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Furtwängler, Adolf
Die antiken Gemmen: Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum (Band 3): Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum — Leipzig und Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.825#0398
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3§5

opak und mürbe macht, ein Zustand, der bei vielen antiken Karneolen beobachtet wird, die man
als „verbrannt" bezeichnet; sie sind dem Feuer, sei es auf einem Scheiterhaufen oder sonst,
ausgesetzt gewesen.

Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Alten den Karneol mit dem Namen
cäpBiov, aäpbioc,, sardins, sarda bezeichneten1, ein Name der aber wahrscheinlich nicht allein
den roten Karneol, sondern auch die braune, von uns gewöhnlich allein Sard genannte Varietät
umfasste. Theophrast, de lapid. 30, unterscheidet eine rotere (äpu&pörspov) Gattung des Sards
als die weibliche — dies wäre also unser „Karneol" —■ und eine dunklere (ueXävispov) als
die männliche — dies wäre dann wohl der braune „Sard". Doch könnte die Unterscheidung
auch nur auf die helleren roten und die tieferen dunkelroten Varietäten des Karneols gehen.
Dass der Sard im vierten Jahrhundert v. Chr. zu den bekanntesten und beliebtesten Steinen
gehörte, geht aus Plato's Erwähnung im Phaedon hervor (c. 59, p. uoD: zk svfräSE Xi-iKSta..
t& äyGWK&usvec . . oäpSia ts vj& töcraSac, v.al öiiapäycous y.al Tiivza t& xoiaüxa). Die Inventare
des Parthenon erwähnen ihn mehrfach an Ringen (acppayiSiov adJpBwv SaxTtSXiov . . eyov, Michaelis
p. 302, 115I; atpparfös sopBfa c6s äpppftp SsSspiva p. 305, 213a); ebenso erscheint er in den
Inventaren des delischen Tempels (cäpStov, Bull. corr. hell. 18S2, 123). In der attischen
Komödie muss der Sard sehr häufig genannt worden sein; bei Aristophanes (bei Pollux
0110m. 7, 96) kommen die oapSta als gewöhnlichster Schmuck der Frauen vor; auch ein Frag-
ment des Menander (bei Athenaeus 3 p. 94b) nennt die cäpSia; Plinius (nat. bist, 37, 6) sagt:
hac (sc. sarda) certe apud Menandrum et Philemonem fabulae superbiunt. Auch bemerkt
Plinius, was mit der erhaltenen Menge übereinstimmt, dass keine andere Gemme beliebter
gewesen sei (nee mit alia gemma apud antiquos usu frequentior). Auch Plinius giebt an, dass
männliche und weibliche Sarde unterschieden wurden;- allein der Unterschied, den er nennt,
ist wie aus dem Namen männlich und weiblich abstrahiert und allgemein (mares excitatius
fulgent, feminae pigriores sunt et crassius nitent) und bezieht sich nicht wie bei Theophrast
auf die Farbe; nach Plinius müsste man annehmen, dass der Unterschied nicht in der Farbe,
sondern im Glänze lag und dass die lebhaftest tiefst roten Karneole die männlichen Sarde
waren. Die rote Farbe bezeugt Plinius indes nur für die erste Hauptgattung der indischen
Sarde, die er als „rubrae" bezeichnet, während er bei den anderen Gattungen auf die Farbe
keinen Bezug nimmt, aber doch wohl voraussetzt, dass sie eben nicht rubrae waren. Die
rote Farbe des Sards wird indes auch durch späte Zeugnisse, die orphischen Lithika und die
Lapidarien des Isidor, des Marbodus, des Sokrates und Dionysios sowie des Epiphanios bestätigt.3
Hier wird der Sard auch als Xia>os BaßuX&vtoc, bezeichnet. Der Name des Sards ward wohi
richtig von Sardes abgeleitet; er wird zu der Zeit entstanden sein, wo Sardes für die Griechen
der Hauptort war, von dem ihnen die Schätze des inneren Asiens zukamen.'' Später schob
man seine Herkunft weiter zurück und nannte ihn auch BaßuXcfmo? X&lw;. Nach Plinius sollen
die schönsten Sarde in der Gegend von Babylon gefunden worden sein, doch seien sie dort

1 Vgl. II. K. E. Köhler a. a. O. S6 IV.

3 Die Worte „et in his antem mares" . . . beziehen sich auf alle vorgenannten Sardarten, nieht hloss auf die mietet er-
wähnten negypti sehen Sarde.

3 Orph. Xi». v. 614 (Abcl)i aäpfrA iK«i|ia^s^a; Isid. Hisp., orig. i6, S, 2; Marbod, c. to; bei Socr. und Dionys. rcspl
Wirrav fi (De Mtily, los hpidaires grecipies I p, 176) wird ihm der Glanr. einer brennenden Kohle zugeschrieben, und Epiphanios
(ib. p. 194) nennt den oapSioj „nupunoe, zip söet x«l aEuKTOSiSiic..«

* Das oben genannte neuere lSucli M. Bauer, Edclslcinkunde, 1S96, obwohl im Mineralogischen gewiss gnl, gellt auf das
Historische nicht oder nur sebr ungenügend ein; S. 57(5 wird allen Ernstes referiert, der Name des Sards solle von den gesalzenen
Surilim^i kommen.
 
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