VII Wasserwirtschaftliche Einrichtungen
1 WASSERVERSORGUNG UND WASSERENTSORGUNG - VORBEMERKUNGEN - CHRONOLOGIE
Vorbemerkungen
Die Wasserzuleitungen und -ableitungen sind in der WE 6 nur in wenigen Fällen durch Sondierungen untersucht; in der Innenhoffläche
des Peristylhofes 31a, in der Sondage 4/04 W-O im N-Umgang und durch die Fundamentgrabungen F 5/6, F 6/6, F 7/6 im W-Umgang
und F 4/6, F 3/6 und F 2/6 im S-Umgang sowie unter der Türschwelle 31aS-31aW wurden in den Jahren 1987, 19881 und 20042 Kanäle
und Rohrleitungen aufgedeckt (Taf. 384). In allen anderen Fällen wird der Verlauf der Kanäle und Wasserrohre ohne direkte Autopsie
aus Flickungen des Bodenbelags etc. erschlossen. Außerdem sind für jedes Wasserbecken und die Latrine eine Wasserzuleitung und ein
Abwasserkanal vorauszusetzen, woraus der grobe Verlauf der Leitungen und Kanäle theoretisch rekonstruiert werden kann.
In den Wänden der WE 6 kommen mehrfach vertikale Tonrohrleitungen vor, die in einigen Fällen zur Wasserführung dienten, wenn auch
nicht immer klar ist, ob in den Rohren Frischwasser, Abwasser oder Regenwasser floss (Taf. 82.1-3). Da die gleichen Tonrohre auch als
Rauchabzüge eingesetzt wurden, werden sie im Kontext mit Heizungsanlagen als Rauch- und Warmluftrohre interpretiert3. Ihre Funktion
bleibt in einigen Fällen unbestimmt.
Wasserwirtschaftliche Einrichtungen - Hellenistische Vorbebauung
Die älteste Wasserversorgung der WE 6 wurde durch zwei Tiefbrunnen (Schachtbrunnen 1 und 2) gewährleistet, die bereits vor der
Anlage des kaiserzeitlichen Hauses in Bauphase I existierten (Taf. 346). Ihre genaue Datierung kann nicht bestimmt werden, ihre Fül-
lung wurde nicht untersucht. Sie reichen bis heute in Wasser führende Schichten hinab. Anhand ihrer Konstruktion und in Analogie zu
Schachtbrunnen im H l4, in der WE 25 und in der WE 46 können sie hellenistisch-späthellenistisch eingeordnet werden. Für eine Wasser-
versorgung der WE 6 mit Frischwasser stand außerdem das hellenistische Brunnenhaus7 zur Verfügung, das westlich des Eingangs in die
WE 6 auf dem Niveau der Kuretenstraße liegt und in der frühen Kaiserzeit noch in Funktion war (Thür, Kap. I, Textabb. 1).
Kanalreste der hellenistischen Vorbebauung wurden in Form eines N-S-Kanals Kia8 1988 im Hofinneren westlich der Säule S 8 angetrof-
fen und im N-Umgang in der Sondage 4/04 Ost unter dem späteren W-O-Kanal K 29. In diesen Kanal K 1b dürfte der zuvor erwähnte Kanal
Kia einmünden. Kanal Kia zerstörte den Terrazzoboden im Innenhof, er dürfte daher späthellenistisch-augusteisch einzuordnen sein.
