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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 17.1909

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Römische Zeit
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Knorr, Robert: Ein Cannstatter Terra sigillata-Gefäß des Töpfers Sabinus und eine Rottweiler Schüssel des Sasmonos
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https://doi.org/10.11588/diglit.43784#0033
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herzustellen, war ihm noch nicht recht geläufig 1. Dieser Töpfer arbeitete
in Südfrankreich, in Ta Granfesenque, und Gefäße von ihm sind nicht
nur nach Obergennanien, sondern auch, wie DechelETTE gezeigt hat,
nach Pompeji gelangt. Die Sabinus-Gefäße in Pompeji sind sicher
vor dem Jahre 79 n. Chr., vor der Verschüttung durch den Ausbruch
des Vesuvs dorthin gekommen; das Cannstatter Gefäß kann dagegen
kaum vor dem Jahre 80 n. Chr. nach Cannstatt gebracht worden sein,
denn das römische Cannstatt verdankt seine Gründung dem Domitian.
Die 2 in Pompeji gefundenen Gefäße des Sabinus haben die Form Dragen-
dorff 29, die in die Zeit des Vespasian hineinreicht.
Die Abbildung der Cannstatter Schüssel, Taf. III, Fig. 1 u. 2 zeigt
links eine Füllung mit andreaskreuzförmiger Stabdekoration; im
oberen und unteren Dreieck dieser Füllung sind mit schrägen Kerb-
strichen gezierte Kolben verwendet, welche auch auf dem bei Deciie-
LETTE (Des vases ceramiques ornees de la Gaule romaine I, S. 95, Fig. 63)
abgebildeten, in Pompeji gefundenen Gefäß der Form Dragendorff 29
(mit dem Stempel SABINVS) auf der oberen Ornamentzone sich findet.
Auch das bei dem Cannstatter Gefäß zur Bildung des unten die Deko-
ration abschließenden Kranzes verwendete Motiv findet sich auf dem
Sabinus-Gefäß in Pompeji als Blume in dem Rankenornament der
unteren Zone benützt. Die Tänzerin, die in 3 Füllungen des Cann-
statter Gefäßes zu sehen ist, findet sich nicht in dem Typenverzeichnis
von DechelETTE; diese Tänzerin ist auch auf einem südgallischen Ge-
fäß des Crucuro, das in Rottweil gefunden ist (Knorr, Sigillatagefäße
von Rottweil, Taf. XI, Fig. 1). Eigentümlich roh und nahe verwandt
mit einem barbarischen Merkur der eben erwähnten Rottweiler Schüssel
des Crucuro ist die sitzende Figur (DLchelETTE 529), die wohl einen
Mars darstellen soll. Rechts auf Fig. 1 ein Bacchus mit Panther (Decke-
LETTE 302). Die Cannstatter Schüssel hat über der sehr rohen Dar-
stellung eines sitzenden Löwen den Stempel SABIN; das Stempel-
schildchen schließt seitlich mit 2 I-förmigen Verzierungen ab, so daß
der Stempel fast wie ISABINI aussieht. Das bei DechelETTE ab-
gebildete pompejanische und das Cannstatter Gefäß geben in sehr
instruktiver Weise Auskunft über Stil und Art früher und später Ge-
fäße des Sabinus. Es sind bis jetzt noch wenig Gefäße dieses Sabinus
festgestellt; es wurden gefunden in La Graufesenque, Orange, Nimes,
London je 1 Gefäß und in Pompeji 2 (DechelETTE I, S. 297).

1 Auch bei den Grabungen des K. Landeskonservatoriums 1908/09
sind mehrfach Sigillaten gefunden worden, die deutliche Übergangsformen
von Dragendorff 29 zu 37 darstellen; interessant ist z. B, der Umstand,
daß Reginus in Heiligenberg Gefässe herstellte, die fast noch die ältere
Form 29 haben; auch der „Töpfer des kleinen Medaillons,, hat Schüsseln
mit altem Profil gemacht. Diese Cannstatter Sigillaten werden demnächst
in einer größeren Publikation des Stuttgarter Museums veröffentlicht. —
Zur Frage dieser frühen Gefäßformen habe ich in einer kürzlich er-
schienenen Arbeit neues Material beigebracht. (Die verzierten Terra-
sigillata - Gefässe von Rottenburg -Sumelocenna, Textbild is e, f und
Tafel VIII Fig. 7 und 8 .
 
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