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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 15.1907

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Haug, F.: Weitere (III.) Nachträge und Exkurse zu "Haug und Sixt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.43783#0076
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Weitere (III.) Nachträge und Exkurse zu „Haug und Sixt“.
Von F. Haug-Mannheim.
Es waren besonders die wichtigen Entdeckungen in Köngen, welche uns
nötigten, dem Buche „Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs“
gleich auch Nachträge beizufügen (S. 373—392)l. Eine zweite Reihe von Nachträ-
gen habe ich in den „Fundberichten aus Schwaben“, XIV. Jahrgang, hauptsächlich
mit Rücksicht auf den neuerschienenen Band des Corpus Inscriptionum Latinarum
veröffentlicht, in welchem Zangemeisteb auch die württembergischen Inschriften
bearbeitet hat. Wenn ich nun schon wieder mit einer dritten Folge auftrete,
so treibt mich dazu namentlich das Erscheinen von zwei Heften des Limeswerks
über die beiden wichtigen Kastelle Köngen und Cannstatt, aber auch
eine Anzahl neuer Entdeckungen aus Rottweil, Rottenburg, Cannstatt, Weins-
berg usw., sowie eine Reihe neuerschienener Berichte und Studien, die mehr oder
weniger den Inhalt unseres Buches berühren. Ich schließe mich dabei wie bisher
an die Reihenfolge des letzteren an.
Zwiefalten No. 17. Die interessante Inschrift, nach der ein praeses
der Provinz Rätien dem Sonnengott einen Tempel wiederherstellt, ist von Mary
Bradford Peaks, The general civil and military administration of Noricum and
Raetia (S. A. aus Studies in Classical Philology, Vol. IV, Chicago 1907) besprochen
und in die Zeit nach Diokletian versetzt worden. Es handelt sich dabei um die
Frage, wann die Trennung der Zivil- und der Militärgewalt durch
Ernennung von praesides und duces eingetreten ist, ob unter Severus Alexander
(222—235) oder unter Aurelian (270—275) oder erst unter Diokletian. Die Frage
gilt nicht nur für Rätien, sondern auch für andere Grenzprovinzen, bedarf aber
für jede einer besonderen Behandlung. Für Rätien gebt wohl aus unserer In-
schrift hervor, daß die Trennung um 260 schon vollzogen war. Denn Zwiefalten
liegt links von der Donau, und das linke Donauufer war wie das rechte Rhein-
ufer um 260 nicht mehr in den Händen der Römer. Die letzte datierbare In-
schrift ist bekanntlich die des Gallienus No. 30, die in die Zeit von 256—268
fallen muß,, und die Bearbeiter der rätischen Kastelle Dambacli, Weißenburg,
Pfünz u. a. setzen die Eroberung derselben auch schon in die Mitte des 3. Jahr-
hunderts. Hiernach wird die Inschrift von Zwiefalten ebenfalls schon in diese
Zeit gehören, und die Trennung von Zivil- und Militärgewalt war spätestens um
260 in Rätien eine vollendete Tatsache.
Langenau No. 27 ist bemerkenswert durch die Frauennamen. Ueber
diese haben gehandelt Hübner, „Römische Epigraphik“, S. 664 ff. und neuestens
Oxfi, Bonner Jahrb. 116, S. 22 f. In der älteren Zeit kommen viele Vornamen
vor, am häufigsten wohl Pcmlla oder Polla („Kleine“), aber auch die prosaischen
Ordnungszahlen Prima, Secunda, Tertia, Quarta, Quinta (Ueber die entsprechenden
männlichen Namen vgl. Mannheimer Geschichtsblätter 1907, Sp. 195). Diese weib-
lichen Vornamen fallen aber von der Zeit des Augustus an meistens weg (wie seit
dem 2. Jahrhundert n. Chr. auch die männlichen); dagegen kommen Beinamen
auf, wie bei der durch ihr Grabmal berühmten Caecilia Metello, und diese Art
der Bezeichnung mit Geschlechtsnamen und Beinamen ist auch in unserem Lande

1 Das Buch ist vergriffen und auch im Antiquariatshandel nur schwer zu
haben, kann also von verkaufslustigen Besitzern leicht verwertet werden.
 
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