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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 4.1980

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Hückler, Alfred: Formwirksame Faktoren im gegenseitigen Bestimmungszwang
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https://doi.org/10.11588/diglit.30596#0088
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resse und, abhängig vom Automatisierungsgrad, als Gebrauchsbe-
ziehungen widerspiegeln, Das objektive Gewicht der einzelnen
Faktoren in deren gesamten Beziehungsgefüge macht das objektive
Wesen aus, Doch es bedarf oft vielfältiger Überlegungen, um es
zu treffen, da es nicht vorher offenliegt; es muß herausgefunden
werden. Das wahrnehmbar Typische als 'das sinnfällige Muster
(bzw. Vorstellungsmodell, kurz: Modell) seiner Art’

( Flucke), ist der gestalthafte Wesenskern.

Das Typische ist ein Stereotyp, wandelbar und subjektiv gefärbt,
wenn auch von hoher intersubjektiver Gemeinsamkeit, damit über
längere Zeitspannen quasi-objektiv. Das Typische ist gegen
subjektive Auslegbarkeit außerordentlich unempfindlich . Klar
herrscht der Objektbezug vor, d.h. die typbildenden Gegeben-
heiten und Möglichkeiten des Erzeugnisses selbst bilden die
kennzeichnende Invarianz des Typs. Um das Typische eines
Erzeugnisses auszumachen , bedarf es dann erzeugnisgeschicht-
licher ^enntnisse oder Untersuchungen, und diese sind objektiv
ausgerichtet , auch wenn sie noch wegen einer fehlenden umfassen-
den Erzeugnis-Morphologie wissentlich schwach fundiert sind.
Zweifellos wird ein Heimfernsehgerät danach nicht als Möbel-
stück erscheinen können. Das hieße den mitwirkenden Umstand vor
dem bewirkenden Anlaß des Fernsehers zu stellen, die begleiten-
den vor die kennzeichenden Merkmale.

Ein gegenseitiger Bestimmungszwang ist mehr als schlechthin
gegenseitige Abhängigkeit (alles ist irgendwie voneinander ab-
hängig) . Er ist auch nicht gleichmäßige Wechselwirkung, sondern
grundsätzlich immer gerichtet, mehr oder weniger einseitig vor-
herrschend, also nur in Ausnahmen ausgeglichen. Und : es handelt
sich kaum um Passivitäten, sondern in erster Linie um aktive
Einflüsse aufeinander.

Gleichgerichtet verstärken formbildende Faktoren bestimmte Form-
lösungen. Gegensinnig, aber nicht ausschließend, bilden sie
Widersprüche , die als erfinderischer Motor Lösungen veranlassen.
Werden beim Präzisieren der Aufgabenstellung bereits Widersprü-
che gelöst , ist sie schon eine Lösung in dem Sinne, daß 'eine
richtige Aufgabenstellung die halbe Lösung' sei.

Die schließliche Lösung ist so gesehen immer eine ausgeglichene
Ungleichkeit der Wertigkeiten aller Faktoren, sozusagen bilan-
 
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