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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben ([1. Haupt-Abtheilung], 9. Band): Griechenland — Frankfurt am Main: Im Comptoir für Literatur und Kunst, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.68337#0023
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da; man zählt 5 Moskeen mit Minarets, 6 Tiareks oder mos-
leminiſche Kapellen, 1 Kathedrale, 39 Pfarrkirchen, 80 Kapellen.
1 katholiſche Kirche mit Kloſter, auch mehrere milde Stiftungen
und etwa 10,000 Einw., worunter 800 Osmanen, der Reſt
Griechen. Dieſe haben 1 Erzbiſchof, der gegen 2,000 Kaifers
thaler Einkünfte hat, und zwei elende Kollegien, worin das
klaſſiſche Griechiſch gelehrt, aber akademiſche Würden nicht mehr
ertheilt werden, doch hat das eine dieſer Kollegien in neuern
Zeiten eine beſſere Einrichtung erhalten, und ſich mehr dem
Ideal einer höhern Lehranſtalt genähert. Die Einw. unterhalten
12 bis 15 Seifenſiedereien, Saffiangerbereien und Baumwollen-
weberei, aber noch immer bleiben Oelbau und Bienenzucht auf
dem honigreichen Hymettus Hauptbeſchäftigung, auch ſammelt
man Kermes und Knoppern ein, und handelt mit Olivenöl,
Honig und Sklaven. Um die Stadt erheben ſich auf dem
Hymettus 5 griechiſche Klöſter, die mit ihren Maierhöfen 6,200
Bienenkörbe unterhalten, auch beſteht in der Stadt 1 katholiſches
Kloſter. Bäder und Kaffeehäuſer hat die Stadt mehrere, und
dieß ſind auch die einzigen geſellſchaftlichen Vergnügungen, deren
ſich die Einwohner erfreuen; doch iſt die Landſchaft umher an-
genehm, und beſonders durch die Reminiscenzen an die beſſere
Vorzeit höchſt merkwürdig. Die Häfen Piräus, Munychia und
Phalerus ſind völlig vernichtet, und kaum läßt ſich erkennen,
daß Athen einſt nahe am Meere gelegen und eine bedeutende
Seemacht unterhalten; eben ſo ſind der Hügel des Areopagus,
die Akademie, das Lykäon, die Pnix, der Portikos, ihrer ehema-
ligen Lage nach nicht genau bekannt. Die Griechen genießen
hier gewiſſer Freiheiten und Vorrechte; ſie dürfen jährlich vier
Magiſtratsperſonen wählen, die den ſtolzen Namen von Archon-
ten führen und bei ihren Landsleuten ein großes Anſehen be-
haupten. Ueberhaupt zeichnet ſich der geſellſchaftliche Zuſtand
 
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