VI Sonstige Ausstattung
3 FENSTER
Fenster in antiken Häusern85 führen in sehr vielen Fällen auf einen Innenhof des Hauses. Da die Erschließung der Räume und gleichzeitig
auch ihre Belichtung und Belüftung bzw. Klimatisierung über die Türöffnungen von den Peristylhallen der Höfe erfolgte, sind Fenster
relativ selten. Außenfenster, d. h. Fenster zu Straßen etc. stellten außerdem ein Sicherheitsrisiko dar, sie wurden in vom Boden erreichba-
rer Höhe deshalb tunlichst vermieden oder aber vergittert. In den Obergeschossen sind sie hingegen vermehrt zu erwarten.
In der WE 6 sind in zwei Baderäumen, dem Caldarium 31aO/Ml und dem Sudatorium/Tepidarium 31aO/M2 große Bogenfenster sowie
im Frigidarium 31aSO drei kleine Bogenfenster in situ erhalten. Ein weiteres Fenster war in Bauphase IV in der O-Wand des Raumes 36d
eingebaut. Ein großes Bogenfenster in der Art eines Thermenfensters in der N-Mauer belichtete den Apsidensaal 8. Weitere Fensteröff-
nungen sind in der S-Mauer des Marmorsaales erhalten und analog in den anderen Raumwänden, der O-, N- und W-Mauer zu rekonst-
ruieren. Als weitere Lichtquellen fungierten oculi, zwei sind im Raum 36a erhalten, ein weiterer oculus ist für den Verkehrsraum 36 zu
vermuten.
Das Fenster im Caldarium 31aO/Ml nimmt mehr als die obere Hälfte in der zwischen den Säulen 6 und 7 eingezogenen Ziegelwand
ein (Taf. 24.7; 259). Das Fenster weist - ebenso wie das im Nachbarraum 31aO/M2 - zwei Bauphasen auf. Primär füllte es die gesamte
Breite zwischen den Pfeilern aus, d. h. es war ca. 2.50 m breit und 2.50 m hoch. Es ist mit einem Bogen abgeschlossen, der bei HK +
23.00 m ü. N.N.; d. h. 1.60 m über der Fenstersohle ansetzt. Sekundär wurde das Fenster verkleinert, an jeder Seite wurden 25-30 cm
breite Ziegelpfeiler aufgezogen86. Am Außenrand der Öffnung zeichnet sich im Putz und Hinterfüllmörtel ein 10-12 cm breiter und
10-12 cm tiefer Fensterrahmen ab (Taf. 81.71-72). An der N-Laibung sind drei Metallhaken im Mauerwerk und im Putz erkennbar, mit
denen der Fensterrahmen mit den Fenstersprossen in der Laibung befestigt war. Der Fensterrahmen und die Sprossen können theoretisch
aus Marmor-, Holz- oder auch Blei (?) bestanden haben. In der unteren S-Ecke sind geringe Reste von Holzkohle erhalten, das spricht -
ebenso wie das Fehlen von Marmorrahmen - für eine Holzkonstruktion.
Das Fenster im Raum 31aO/M2 weist eine mit dem Nachbarraum 31aO/Ml identische Baugeschichte auf. Das jetzt 2.10 m breite und
2.50 m hohe Fenster wurde ebenfalls für den Einbau der Tubulaturziegel87 im Raum 31aO/M2 verkleinert. In der Fensteröffnung wurde
die spätantik/byzantinische Zumauerung belassen, an ihr zeichnet sich der Zerstörungsschutt 1.0-1.5 m hoch ab, das Fenster wurde für
die Nachnutzung zugemauert. Am unteren Rand sind zahlreiche Glasfragmente zusammen mit Holzkohleresten (Taf. 81.73) erhalten und
sichtbar. Der Fensterrahmen aus Holz ist damit belegt. Aus dem Bereich der Bogenfenster in 31aO/Ml und 31aO/M2 und den Fenstern
im Apsidenbrunnen WB-B4 stammen die Fensterglasfunde G 69-G 71 (Taf. 221); das Glasfragment G 69 weist an der Kante an beiden
Seiten des Glases Mörtel auf, der zeigt, dass das Glas in den feuchten Putz versetzt wurde. Die Fensteröffnung wurde mit einem Anschlag
hergestellt, in welchen vermutlich der gesamte Gitterrahmen aus Holz, in den die Glasscheiben mit Mörtel oder einem mörtelähnlichen
Kitt fixiert worden waren, versetzt wurden.
