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Furtwängler, Adolf
Die antiken Gemmen: Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum (Band 3): Geschichte der Steinschneidekunst im Klassischen Altertum — Leipzig und Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.825#0415
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ANHANG: 3. GEMMEN-LITTERATUR

mir die grösseren Flächen und iässt das Uebrige matt; nur in selteneren Fällen ist die Politur
auf griechischen Werken der vorhellenistischen Zeit eine ganz durchgeführte (vgl. S. 92. 136).
Anders ist dies bei den etruskischen Skarabäen, die, nachdem sie anfangs auch matt waren,
bald zu einer sehr glänzenden und sorgfältigen Politur übergingen. Unter den helienistisch-
römischen Gemmen zeigen die besseren Stücke regelmässig eine sehr schöne und bis in die
feinsten Teile gehende Politur. Das Mittel, durch welches die Politur erzeugt wurde, war
der Smirgel.1

Die Kameen wurden im wesentlichen mit denselben Werkzeugen hergestellt wie die
Intagli; auch sie wurden in der Hauptsache in der Radtechnik gearbeitet; da die rotierenden
Werkzeuge jedoch mehr zur Herstellung von Vertiefungen als für Relief geeignet sind, nimmt
Mariette an (traite I, 204), dass man bei den Kameen Öfter zur Hilfe der Diamantspitze
greifen musste.

Dass die Alten bei der Arbeit Vergrösserungsgläser benutzt hätten, ist behauptet und
bestritten worden; erweislich ist es nicht, so sehr man es für wahrscheinlich halten möchte,
da so viele eminent minutiöse Arbeiten vorkommen2; überliefert ist indes nur, dass sich die
Steinschneider von der Anstrengung der Augen dadurch erholten, dass sie auf das wohlthuende
Grün der Smaragde den Blick richteten (Plin. 37, 63).

3. Ueberblick über die von antiken Gemmen handelnde Litteratur.

Im letzten Abschnitte dieses Anhanges wollen wir in aller Kürze die wichtigsten Bücher
über Gemmen, insbesondere die älteren charakterisieren. Auch hier ist nur ein orientierender
Ueberblick über das Wichtigste unser Zweck, und es liegt uns fern, etwa eine vollständige
Bibliographie geben zu wollen, die von bibliothekarischem Interesse wäre, von unserem Ziele
aber abläge.3

Die Renaissance des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts hat, wie wir sahen,
eine überaus reiche Produktion gravierter Gemmen gehabt, allein gelehrte Bücher über alte
Gemmen so gut wie gar nicht hervorgebracht. Man sammelte zwar die alten Steine leiden-
schaftlich und bewunderte sie aufs höchste; dies regte aber damals nicht gelehrte Beschäftigung
an, wohl aber Nachahmung und flotte, kühne, eigene Produktion.

Nur künstlerische Gesichtspunkte verfolgte der Kupferstecher Enea Vico von Parma
(gestorben 1563), der zuerst Stiche von Gemmen publizierte (ohne Text), ursprunglich auf
drei grossen Blättern, die von dem französischen Stecher Philippe Thomassin Anfang des
siebzehnten Jahrhunderts in 33 kleine Tafeln geteilt und überarbeitet wurden; diese Platten
wurden dann später (1707—9) wieder abgedruckt in Maffei's raecolta, wo sie durch die

1 Die antiken Zeugnisse hei BlUmncr 111, 2S7. lieber das heutige Verfahren bei der Bolitur spricht am eingehendsten
Mnrictle, traue1 I, 205.

- Vgl. zuletzt Blüraner DI, 20S1T.

-1 Eine wie es scheint ziemlieh voltständige Bibliographie für die Zeit vor 1750 giebt Mnrictle in dem „Bibliotheque dactylio-
graphique" genannten Abschnitte seines Traite p. 209—46S. Nur einen Auszug aus Mariette mit einigen Zusätzen über Werke der
2. Hälfte des iS, juhrh. enthält des Chr, Theoph. de Murr Bibliotheque glyptqgrnphia.tic, Dresden 1S04. Kurz und ungenügend
ist auch der Abschnitt in King's nnt. gems and rings I (1S72) p, 462 fr. Eine reichhaltige, aber freilich durchaus nicht vollständige
Bibliographie wird der entsprechende besonders sorgfältig gearbeitete Abschnitt in Mau's sachlichem Kataloge der Bibliothek des
 
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