II Materialien und Bautechnik
1 MATERIALIEN
Marmor und andere Buntgesteine wurden in der WE 6 einerseits für Architekturteile1 und andererseits für die in der WE 6 sehr häufigen
Wandverkleidungen verwendet. Die letzteren werden - soweit sie die Wandverkleidung des Marmorsaals 31 betreffen - von S. Ilhan im
Kap. XXII analysiert. Die für die Böden und Wandverkleidungen aller anderen Räume verbauten Gesteine werden von K. Koller im
Kap. IX im Kontext der Raumausstattungen makroskopisch bestimmt, sie werden von ihr zusätzlich im Kap. II. 1.1 vorgestellt.
Hilke Thür
1.1 Marmor
In der WE 6 wurde Marmor sowohl als Werkstein innerhalb des Quader- und Bruchsteinmauerwerks2 eingesetzt, wofür insbesondere
ein graublauer, zum Teil von brekziösen Schichtungen durchzogener Marmor3 sowie vereinzelt Spolien aus weißem Marmor verwendet
wurden. Gleichzeitig fanden verschiedene Marmore und vielfarbige Dekorgesteine als bevorzugte Materialien für Bauteile und Ausstat-
tung sz wecke Verwendung.
Bei den in der WE 6 für Bauteile und Ausstattungsbestandteile verwendeten Marmoren handelt es sich zumeist um weiße und graue
kristalline Marmore lokaler Provenienz, d. h. sie stammen aus Steinbrüchen, die im Großraum Ephesos4 lokalisiert sind. In der WE 6
wurden insgesamt 31 Proben5 von Bau- und Ausstattungsbestandteilen genommen; ausgewählte Ergebnisse der Isotopendaten der nach
thematischen und chronologischen Kriterien ausgewerteten Proben lassen folgende - vorläufige - Aussagen zu:
Von den Säulen des Peristyls 31a aus gesprenkeltem Marmor konnten zwei Proben genommen werden, in der S-Portikus von der zwei-
ten Säule von Ost (Kat. A 15)6 und von einem der Bohrkerne aus diesen wieder aufgestellten Säulen. Beide Proben (Taf. 246.1) liegen
eindeutig im Probengebiet des Steinbruchareals beim Weiher Ayakhkin (Taf. 246.2) in der Nähe von Tire, etwa 20 km nordöstlich von
Ephesos, und lassen damit diesen weißen, dunkelgraublau gesprenkelten Marmor (Taf. 246.3) zweifelsfrei diesen Steinbrüchen zuwei-
sen. Aufgrund der Ähnlichkeit seiner Textur mit dem als Greco scritto bezeichneten Dekorgestein aus den kaiserlichen Steinbrüchen von
Hippo Regius (mod. Annaba) am Cap de Gard in Algerien, dem allerdings der bläuliche Ton fehlt, könnte man auch von einem lokalen
,Greco scritto4 sprechen, der sich in Ephesos für Bauteile und Ausstattungszwecke großer Beliebtheit erfreute; Exporte über die Region
hinaus erscheinen in Anbetracht der Größe und Lage des Steinbruchareals zum derzeitigen Forschungsstand eher unwahrscheinlich7.
1 Dazu s. u. Thür, Kap. V.
2 Dazu s. Thür, Kap. II.2, Typologie und Thür, Kap. II.3, Werksteinbau.
3 Zahlreiche geologische Aufschlüsse befinden sich an den Ostflanken von
Bülbüldag und Panayirdag; aus diesem mehr oder weniger an Ort und Stelle ge-
wonnenem und verwendetem Baumaterial ist in Ephesos der überwiegende Teil
an einfachen Werkstein- und Bruchsteinmauem errichtet.