Das in der letzten Bauphase eingerichtete Apsidenbecken WB-34 ersetzte die in den Bauphasen II bis III zu rekonstruierende Bogenfens-
terwand. Um das Becken und vor allem das Frigidarium zu belichten waren in die Apsisrundung drei Bogenfenster eingebaut (Taf. 23.4).
Sie sind außen 1.10 m breit und bis zum Bogenscheitel 1.55 m hoch. Auch diese Fenster hatten an ihrer Außenkante montierte Fenster-
rahmen, sie zeichnen sich mit einer Breite von ca. 8 cm ab. Im Grabungstagebuch sind Glasreste erwähnt88, die Fenster waren demnach
mit Sicherheit verglast, auch wenn das in einem Frigidarium nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
Alle weiteren Fenster weisen nur sehr eingeschränkte in s/7t/-Befunde auf. Das sekundär in die O-Mauer im Raum 36d eingebaute
Bogenfenster war zum Zeitpunkt der Freilegung durch den damals noch im Schutt vorhandenen Bogen und im Tagebuch erwähnten
Marmorfensterrahmen89 gut repräsentiert. Im 2011 erhaltenen Baubefund ist es hingegen kaum mehr erkennbar. Die Brüstung ist in ihrer
originalen Höhe von 1.20 m erhalten. Die Fensteröffnung, die mit einem Bogen abschloss, hatte an ihrer W-Seite einen 8 cm breiten
Holzrahmen, wie ein Abdruck im Putz zeigt, er fluchtet mit der Innenkante des Fensters. Wahrscheinlich gibt er die Lage des Fensterrah-
mens an. Demnach war der Rahmen 3,5 cm breit. Die relativ niedrige Brüstung erlaubte den Blick auf den Hof, selbst in halbliegender
Position beim Speisen auf der Kline.
Im Apsidensaal 8 wurde die Schildmauer in der N-Mauer durch ein großes Bogenfenster ausgefüllt und diente zur Belichtung des
Apsidensaales 8 (Taf. 81.74). Dieses 6.90 m breite und 3.45 m hohe Fenster entspricht in seinen Dimensionen einem Thermenfenster90.
Es muss wohl durch ein Marmorgitter unterteilt gewesen sein. Davon wurden keine Reste im Tagebuch vermerkt, Fensterglasfunde91 aus
dem Raum 36 dürften aber von diesem Fenster stammen. Reste der Fensteröffnung sind an der O-Seite erhalten92 (Taf. 81.75). Der Apsi-
densaal erhielt durch seinN-Fenster Licht über den offenen Bereich oder Hof 36.1. Gemeinsam mit der reflektierenden Fläche des großen
85 Zu Fenstern im klassischen Griechenland s. Schwandner, in: Hoepfner, Wohnen,
532-534; zu Fenstern in Pergamon s. Wulf, Stadtgrabung, 14-17, Filgis - Radt,
Stadtgrabung, 46 f.; zur Konstruktion von Fenstern in den Vesuvstädten s. Adam,
Roman Building, 304; zum H 2 s. Thür, WE 4, 179.
86 Entlang dieser Fensterpfeiler wurden Hohlziegel des Heizsystems versetzt, dazu
Thür, Kap. VIII. 1.
87 Vgl. Thür, Kap. II.1.3; Thür, Kap. VIII.l.
88 s. auch Schätzschock, Kap. XVII, G 69-71.
89 MTB vom 27.9.1979, S 39: An der W-Seite großes Fenster mit zahlreichen Frag-
menten eines Marmorgitterfensters.
90 Zu den Fenstern des Vediusgymnasiums s. M. La Torre in: M. Steskal - M. La
Torre, Das Vediusgymnasium von Ephesos, FiE XIV, 1 (2008) 286-288 Abb. 33.
