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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 21.1913(1914)

DOI issue:
Römische Zeit
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Sibert, H.: Gomadingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43334#0060
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vor allem die Auffindung von drei Kastellplätzen südwestlich
von Urspring zu verzeichnen, die diesem Kastell die besondere Stellung
nimmt, die es bislang als der äußerste Posten auf der Alb gegen Ger-
manien hin hatte. Es sind Donnstetten, Gomadingen und Bur-
ladingen. An den beiden ersten Orten sind die Kastelle zwar noch nicht
gefunden, aber durch charakteristische frühe Funde gesichert;“
und sodann S. 172: „Die Entfernungen der Kastelle sind: von Bur-
ladingen nach Gomadingen 25 km, von hier nach Donnstetten 19, weiter
nach Urspring 24 und nach Heidenheim wieder ebensoviel. Die Reihe
ist offenbar geschlossen.“ Nach Barthel stellt sich der Stand der For-
schung jetzt folgendermaßen dar: „Die Kastelle Burladingen, Goma-
dingen, Donnstetten, Urspring, Heidenheim, Oberdorf (1912 von HERT-
LEIN gefunden), Munningen, Gnotzheim, Weißenburg und Pfünz bilden
eine einheitliche Kette, die um 90 n. Chr. die ein Jahr-
zehnt zuvor am rechten Donauufer erbaute Linie ersetzte, von der nur
im Osten Kösching und Pföring beibehalten wurden.” Das Kastell
Gomadingen hätte dann seinen Vorläufer in der Donaugegend bei Zwie-
falten. Barthel hält übrigens die Albkastelle weniger für Grenzkastelle
als für rückwärtige Okkupationskastelle.
Nunmehr war es geboten, über das „Kastell Gomadingen“ weitere
und sichere Anhaltspunkte zu finden. Als Platz kam in erster Linie
die zwischen dem Tal der Gächinger Lauter und des aus dem Tiefental
und von Steingebronn her kommenden Schörzbachs gelegene, gegen Süden
geneigte Anhöhe in Frage. Dieser Platz liegt unweit der längst be-
kannten Römerstraße Offenhausen —Gomadingen —Steingebronn —Mün-
singen, einem Abschnitt der die Albhochfläche überquerenden, von
NÄGELE als „Alblimes“ angesprochenen Straße Laiz—Burladingen —
Münsingen—Heidenheim. Der größere Teil des Geländes führt den
Namen „Schwärzach“, im Volksmund „die Schwärze“, der vordere Teil
gegen das Sinnwag ist der „Hasenberg“. An den Hängen dieser Anhöhe
entspringen Quellen. Die Äcker haben dort verhältnismäßig tiefen
Humus von viel dunklerer Farbe als die benachbarten; der Name
„Schwärze“ findet somit seine natürliche Erklärung.
NÄGELE und HERTLEIN besuchten im Frühjahr 1913 den Platz.
Gleich beim ersten Gang über die „Schwärze“ konnte eine Anzahl römi-
scher Scherben, Reibschalenstücke u. a. aufgelesen werden. Die sofort
veranstalteten Grabungen, die im wesentlichen in Anlehnung an die
im Gelände sich zeigenden Terrassen erfolgten, ließen zwar an ver-
schiedenen Stellen römische Scherben, Teile von Dachziegeln, Nägel usw.
zum Vorschein kommen, es konnte aber weder eine Mauer, noch ein
Graben, noch eine Straße festgestellt werden.
Im Laufe des Sommers versuchte der Berichterstatter durch häufiges
Begehen der Schwärze festzustellen, wo die Scherben am zahlreichsten
sich finden. Auf der ganzen Schwärze, aber auch auf dem anliegen-
den Hasenberg, ließen sich Scherben, fremde Gesteinsbrocken, wie Ba-
salt, Sandstein, Granit und Tuffstein, ablesen. Besonders häufig waren
diese Funde auf dem höchsten, dem Berg zu gelegenen Teil der Schwärze,
auf den Parzellen 1047, 1048, 1049, 1050.
Nach der Ernte wurde hier gegraben. Es gelang, auf den Par-
zellen 1047 und 1048 eine umfangreiche Abfallgrube, vielleicht auch die
Unterkellerung von Holzbauten, anzuschneiden. Unter der mit einzelnen
Scherben durchsetzten 15 cm dicken Humusdecke kam eine dunkelgraue,
beinah schwarze bis zu 1,20 m starke Schichte zum Vorschein. Auf dieser
Schichte, also direkt unter dem Humus, lagen große und kleine Steine,
Dachziegel, auch Stücke von Wandplatten mit den bekannten Rillen
und Streifen und mit Mörtelspuren. Die Fundstätte war 12 —15 m
lang und etwa 4 m breit, die eigentliche trichterförmige Grube umfaßte
etwa den vierten Teil. Sie enthielt viele Scherben, worunter verschiedene
verzierte Sigillaten, sehr viele Knochen. Zähne und Geweihstücke,
Schlacken, Holz- und Kohlenteile, zwei Glasscherben (ein Stück einer
 
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