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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 17.1909

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Neolithische Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43784#0009
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boden lag. Auffallend bei der reichgegliederten Einteilung, die Scheide-
wände voraussetzt, war das Fehlen jeden Hüttenbewurfs. Es hat den
Anschein, als sei das Haus nach dem Tod des Kindes abgebrochen
und das Untergeschoß verschüttet worden, um als Grabstätte be-
sonderer Pietät zu dienen, io m vom Wohnhaus entfernt lag das
Ackerwirtschaftsgebäude, ohne jede Einteilung des Innern, 5,0 : 3,0 m
Innenraum haltend, mit zahlreichen Tierknochen und Scherben von
unverzierten Gefäßen in der obersten Bodenschicht. Der Hütten-
bewurf war zahlreich, aber im ganzen Raum fand sich keine Herd-
stelle. Es muß also im Haupthaus gekocht worden sein. Als Besonder-
heit war in der Mitte des Raums eine 16 cm hohe kantige, oben flache
rote Sandsteinplatte eingelassen, wahrscheinlich das Postament eines
das Dach stützenden Mittelpfostens. Eine eingehendere Publikation
dieser Ausgrabungen ist in Vorbereitung. ScHijz-Hellbronn.
Heutingsheim. Im Winter 1908/09 untersuchte ich die Flur
Kaste neck beim Bahnhof nördlich der Fundb. XVI S. 6 ff. be-
schriebenen Wohnanlage. Darnach erstreckt sich die Siedlung in dieser
Richtung noch ca. 150 m. Etwa 125 m nördlich der genannten
Wohnstelle an der Straße fand ich rotgebrannte Sandsteinbrocken und
Scherben derselben Art wie dort, dazu eine Feuersteinpfeilspitze von
2,2 cm Länge. 60 in östlich dieser Stelle zeigten sich auch Scherben
in schwarzem Boden.
Weiter entdeckte mein Vater 20 Minuten westlich Heutingsheim
auf der Flur Hohhälden auf der Höhe gegen Monrepos neo-
lithische Wohnstellen. Bei genauerer Untersuchung konnte ich deren
26 feststellen zu beiden Seiten der „alten Straße“. Doch ließ nur ein
tiefgepflügter Acker sie erkennen. Die zu sehenden schwarzen Stellen
erstrecken sich auf ca. 200 m. Die Keramik ist dieselbe wie beim
Bahnhof: derselbe blaue und graue für diese Kultur charakteristische
Ton, dieselben Verzierungen (Stichreihen und Linien) und viele Henkel.
Sodann entdeckten wir westlich von hier jenseits des Tälchens
ein ausgedehntes neolithisches Dorf 400 m nordnordwestlich der Domäne
Monrepos. Das Dorf erstreckt sich auf ca. 300 m in der WO-Richtung
und 150 m in der NS-Richtung. Es liegt fast ganz auf dem großen
gutsherrschaftlichen, auf der Flur Inch er gelegenen Acker, der die
ganze Anlage und Ausdehnung der Ansiedlung klar erkennen ließ, da
er diesen Winter besonders tief gepflügt worden war. Nur wenige
Wohnstellen liegen im südlich anstoßenden Feld. Bei einer genauen
Aufnahme des südöstlichen Teiles des Ackers im Frühjahr konnten
wir 76 schwarze Stellen einmessen. Wohl werden davon manche zu
ein und derselben-Anlage gehören, doch läßt sich die Zahl der Hütten
auf etwa 150 veranschlagen. Die reichliche Keramik ist dieselbe wie
an den beiden andern Plätzen. Sandsteinbrocken, die hier wohl meist
aus dem alten Enzschotter bei der Hohenstange stammen, und Knochen
liegen umher. Auch lasen wir aus Feuerstein einen Nucleus und einen
bearbeiteten Splitter auf. Gegen Ende des Jahres gruben wir an
2 Stellen und fanden neben verzierter und unverzierter Keramik,
Sandsteinbrocken, Knochen und ein bearbeitetes Stück Hirschhorn.
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