34 Taf. 204,4-207.
91 Schätzschock, Kap. XVII, G 158, G 159.
92 Vgl. Thür, Kap. III.2.18.
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Fenster in antiken Häusern85 führen in sehr vielen Fällen auf einen Innenhof des Hauses. Da die Erschließung der Räume und gleichzeitig
auch ihre Belichtung und Belüftung bzw. Klimatisierung über die Türöffnungen von den Peristylhallen der Höfe erfolgte, sind Fenster
relativ selten. Außenfenster, d. h. Fenster zu Straßen etc. stellten außerdem ein Sicherheitsrisiko dar, sie wurden in vom Boden erreichba-
rer Höhe deshalb tunlichst vermieden oder aber vergittert. In den Obergeschossen sind sie hingegen vermehrt zu erwarten.
In der WE 6 sind in zwei Baderäumen, dem Caldarium 31aO/Ml und dem Sudatorium/Tepidarium 31aO/M2 große Bogenfenster sowie
im Frigidarium 31aSO drei kleine Bogenfenster in situ erhalten. Ein weiteres Fenster war in Bauphase IV in der O-Wand des Raumes 36d
eingebaut. Ein großes Bogenfenster in der Art eines Thermenfensters in der N-Mauer belichtete den Apsidensaal 8. Weitere Fensteröff-
nungen sind in der S-Mauer des Marmorsaales erhalten und analog in den anderen Raumwänden, der O-, N- und W-Mauer zu rekonst-
ruieren. Als weitere Lichtquellen fungierten oculi, zwei sind im Raum 36a erhalten, ein weiterer oculus ist für den Verkehrsraum 36 zu
vermuten.
Das Fenster im Caldarium 31aO/Ml nimmt mehr als die obere Hälfte in der zwischen den Säulen 6 und 7 eingezogenen Ziegelwand
ein (Taf. 24.7; 259). Das Fenster weist - ebenso wie das im Nachbarraum 31aO/M2 - zwei Bauphasen auf. Primär füllte es die gesamte
Breite zwischen den Pfeilern aus, d. h. es war ca. 2.50 m breit und 2.50 m hoch. Es ist mit einem Bogen abgeschlossen, der bei HK +
23.00 m ü. N.N.; d. h. 1.60 m über der Fenstersohle ansetzt. Sekundär wurde das Fenster verkleinert, an jeder Seite wurden 25-30 cm
breite Ziegelpfeiler aufgezogen86. Am Außenrand der Öffnung zeichnet sich im Putz und Hinterfüllmörtel ein 10-12 cm breiter und
10-12 cm tiefer Fensterrahmen ab (Taf. 81.71-72). An der N-Laibung sind drei Metallhaken im Mauerwerk und im Putz erkennbar, mit
denen der Fensterrahmen mit den Fenstersprossen in der Laibung befestigt war. Der Fensterrahmen und die Sprossen können theoretisch
aus Marmor-, Holz- oder auch Blei (?) bestanden haben. In der unteren S-Ecke sind geringe Reste von Holzkohle erhalten, das spricht -
ebenso wie das Fehlen von Marmorrahmen - für eine Holzkonstruktion.
Das Fenster im Raum 31aO/M2 weist eine mit dem Nachbarraum 31aO/Ml identische Baugeschichte auf. Das jetzt 2.10 m breite und
2.50 m hohe Fenster wurde ebenfalls für den Einbau der Tubulaturziegel87 im Raum 31aO/M2 verkleinert. In der Fensteröffnung wurde
die spätantik/byzantinische Zumauerung belassen, an ihr zeichnet sich der Zerstörungsschutt 1.0-1.5 m hoch ab, das Fenster wurde für
die Nachnutzung zugemauert. Am unteren Rand sind zahlreiche Glasfragmente zusammen mit Holzkohleresten (Taf. 81.73) erhalten und
sichtbar. Der Fensterrahmen aus Holz ist damit belegt. Aus dem Bereich der Bogenfenster in 31aO/Ml und 31aO/M2 und den Fenstern
im Apsidenbrunnen WB-B4 stammen die Fensterglasfunde G 69-G 71 (Taf. 221); das Glasfragment G 69 weist an der Kante an beiden
Seiten des Glases Mörtel auf, der zeigt, dass das Glas in den feuchten Putz versetzt wurde. Die Fensteröffnung wurde mit einem Anschlag
hergestellt, in welchen vermutlich der gesamte Gitterrahmen aus Holz, in den die Glasscheiben mit Mörtel oder einem mörtelähnlichen
Kitt fixiert worden waren, versetzt wurden.
