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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 17.1909

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Römische Zeit
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Knorr, Robert: Ein Cannstatter Terra sigillata-Gefäß des Töpfers Sabinus und eine Rottweiler Schüssel des Sasmonos
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https://doi.org/10.11588/diglit.43784#0035
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29

S. 97). Die Rottweiler Schüssel hat die Form Dragendorff 37, aber
die Dekoration ist von jener Art, welche Deichelette als Übergangs-
Stil bezeichnet. Die obere und die untere Zone der Rottweiler Schüssel
kommt genau so auf Schüsseln der älteren Form Dragendorff 29
vor. Ganz ähnlich sind die Beispiele der Dekoration des unteren Teils
von 3 Rottweiler Schüsseln der Form Dragendorff 29, die auf Taf. IV,
Fig. 2, 3, 4 abgebildet sind. Auffallend ist die Ähnlichkeit der in der
oberen Zone jagenden Hunde mit einer Darstellung auf dem oberen
Teil einer Schüssel Dragendorff 29 mit dem Stempel ME<£)IDLVS
(abgebildet Rottweil, Taf. III, Fig. 1), ferner die Ähnlichkeit des Orna-
ments der unteren Zone mit dem Ornament einer Schüssel Dragen-
dorff 29 mit dem Stempel OF.IVCVND (abgebildet Rottweil, Taf. II,
Fig. 2). Da oben bei Beschreibung der Sabinus-Schüssel Beziehungen
des Sabinus zu Crucuro festgestellt sind, und ich bei Beschreibung
von Rottweilsigillaten (Rottweil, Taf. XI, Fig. 1) schon auf die nahe
Verwandtschaft der Arbeiten des Meddillus mit Töpfereien des Crucuro
hinweisen konnte, so ergibt sich, daß Sabinus, Sasmonos, Meddillus,
Crucuro und Jucundus im allgemeinen gleichzeitig gearbeitet haben,
und daß eine der spätesten Arbeiten dieser Töpfergruppe die in Cann-
statt gefundene Schüssel des Sabinus ist, die in den letzten Jahren des
Vespasian, oder wahrscheinlicher in der ersten Zeit des Domitian
fabriziert worden ist. Die S-förmigen Gebilde der mittleren Zone
der Schüssel, Taf. IV Fig. 1, kommen als unterer Abschluß ganz ähnlich
vor auf manchen Gefäßen des Satto, eines Töpfers, der besonders
viele Sigillaten nach Cannstatt geliefert hat; man wird demnach nicht
fehl gehen, wenn man die Arbeitszeit des Satto in das Ende des 1. und
in die ersten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts setzt. Dieses S-förmige
Motiv ist auch auf einer Schüssel in Pompeji ganz wie auf der Rott-
weiler Schüssel des Sasmonos verwendet, vergl. die Abbildung Deche-
LETTE I, S. 98, Fig. 68. Die Rottweiler Schüssel hat unten unter dem
Ornament fast verwischte Reste von Schrift; die Schrift ist Abdruck
aus dem Model und deshalb auf der ausgepreßten Schüssel verkehrt.
Die Abbildung Taf. IV, Fig. 1 A gibt das Spiegelbild dieser verkehrten
Schrift. Diese Sasmonos-Schüssel gehört zum alten Bestand des
Museums in Rottweil; die Schriftspuren wurden bisher nicht beachtet.
Abbildung Taf. IV Fig. 5 gibt einen Amphorenhenkel von Rottweil
mit dem Stempel PAVUDINVSF und MB, der zwar schon vor längerer
Zeit gefunden wurde, aber noch nicht, oder wenigstens nicht richtig,
beschrieben ist. Denn Zangemeister hat diesen Amphorenhenkel
nicht gesehen; er konnte ihn auch unmöglich an dem als Aufbewahrungs-
ort für derartige Fundstücke — die historische Urkunden darstellen —
sehr schlecht sich eignenden Kartoffelkeller in Rottweil vermuten, in
dem ich diesen Stempel und noch andere sehr wertvolle Stücke auf-
gestöbert habe; Zangemeisters Notiz im Corpus inscriptionum La-
tinarum stützt sich auf die nicht ganz richtige oder unklare Mitteilung
Hörders (O. Holder, Römische Tongefäße, S. 26). Fs sind nur 2 Am-
phorenhenkel mit diesen Stempeln bekannt geworden. Außer dem
Rottweiler nur einer von Rottenburg; das Rottenburger Stück — im
 
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