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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

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Nagy, Mária Éva: Die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in der Ausbildung von Formgestaltern
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0134

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sprechende Rolle spielen sollten. Widrigenfalls bleibt die
gegenwärtige, unbefriedigende Lage unverändert. Diese Lage ist
gekennzeichnet durch-die Unsicherheit der Pormgestalter be-
treffs der Wirkung ihrer Arbeiten; durch die subjektive Beur-
teilung der Entwürfe; durch die geschmackserzieherische - oft
aufklärerische - Einstellung von Eormgestaltern und im negativ
sten Ealle durch einen ästhetischen Aristokratismus.

Die Sicherung der ästhetischen Funktion des Produkts ist nur
eine, aber nicht die einzige Aufgabe des Eormgestalters. Er
hat die Aufgabe, alle jene Anforderungen, die aus der Art und
Weise der Bedürfnisbefriedigung entspringen, zu bewältigen.

Ich war in der Vorlesung, die ich vor zwei Jahren hier gehalten
habe, bemüht, zu beweisen, daß diese Anforderungen durch den
Überbau determiniert sind, daß sie durch solche Eaktoren be-
stimmt werden, wie durch die aus der Lebensweise resultieren-
den schichtspezifischen Konsumentengewohnheiten, durch die na-
tionalen Besonderheiten, durch die ethischen und ästhetischen
Ideale der Gesellschaft in ihrer schichtspezifischen Ausprägung
durch die konkrete Situation des Gebrauchs usw. Infolge der
objektiven Determiniertheit sind diese Determinanten erkennbar.

Bei der Erschließung dieser Anforderungen kann und soll sich
der Eormgestalter auf die Ergebnisse der verschiedenen Gesell-
schaftswissenschaften, so der Ergonomie, der Lebensweise-,
Kultur- und Geschmackssoziologie sowie der Sozialpsychologie
stützen, er muß aber jene Anforderungen, die sich auf die Art
und Weise des konkreten Gebrauchs beziehen, selbst herausfinden

Obwohl die Ergebnisse der Lebensweise-, Kultur- und Geschmacks-
soziologie noch unzureichend sind, nutzt die Eormgestaltung
die vorhandenen Erkenntnisse nicht genügend. Unter den oben-
erwähnten Disziplinen wies die Lebensweisesoziologie die
größten Erfolge auf.

Die ungarische Lebensweisesoziologie stellte zum Beweis fest,
daß in unserer Gesellschaft mehrere Lebensweise-Modelle wirken.
Diese Lebensweise-Modelle sind nicht homogen, sondern sie sind
eine Mischung von neuen und alten, positiven und negativen,
eigenen und fremden Elementen. Sie beinhalten ebenso die Ele-

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