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39

Römische Zeit.
Alb. Ueber römische Spuren auf der Münsinger Alb s. o. S. 30.
Cannstatt. Bei Anlagen von Gräbern auf dem Staigfriedhof stieß man
gelegentlich auf Mauern und Scherben, bei der Fundamentierung des neuen
Wächterhauses an dem Osteingang wurde an der Ostseite eine Straßenschotte-
rung angeschnitten, ferner in der Mitte in etwa 2 m Tiefe ein mit Letten aus-
gefülltes Viereck und daneben auf der Süd- und Nordseite sichtbar in derselben
Tiefe eine Schicht mit Brandschutt und Scherben; daraus entnahm ich u. a. eine
Mittelbronze des Antoninus Pius (Cohen 714; M. K. 2239) und ein Randstück
eines dunkelrot überzogenen Bechers mit gekerbtem bezw. gerändertem Gitter-
ornament, wie es nach Kastell Pfünz S. 55 in Rätien beliebt war. (Altert.-S.
No. 12720.)
Die Planierung des Geländes bei Punkt A (der Taf. I, Kastell Cannstatt
und S. 10 Anm. 3) behufs Anlegung einer hier nordöstlich abzweigenden Straße
■ergab, daß hier tatsächlich ein Estrich vorliegt von ’/ä m Dicke und etwa
10 X 4 m im Rechteck, aber ohne jede Spur einer Umfassungsmauer. Darauf
lagen Scherben und 1 Teller Dr. 31 mit MARTINUSF auf gewölbtem Boden.
Bildhauer Dietelbach besitzt von Arbeiten auf dem Staigfriedhof her:
a) Tasse Dragend. 33 mit Stempel BITVNVS.
b) Rest einer Schüssel Dr. 37 mit Amor im Medaillon.
c) Ebenso mit springendem Löwen.
Von dort stammt eine kleine Schüssel Dr. 37 mit Stempel im Ornament:
IANfVF]; oben ist kein Eierstab, sondern nur Spur von Perlstab; vgl. Knorr,
T. Sig. von Cannstatt und Köngen T. XXVI 7. Gef. 1907 als Teil einer
Brandbestattung und von Prof. Knorr der Altertumssammlung geschenkt, Inv.
No. 12597. Damit wurde gefunden ein Scliüsselchen Dr. 27 mit Stempel PRVDIANI
(Bestimmung von Prof. Knorr).
Dürrmenz. Aus einem Grab (?) in der Nähe der Realschule u. a. ein
erhöhtes Bodenstück in T. Sig. mit VIMPVS eingefaßt von Zweigehen, mittel-
gallisch. S. Abbild. Taf. VI 10. (Mitt, von Dr. Reichmann.) Altert.-S. No. 12687.
Eberstadt. Pfarrer v. Moser untersuchte die Villa auf der Rothälde,
die schon Paulus in Altertümer in Württ. S. 53 nennt und auf seiner archäolog.
Karte verzeichnet (s. auch Fundb. 1905, S. 12). Die Mitteilungen darüber be-
ruhen meist auf seinen Angaben.
Die Lage ist frei. Talaufwärts sieht man Hölzern, einst eine römische
Niederlassung; talabwärts den im Jahr 1906 ausgegrabenen römischen Keller1
(s. Fundb. 1906, 65 ff.) am Herzogsbrunnen, in weiterer Ferne jenseits der
■Sulm den Paß zwischen Sehemeisberg und Weibertreu, der zum Bad bei Weins-
berg führt (s. a. a. 0. S. 63 ff.). Nördlich begrenzt die Anhöhe der Gellmers-
bach, östlich der Eberbach. Die Grabung, gemacht nur auf Parzelle 2178, ergab
3 Räume, die sich in nordwestlich-südöstlicher Richtung aneinander schließen:
1. mit gestampftem Lehmboden von 4,70X3,55m, wohl Vorratsraum; 2. mit 12 cm
dickem Ziegelbetonboden, 4,30 X 3,55; 3. ein kleiner verandenartiger Holzbau
von kleineren, nicht bestimmbaren Maßen, ebenfalls betoniert; zwischen 2. und
3. fanden sich Spuren der Türe. An Ueberresten fanden sich u. a. viele schmied-
eiserne Nägel, bemalter Wandstuck (auf gelb-weißem Grund breite Vertikal-
striche in Pompejanisch Rot, eingefaßt von schmalen Schwarzstrichen, in den
Zwischenfeldern Blattornamente in Rot); ferner 1 Basaltbrocken, Muschelschalen
(vom Bausand), 1 Eisenkloben. Unter den Scherben, die von etwa 30 Gefäßen
.stammen mögen, sind herzförmige Ränder und hellrote Sigillatenreste; Reste
eines kerbverzierten Bechers, von Faltenbechern, Henkel und Ausguß einer
Amphore. Auf dem Acker nebenan fand sich ein Tassenfußboden Dr. 33 mit
Stempel [VICT] ORINUSF, bekannt von der äußeren Limeslinie, also in die

1 S. u. S. 40. 60.
 
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