Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 15.1907

DOI Heft:
Römische Zeit
DOI Artikel:
Mettler, Adolf; Barthel, W.: Bericht über neue römische Funde in Walheim OA. Besigheim
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43783#0056
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Bericht über neue römische Funde in Walheim OA. Besigheim.
Mit 1 Tafel (VII) und 1 Textabbildung (5).
Von A. Mettler-Maulbronn und W. Bart hei-Freiburg i. B.
Das Kastell und die bürgerliche Niederlassung in Walheim wurden von
der Reichslimeskommission im Frühjahr 1894 untersucht und im Jahr 1897 als
No. 57 der Abteilung B des Werks „Der Obergermanisch-Rätische Limes des
Römerreiches“ beschrieben und abgebildet. Ein auch nur einigermaßen voll-
ständiges Bild des römischen Bestands zu gewinnen, war besonders aus zwei
Gründen unmöglich. Einmal liegt infolge von Terrainverlust das Niveau fast
des ganzen Kastellareals heute tiefer als zu Römerzeiten, so daß die meisten
antiken Bauten teils ganz teils bis auf wenige Fundamentschichten zerstört sind.
Sodann waren auch die etwa noch vorhandenen Reste meist der Ausgrabung
entzogen, denn sie liegen innerhalb des geschlossenen, engen Dorfs, dessen Kern
unter Benützung der Lagerstraßen in die Kastellumfassung hineingebaut ist*.
Wenn aus dem letztgenannten Grund die Untersuchung des Jahres 1894 sich
die größte Beschränkung auferlegen mußte, so durfte man auf eine wertvolle
Erweiterung und Ergänzung ihrer Ergebnisse rechnen, als im Sommer 1907 in
Walheim eine das ganze Dorf versorgende Wasserleitung eingerichtet und zu
diesem Zweck das Straßennetz fortlaufend 1,60 m tief durchgraben wurde. In
dankenswerter Weise wandte sich Herr Schultheiß Roth, der die archäologische
Nutzbarmachung der Grabarbeiten mit regem Interesse verfolgte und aufs wirk-
samste förderte, an den Berichterstatter, der als Streckenkommissar der Reichs-
limeskommission seinerzeit die Untersuchung geführt hatte, und setzte ihn vom
Beginn und dem Fortschritt dei' Erdarbeiten in Kenntnis. Im Auftrag des
Kgl. Landeskonservatoriums begab ich mich, soweit mein Beruf es zuließ, an
4 Tagen auf einige Stunden an Ort und Stelle. Bei diesen Besuchen konnte es
sich nicht um selbständige Ausgrabung, sondern nur um Beobachtung" und Auf-
nahme der sich von selbst ergebenden Funde, höchstens um geringfügige Er-
weiterung der Bodenöffnungen an besonders wichtigen Stellen handeln.
Der Tafel VII liegt die von der Reichslimeskommission freundlichst zur Be-
nützung überlassene Taf. II von ORL. No. 57 zugrunde. Die Beschreibung der
Fundstücke hat Dr. W. Barthel in Freiburg i. B. beigesteuert.
A. Funde im Kastell.
In technischer Beziehung ist zu den Bemerkungen ORL. No. 57 S. 3
noch nachzutragen, daß am Dekumantor und an einzelnen Innenbauten die
untersten Schichten des Fundaments, die hier aus schräg auf die hohe Kante
gestellten Kalksteinen bestehen, mit undurchlässigem blauem Letten verstrichen
sind, obwohl der unvermischte trockene Lehm den denkbar besten Baugrund
darbietet. Diesem Letten begegneten wir auch im südlichen Nachbarkastell
Benningen (vgl. ORL. No. 58 S. 4 und Anmerkung 4, wo auf die Analogie von
Groß-Gerau hingewiesen ist).
I. Die Wehr bauten.
Die Umfassungsmauer wurde an 2 neuen Stellen festgestellt: in der
Hauptstraße vor dem Gebäude No. 78 (nach alter Zählung No. 121) des Küfers
1 Seit der Veröffentlichung der Kastellbeschreibung im Limeswerk ist der
westöstliche Teil der Riegersgasse in Bahnhofstraße, ihr nordsüdlicher Ast in
Traubenstraße, das Neckargäßle in Neckarstraße umgetauft worden. Auch hat
eine neue Numerierung der Häuser stattgefunden. Im folgenden bediene ich mich
der neuen Namen und Nummern.
2 Diese Beobachtung wird sehr erleichtert durch die Bodenformation. In
dem gleichmäßigen, gelben Lehm heben sich alle Kulturreste deutlich ab.
 
Annotationen