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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben (2. Haupt-Abtheilung, 1. Band): Asien — Frankfurt am Main: Comptoir für Literatur und Kunst, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.66631#0173
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Tyrus.

Diese in dem Alterthum so sehr berühmte und mächtige
Stadt lag an der Küste des phönizischen Meeres. Die Schrift-
steller sind wegen des Alters dieser Stadt nicht einig. Einige su-
chen aus der Bibel zu beweisen, daß sie schon zu den Zeiten des
Josua eine ansehnliche Stadt gewesen, Andere dagegen wollen be-
haupten, daß sie erst 240 Jahre vor dem Tempel zu Jerusalem
erbaut worden sey. So viel ist gewiß, daß sie zu Davids Zeiten
schon sehr bedeutend war. Sie war eine Pflanzstadt der Sidonier,
und wurde deßhalb auch die Tochter Zidon genannt. Sie ge-
langte durch den Handel nach und nach zu einer solchen Größe,
Macht und Reichthum, daß sie bald ihre Mutter überstrahlte. Den
Tyrern ging es indeß wie allen Völkern, die durch das Glück des
Handels auf einmal emporkamen und ihre erworbenen Schätze zu
übermäßiger Pracht, Wollust und Schwelgerei mißbrauchten; sie
wurden stolz, übermüthig und aufgeblasen, und ihr Trotz forderte
gleichsam Alles gegen sich heraus, so daß ihre Stadt bald gänzlich
zerstört und sie selbst genöthigt wurden, auf die in der Nähe lie-
gende Insel ihre Zuflucht zu nehmen, woher die neue Stadt Tyrus
entstand; das zerstörte Tyrus aber wurde zum Unterschied des an-
dern Palätyrus oder Alttyrus genannt. Die Insel war nur 30
Stadien oder ungefähr eine kleine Meile von dieser Stadt entfernt.
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