4 Von 1998 bis 2001 wurde in internationaler Zusammenarbeit das Projekt,Unter-
suchung von weißen, nicht-dolomitischen Marmoren aus Steinbrüchen im Groß-
raum Ephesos zur Bestimmung der Materialherkunft von Skulptur, Bauskulptur
sowie Ausstattungsbestandteilen in Ephesos‘ durchgeführt (L. Moens, J. De Don-
der, Universität Gent, Dept. for Analytical Chemistry; P. De Paepe, Universtität
Gent, Dept. of Geology and Soil Science; M. Aurenhammer, ÖAI; K. Koller,
ÖAW). In der näheren Umgebung von Ephesos wurden in diesem Zeitraum ins-
gesamt 17 Steinbruchareale und über 200 Artefakte beprobt (513C- und 5180-
Isotopenanalyse), K. Koller, Untersuchung von weißen, nicht-dolomitischen
Marmoren aus Steinbrüchen im Großraum Ephesos, in F. Krinzinger und Mitar-
beiter, Jahresbericht 1998, ÖJh 68, 1999, Beibl. Grab. 40; F. Krinzinger, Jahres-
bericht 1999, ÖJh 69, 2000, 381 f. In Nachfolge dieses Projektes wird seit einigen
Jahren am ÖAI ein Projekt zur ,Herkunftsanalyse ephesischer Marmore4 unter
der Leitung von W. Prochaska, Dept. für angewandte Geowissenschaften und
Geophysik, Montanuniversität Leoben, durchgeführt, http://www.oeai.at/index.
php/geologie.html, in dessen Rahmen zusätzlich zur Isotopenanalyse der Gehalt
an Spurenelementen und die Fluid-Einschlüsse analysiert werden, wodurch eine
exaktere Charakterisierung der Marmore ermöglicht wird.
5 Für die Überlassung der ausgewerteten Daten und die Diskussion der Ergebnisse
sei an dieser Stelle L. Moens, J. De Donder und P. De Paepe herzlich gedankt. Ers-
te Ergebnisse konnten 2003 auf Thasos international vorgestellt werden, K. Kol-
ler (gern. L. Moens und P. De Paepe), The Ephesian marble quarries. Topography,
analysis, conclusions, ASMOSIA VII (Association for the Study of Marble and
Other Stones used in Antiquity), 7th International Conference, Thassos, Greece,
15-20 September 2003.
6 Thür, Kap. V.1.2, Kat. A 15.
7 Anders W. Prochaska, http://www.oeai.at/index.php/geologie.html.
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1 MATERIALIEN
Marmor und andere Buntgesteine wurden in der WE 6 einerseits für Architekturteile1 und andererseits für die in der WE 6 sehr häufigen
Wandverkleidungen verwendet. Die letzteren werden - soweit sie die Wandverkleidung des Marmorsaals 31 betreffen - von S. Ilhan im
Kap. XXII analysiert. Die für die Böden und Wandverkleidungen aller anderen Räume verbauten Gesteine werden von K. Koller im
Kap. IX im Kontext der Raumausstattungen makroskopisch bestimmt, sie werden von ihr zusätzlich im Kap. II. 1.1 vorgestellt.
Hilke Thür
1.1 Marmor
In der WE 6 wurde Marmor sowohl als Werkstein innerhalb des Quader- und Bruchsteinmauerwerks2 eingesetzt, wofür insbesondere
ein graublauer, zum Teil von brekziösen Schichtungen durchzogener Marmor3 sowie vereinzelt Spolien aus weißem Marmor verwendet
wurden. Gleichzeitig fanden verschiedene Marmore und vielfarbige Dekorgesteine als bevorzugte Materialien für Bauteile und Ausstat-
tung sz wecke Verwendung.