Das in der letzten Bauphase eingerichtete Apsidenbecken WB-34 ersetzte die in den Bauphasen II bis III zu rekonstruierende Bogenfens-
terwand. Um das Becken und vor allem das Frigidarium zu belichten waren in die Apsisrundung drei Bogenfenster eingebaut (Taf. 23.4).
Sie sind außen 1.10 m breit und bis zum Bogenscheitel 1.55 m hoch. Auch diese Fenster hatten an ihrer Außenkante montierte Fenster-
rahmen, sie zeichnen sich mit einer Breite von ca. 8 cm ab. Im Grabungstagebuch sind Glasreste erwähnt88, die Fenster waren demnach
mit Sicherheit verglast, auch wenn das in einem Frigidarium nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
Alle weiteren Fenster weisen nur sehr eingeschränkte in s/7t/-Befunde auf. Das sekundär in die O-Mauer im Raum 36d eingebaute
Bogenfenster war zum Zeitpunkt der Freilegung durch den damals noch im Schutt vorhandenen Bogen und im Tagebuch erwähnten
Marmorfensterrahmen89 gut repräsentiert. Im 2011 erhaltenen Baubefund ist es hingegen kaum mehr erkennbar. Die Brüstung ist in ihrer
originalen Höhe von 1.20 m erhalten. Die Fensteröffnung, die mit einem Bogen abschloss, hatte an ihrer W-Seite einen 8 cm breiten
Holzrahmen, wie ein Abdruck im Putz zeigt, er fluchtet mit der Innenkante des Fensters. Wahrscheinlich gibt er die Lage des Fensterrah-
mens an. Demnach war der Rahmen 3,5 cm breit. Die relativ niedrige Brüstung erlaubte den Blick auf den Hof, selbst in halbliegender
Position beim Speisen auf der Kline.
Im Apsidensaal 8 wurde die Schildmauer in der N-Mauer durch ein großes Bogenfenster ausgefüllt und diente zur Belichtung des
Apsidensaales 8 (Taf. 81.74). Dieses 6.90 m breite und 3.45 m hohe Fenster entspricht in seinen Dimensionen einem Thermenfenster90.
Es muss wohl durch ein Marmorgitter unterteilt gewesen sein. Davon wurden keine Reste im Tagebuch vermerkt, Fensterglasfunde91 aus
dem Raum 36 dürften aber von diesem Fenster stammen. Reste der Fensteröffnung sind an der O-Seite erhalten92 (Taf. 81.75). Der Apsi-
densaal erhielt durch seinN-Fenster Licht über den offenen Bereich oder Hof 36.1. Gemeinsam mit der reflektierenden Fläche des großen
85 Zu Fenstern im klassischen Griechenland s. Schwandner, in: Hoepfner, Wohnen,
532-534; zu Fenstern in Pergamon s. Wulf, Stadtgrabung, 14-17, Filgis - Radt,
Stadtgrabung, 46 f.; zur Konstruktion von Fenstern in den Vesuvstädten s. Adam,
Roman Building, 304; zum H 2 s. Thür, WE 4, 179.
86 Entlang dieser Fensterpfeiler wurden Hohlziegel des Heizsystems versetzt, dazu
Thür, Kap. VIII. 1.
87 Vgl. Thür, Kap. II.1.3; Thür, Kap. VIII.l.
88 s. auch Schätzschock, Kap. XVII, G 69-71.
89 MTB vom 27.9.1979, S 39: An der W-Seite großes Fenster mit zahlreichen Frag-
menten eines Marmorgitterfensters.
90 Zu den Fenstern des Vediusgymnasiums s. M. La Torre in: M. Steskal - M. La
Torre, Das Vediusgymnasium von Ephesos, FiE XIV, 1 (2008) 286-288 Abb. 33.
34 Taf. 204,4-207.
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