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birge in Terrassen mit ganz kleinen gartenartigen Beeten, die wie
unsere Weinberge durch Trockenmanern gehalten werden. Für Be-
wässerung wird mit größter Umsicht und unermüdlichem Fleiß gesorgt.
Weizen, Gerste, Hirse, Bohnen sind die Hauptfrüchte. Dazu kommen
Oelpslanzen, wie Sesam, Raps und Erdnuß, Wachsbäume, zahlreiche
Gemüse, Hans, Tabak, Melonen u. a. m. Der Maulbeerbaum und noch
mehr eine großblättrige Eiche und der Götterbaum (^ilnntllrm) werden
zur Seidenraupenzucht gepflanzt und die sogenannte wilde Seide, die
von Tschisn ausgeführt wird und größere Haltbarkeit besitzt als die
Seide des Maulbeerbaums, wird vielleicht in Deutschland bald ebenso
geschätzt sein, wie sie es in China schon ist.
In größerem Umfange wird in Sch antun g außer dem Seidenbau
nur die Strohflechterei, namentlich zur Herstellung von Strohhüten
getrieben. Im übrigen steht die Industrie wohl noch aus niedriger
Stufe. Eine Ausnahme soll nur die Umgegend von Pvschan machen,
wo das Geheimnis einer alten Glasindustrie, mehrere Lagen bunten
Glases übereinander anzubringen und das der Bereitung des bunt-
farbigen Schmelzes für das eniuil eloisonne in wenigen Familien
bewahrt wurde. Daß diese Industrien neu belebt werden können, unter-
liegt keinem Zweifel und ist teilweise schon der Fall. Durch europäischen
Einstuß ist die Zahl der Farben des Schmelzes vermehrt und in
Peking eine blühende Industrie in eloisonrm-Waren entstanden.
Die Provinz Schantung steht überall in China in dem Ruse,
große mineralische Schätze zu besitzen. Es sind allerdings Eisenerze,
Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende und auch Gold in kleinen Mengen
gefunden, ob aber abbauwürdige Lagerstätten vorhanden sind, ist bis-
lang nicht festgestellt. Zuverlässige Angaben liegen nur voll Herrn
v. Richthofen über das Vorkommen der Steinkohle vor, da dieser
Forscher mehrere Kohlenlager der Provinz selbst besuchte und die von
dort entnommenen Kohlen auf der Königlichen Bergakademie in Berlin
chemisch analysieren ließ. Es sind dies besonders die Lagerplätze voll
Weihsien, von dem obengenannten, zwischen Weihsien und Tsinanfn
gelegenen Poschan, und von Jtschoufu im Süden der Hauptstadt
Tsinanfu. Sie enthalten mehrere Flötze vorzüglicher Steinkohle. Die
Mächtigkeit derselben bezeichnet Richthofen allerdings nur als mäßig,
wohl im Vergleich zu jenen Kohlenlagern in den benachbarten Provinzen
Schensi und Schansi, welche nach seiner Schätzung die gesamte Erde
mehr als 2000 Jahre mit der jetzt jährlich verbrauchten Kohlenmenge
versehen können. Immerhin handelt es sich an dell drei genannten Orten
 
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