Bei den in der WE 6 für Bauteile und Ausstattungsbestandteile verwendeten Marmoren handelt es sich zumeist um weiße und graue
kristalline Marmore lokaler Provenienz, d. h. sie stammen aus Steinbrüchen, die im Großraum Ephesos4 lokalisiert sind. In der WE 6
wurden insgesamt 31 Proben5 von Bau- und Ausstattungsbestandteilen genommen; ausgewählte Ergebnisse der Isotopendaten der nach
thematischen und chronologischen Kriterien ausgewerteten Proben lassen folgende - vorläufige - Aussagen zu:
Von den Säulen des Peristyls 31a aus gesprenkeltem Marmor konnten zwei Proben genommen werden, in der S-Portikus von der zwei-
ten Säule von Ost (Kat. A 15)6 und von einem der Bohrkerne aus diesen wieder aufgestellten Säulen. Beide Proben (Taf. 246.1) liegen
eindeutig im Probengebiet des Steinbruchareals beim Weiher Ayakhkin (Taf. 246.2) in der Nähe von Tire, etwa 20 km nordöstlich von
Ephesos, und lassen damit diesen weißen, dunkelgraublau gesprenkelten Marmor (Taf. 246.3) zweifelsfrei diesen Steinbrüchen zuwei-
sen. Aufgrund der Ähnlichkeit seiner Textur mit dem als Greco scritto bezeichneten Dekorgestein aus den kaiserlichen Steinbrüchen von
Hippo Regius (mod. Annaba) am Cap de Gard in Algerien, dem allerdings der bläuliche Ton fehlt, könnte man auch von einem lokalen
,Greco scritto4 sprechen, der sich in Ephesos für Bauteile und Ausstattungszwecke großer Beliebtheit erfreute; Exporte über die Region
hinaus erscheinen in Anbetracht der Größe und Lage des Steinbruchareals zum derzeitigen Forschungsstand eher unwahrscheinlich7.
1 Dazu s. u. Thür, Kap. V.
2 Dazu s. Thür, Kap. II.2, Typologie und Thür, Kap. II.3, Werksteinbau.
3 Zahlreiche geologische Aufschlüsse befinden sich an den Ostflanken von
Bülbüldag und Panayirdag; aus diesem mehr oder weniger an Ort und Stelle ge-
wonnenem und verwendetem Baumaterial ist in Ephesos der überwiegende Teil
an einfachen Werkstein- und Bruchsteinmauem errichtet.
4 Von 1998 bis 2001 wurde in internationaler Zusammenarbeit das Projekt,Unter-
suchung von weißen, nicht-dolomitischen Marmoren aus Steinbrüchen im Groß-
raum Ephesos zur Bestimmung der Materialherkunft von Skulptur, Bauskulptur
sowie Ausstattungsbestandteilen in Ephesos‘ durchgeführt (L. Moens, J. De Don-
der, Universität Gent, Dept. for Analytical Chemistry; P. De Paepe, Universtität
Gent, Dept. of Geology and Soil Science; M. Aurenhammer, ÖAI; K. Koller,
ÖAW). In der näheren Umgebung von Ephesos wurden in diesem Zeitraum ins-
gesamt 17 Steinbruchareale und über 200 Artefakte beprobt (513C- und 5180-
Isotopenanalyse), K. Koller, Untersuchung von weißen, nicht-dolomitischen
Marmoren aus Steinbrüchen im Großraum Ephesos, in F. Krinzinger und Mitar-
beiter, Jahresbericht 1998, ÖJh 68, 1999, Beibl. Grab. 40; F. Krinzinger, Jahres-
bericht 1999, ÖJh 69, 2000, 381 f. In Nachfolge dieses Projektes wird seit einigen
Jahren am ÖAI ein Projekt zur ,Herkunftsanalyse ephesischer Marmore4 unter
der Leitung von W. Prochaska, Dept. für angewandte Geowissenschaften und
Geophysik, Montanuniversität Leoben, durchgeführt, http://www.oeai.at/index.
php/geologie.html, in dessen Rahmen zusätzlich zur Isotopenanalyse der Gehalt
an Spurenelementen und die Fluid-Einschlüsse analysiert werden, wodurch eine
exaktere Charakterisierung der Marmore ermöglicht wird.
5 Für die Überlassung der ausgewerteten Daten und die Diskussion der Ergebnisse
sei an dieser Stelle L. Moens, J. De Donder und P. De Paepe herzlich gedankt. Ers-
te Ergebnisse konnten 2003 auf Thasos international vorgestellt werden, K. Kol-
ler (gern. L. Moens und P. De Paepe), The Ephesian marble quarries. Topography,
analysis, conclusions, ASMOSIA VII (Association for the Study of Marble and
Other Stones used in Antiquity), 7th International Conference, Thassos, Greece,
15-20 September 2003.
6 Thür, Kap. V.1.2, Kat. A 15.
7 Anders W. Prochaska, http://www.oeai.at/index.php/geologie.html.
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