Terrasse beherbergte im Osten die WE 6, im Westen
die WE 7, die Mittlere im Osten die WE 4 und im Westen die WE 3 und 5. Die oberste Terrasse, die im Mittel 4.5 m unter dem Straßen-
niveau der sog. Hanghaus Straße liegt, im Osten die WE 1 und im Westen die WE 2. Eine ausführlichere Beschreibung des H 2 wurde
bereits in mehreren Publikationen und Artikeln vorgelegt, deshalb kann sie an dieser Stelle entfallen; Beiträge der letzten Zeit referieren
den neuen Forschungsstand1.
1 TOPOGRAPHIE UND BESCHREIBUNG
Zum leichteren Verständnis soll im Rahmen dieser Einführung jedoch eine kurze Vorstellung und Beschreibung der Topographie und
Anlage der WE 6 vorangestellt werden.
1.1 Topographie
Die WE 6 nimmt die NO-Ecke der insula ein (Textabb. 1). Ihre Hauptebene liegt im Mittel 6.0 m über dem Straßenniveau der Kure-
tenstraße (Taf. 37). Die Höhendifferenz wurde durch eine vorgelagerte Straßenhalle, die sog. Alytarchenstoa, von der aus man in ein
äußeres Vestibulum im Untergeschoss gelangte und eine Treppe überwunden. Die WE 6 hatte primär in Bauphase I eine Ausdehnung von
30 m in N-S-Richtung und 22 m in O-W-Richtung, d. h. sie hatte eine Bruttogrundfläche (inkl. Mauern) von 660 m2 (Taf. 326). In den
Bauphasen II und III wurde sie nach Süden erweitert (Taf. 328; 330), im Endausbau hatte sie eine Grundfläche von ca. 900 m2. Um eine
ebene Fläche dieses Ausmaßes herzustellen wurden die N-Räume auf Substruktionen errichtet, den Gewölberäumen T.II.G und T.III.G,
die bereits aus späthellenistischer Zeit vorhanden waren. Im Süden hingegen wurde etwa ab der S-Kolonnade des Peristylhofes 31a der
anstehende Fels abgetragen. Durch die sekundären Erweiterungen der großen hangseitig gelegenen Räume 31 und 8 mussten große Men-
gen Fels zusätzlich abgebaut werden. Die oberhalb liegende WE 4 wurde dadurch entsprechend kleiner. Der natürliche Hang fiel nicht
nur nach Norden, sondern auch nach Westen ab, das zeigt der Verlauf der Kuretenstraße, aber auch das Niveau der STG 1 an der O-Seite
der WE 6; sie liegt in der Flucht der S-Kolonnade ca. 1.50 m höher als der Peristylhofumgang (Taf. 1.2; 37).
Die WE 6 wird im Norden von einem Zwischenbereich mit tabernae begrenzt, die den Zwickel zwischen der insula des H 2, die dem
orthogonalen System der Stadtplanung folgt, und dem System des embolos, seiner Straßenhallen und seiner Randbebauung, ausfüllen
(Textabb. 1; 2). Im Osten grenzt die WE 6 direkt an die STG 1, im Süden liegt die WE 4 auf der mittleren Terrasse, und im Westen die
WE7.
1.2 Beschreibung
Die folgende Einführung in die WE 6 beschreibt jenen Bauzustand, der bei der Freilegung zutage kam, d. h. im Wesentlichen die letzte
Bauphase IV (Textabb. 2). Das Zentrum des Hauses bildet - dem Bautyp eines Peristylhauses entsprechend - ein Hof, dessen Innenfläche
ursprünglich an allen vier Seiten von Säulenhallen umgeben war. Der Peristylhof 31a ist mit 240 m2 Fläche und zwölf Säulen ausge-
sprochen groß dimensioniert, seine O-Halle grenzt direkt an STG 1. Diese O-Halle diente im primären Baukonzept als Eingangsbereich

1 Thür, WE 4, 1-6; Zimmermann - Ladstätter, Wandmalerei, 49-77.

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