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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben (2. Haupt-Abtheilung, 1. Band): Asien — Frankfurt am Main: Comptoir für Literatur und Kunst, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.66631#0130
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Kleinasiens hatte die Kühnheit, sich von der persischen und römi-
schen Unterwürfigkeit losreißen zu wollen; ihre kriegerischen Rü-
stungen vermochten Armenien, Arabien und Persien, ihr eine Alliance
anzubieten. Rom war um diese Zeit gerade in den Krieg mit
den Gothen verwickelt, und Kaiser Claudius, der die Streitkräfte
nicht zersplittern wollte, sah sich genöthigt, ihrem Gebiete den Na-
men eines Königreiches in Osten zuzugestehen. Sie selbst aber
erklärte sich für unabhängig von Rom, welches ihr den Krieg
erklärte. Um den Muth der Soldaten zu beseelen, schloß sich Ze-
nobia selbst den Feldzügen an. Nach einem mehrfachen Verluste
schloß sie sich in Palmyra ein, dessen Uebergabe allein erst das Schick-
sal ihres Reiches entscheiden konnte. Aurelian sing nun an, Pal-
myra zu belagern; da er aber voraussah, daß die Belagerung
sehr langwierig werden möchte, da er selbst durch einen Wurfspieß
verwundet wurde, und die Vertheidigungsanstalten einen standhaf-
ten Widerstand erwarten ließen, da ferner die Armee im Rücken
von den Arabern beunruhigt werden und die nahe Erschöpfung
der Provisionen eine Hungersnoth herbeiführen konnte, so machte
er der Zenobia den Antrag einer für sie vortheilhaften Capitula-
tion. Sie wurde zurückgewiesen; aber zu ihrem Unglück kam
Probus nach seinen siegreichen Feldzügen von Egyyten zurück und
vereinigte sich mit Aurelian. Die doppelte römische Streitkraft
schreckte Zenobia, und sie entfloh heimlich auf einem rüstigen Dro-
medar an die Ufer des Euphrat, wurde jedoch von einigen leichten
Reutern Aurelians daselbst eingeholt; ihre Flucht hatte die Ueber-
gabe der Stadt im Gefolge. Nun ließen die Römer die Wuth
ihrer Rache an allen öffentlichen Gebäuden aus und legten die
Hand der Zerstörung zuerst an den Sonnentempel. Hier beginnt
Palmyras Verfall. Als Aurelian auf seiner Rückkehr die Nach-
richt erhielt, daß die Palmyräer den römischen Gouverneur und
die Besatzung ermordet hätten, eilte er augenblicklich nach Palmyra
 
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