Wasserwirtschaftliche Einrichtungen der Bauphase I (Taf. 346)
Für eine Frischwasserversorgung kommen in Bauphase I zwei Leitungen in Frage, einerseits die Degirmendere-Leitung, die mit einem
Strang von Westen kommend in der Hanghausstraße verläuft und die mit Leitungen in der STG 1 die WE 1, die WE 4 und die WE 6
mit Frischwasser versorgte10. Allerdings ist einstweilen eine so frühe Datierung der Leitung nicht nachgewiesen. Außerdem wurde jener
Frischwasserkanal, der das H 1 und das H 2 auf einer Höhe von ca. 19.70 m ü. NN querte, bereits vor Bauphase II angelegt. Das Gefälle
dieser Leitung ist so gering, dass ihre Fließrichtung nicht klar bestimmt werden kann. Wiplinger interpretiert diese Leitung neuerdings
als Fortsetzung der Aristion-Leitung, bzw. als einen Leitungsstrang, in dem das „Brauchwasser“ aus dem Schöpfbecken des Trajansnym-
phaeum11 unter der Kuretenstraße hindurchfloss, um dann am N-Hang des Bülbüldag nach Westen Richtung Hafen zu fließen und dort
eventuell Werkstätten zu beliefern12. Die Aristion-Leitung ist durch mehrere Inschriften13 spätestens in die Jahre 113/4 n. Chr. datiert, sie
kann also im H 2 zunächst im Süden des noch kleineren Marmorsaales angelegt worden sein. Im Zuge der Erweiterung des Marmorsaa-
les nach Süden, die jetzt genau auf das Jahr 121 n. Chr. datiert werden kann14, musste die erst vor 7-8 Jahren neu gebaute Leitung weiter
nach S verlegt werden. Diese Wasserquelle war bis 113/4 n. Chr. in Bauphase I noch nicht verfügbar. Zu diesem Befund passt, dass kein
1 Vgl. Thür, Kap. XIII. 1
2 Vgl. Waldner, Kap. XIII.2.
3 Vgl. Thür, Kap. VIII.
4 Lang-Auinger, Hanghaus 1, 176 f.
5 Wiplinger, WE 1 und 2, Kap. B.VIII.
6 Thür, WE 4, 175.
7 Thür, Wasserversorgung, 65 f.
8 Vgl. Thür, Kap XIII. 1.2.
9 Ladstätter u. a., Grabungen 2004, 266-275.
10 Wiplinger, WE 1 und 2, Kap. A.VIII.l.
11 Quatember, Nymphaeum Traiani.
12 Wiplinger, Wasser für Ephesos, 26-30; Wiplinger, Neue Ergebnisse, 313-327,
zur Aristion-Leitung 316.
13 IvE 424; IvE 3217.
14 Dazu s. Taeuber, Kap. XII.8.
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1 WASSERVERSORGUNG UND WASSERENTSORGUNG - VORBEMERKUNGEN - CHRONOLOGIE
Vorbemerkungen
Die Wasserzuleitungen und -ableitungen sind in der WE 6 nur in wenigen Fällen durch Sondierungen untersucht; in der Innenhoffläche
des Peristylhofes 31a, in der Sondage 4/04 W-O im N-Umgang und durch die Fundamentgrabungen F 5/6, F 6/6, F 7/6 im W-Umgang
und F 4/6, F 3/6 und F 2/6 im S-Umgang sowie unter der Türschwelle 31aS-31aW wurden in den Jahren 1987, 19881 und 20042 Kanäle
und Rohrleitungen aufgedeckt (Taf. 384). In allen anderen Fällen wird der Verlauf der Kanäle und Wasserrohre ohne direkte Autopsie
aus Flickungen des Bodenbelags etc. erschlossen. Außerdem sind für jedes Wasserbecken und die Latrine eine Wasserzuleitung und ein
Abwasserkanal vorauszusetzen, woraus der grobe Verlauf der Leitungen und Kanäle theoretisch rekonstruiert werden kann.
In den Wänden der WE 6 kommen mehrfach vertikale Tonrohrleitungen vor, die in einigen Fällen zur Wasserführung dienten, wenn auch
nicht immer klar ist, ob in den Rohren Frischwasser, Abwasser oder Regenwasser floss (Taf. 82.1-3). Da die gleichen Tonrohre auch als
Rauchabzüge eingesetzt wurden, werden sie im Kontext mit Heizungsanlagen als Rauch- und Warmluftrohre interpretiert3. Ihre Funktion
bleibt in einigen Fällen unbestimmt.
Wasserwirtschaftliche Einrichtungen - Hellenistische Vorbebauung
Die älteste Wasserversorgung der WE 6 wurde durch zwei Tiefbrunnen (Schachtbrunnen 1 und 2) gewährleistet, die bereits vor der
Anlage des kaiserzeitlichen Hauses in Bauphase I existierten (Taf. 346). Ihre genaue Datierung kann nicht bestimmt werden, ihre Fül-
lung wurde nicht untersucht. Sie reichen bis heute in Wasser führende Schichten hinab. Anhand ihrer Konstruktion und in Analogie zu
Schachtbrunnen im H l4, in der WE 25 und in der WE 46 können sie hellenistisch-späthellenistisch eingeordnet werden. Für eine Wasser-
versorgung der WE 6 mit Frischwasser stand außerdem das hellenistische Brunnenhaus7 zur Verfügung, das westlich des Eingangs in die
WE 6 auf dem Niveau der Kuretenstraße liegt und in der frühen Kaiserzeit noch in Funktion war (Thür, Kap. I, Textabb. 1).
Kanalreste der hellenistischen Vorbebauung wurden in Form eines N-S-Kanals Kia8 1988 im Hofinneren westlich der Säule S 8 angetrof-
fen und im N-Umgang in der Sondage 4/04 Ost unter dem späteren W-O-Kanal K 29. In diesen Kanal K 1b dürfte der zuvor erwähnte Kanal
Kia einmünden. Kanal Kia zerstörte den Terrazzoboden im Innenhof, er dürfte daher späthellenistisch-augusteisch einzuordnen sein.
Wasserwirtschaftliche Einrichtungen der Bauphase I (Taf. 346)
Für eine Frischwasserversorgung kommen in Bauphase I zwei Leitungen in Frage, einerseits die Degirmendere-Leitung, die mit einem
Strang von Westen kommend in der Hanghausstraße verläuft und die mit Leitungen in der STG 1 die WE 1, die WE 4 und die WE 6
mit Frischwasser versorgte10. Allerdings ist einstweilen eine so frühe Datierung der Leitung nicht nachgewiesen. Außerdem wurde jener
Frischwasserkanal, der das H 1 und das H 2 auf einer Höhe von ca. 19.70 m ü. NN querte, bereits vor Bauphase II angelegt. Das Gefälle
dieser Leitung ist so gering, dass ihre Fließrichtung nicht klar bestimmt werden kann. Wiplinger interpretiert diese Leitung neuerdings
als Fortsetzung der Aristion-Leitung, bzw. als einen Leitungsstrang, in dem das „Brauchwasser“ aus dem Schöpfbecken des Trajansnym-
phaeum11 unter der Kuretenstraße hindurchfloss, um dann am N-Hang des Bülbüldag nach Westen Richtung Hafen zu fließen und dort
eventuell Werkstätten zu beliefern12. Die Aristion-Leitung ist durch mehrere Inschriften13 spätestens in die Jahre 113/4 n. Chr. datiert, sie
kann also im H 2 zunächst im Süden des noch kleineren Marmorsaales angelegt worden sein. Im Zuge der Erweiterung des Marmorsaa-
les nach Süden, die jetzt genau auf das Jahr 121 n. Chr. datiert werden kann14, musste die erst vor 7-8 Jahren neu gebaute Leitung weiter
nach S verlegt werden. Diese Wasserquelle war bis 113/4 n. Chr. in Bauphase I noch nicht verfügbar. Zu diesem Befund passt, dass kein
1 Vgl. Thür, Kap. XIII. 1
2 Vgl. Waldner, Kap. XIII.2.
3 Vgl. Thür, Kap. VIII.
4 Lang-Auinger, Hanghaus 1, 176 f.
5 Wiplinger, WE 1 und 2, Kap. B.VIII.
6 Thür, WE 4, 175.
7 Thür, Wasserversorgung, 65 f.
8 Vgl. Thür, Kap XIII. 1.2.
9 Ladstätter u. a., Grabungen 2004, 266-275.
10 Wiplinger, WE 1 und 2, Kap. A.VIII.l.
11 Quatember, Nymphaeum Traiani.
12 Wiplinger, Wasser für Ephesos, 26-30; Wiplinger, Neue Ergebnisse, 313-327,
zur Aristion-Leitung 316.
13 IvE 424; IvE 3217.
14 Dazu s. Taeuber, Kap. XII.8.
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