DAS SIEBENTE JAHRHUNDERT. GLY1TIK AUF MELOS 69
Die neu aufgeblüten Handelsstaaten in Griechenland, namentlich Chalkis und Korinth,
nehmen die neuen orientalischen Einflüsse begierig auf. Eine Zeit lang versucht an manchen
Orten der geometrische Stil sich noch zu halten, und es entstehen eigentümliche Mischungen.
Bald verschwindet er ganz und hinterlässt nur als wertvolle Mitgift der neu entstehenden
griechischen Kunst das Abstrahieren vom Zufalligen, den grossen Sinn für das Hauptsächliche,
für Klarheit und Straffheit in allen Bildungen.
Die geringen Reste der mykenischen Kunsttraditionen, die sich namentlich auf den
Inseln und bei den nach Kleinasien gezogenen Griechen durch die Jahrhunderte noch er-
halten hatten, gewinnen jetzt neue Bedeutung und leben wieder auf in dem neuen orientali-
sierenden Stile.
Ein Hauptunterschied dieses von dem mykenischen ist aber, dass er von direkter
Nachahmung ausgeht und dass er in ornamentaler wie figürlicher Kunst orientalische und
ägyptische Elemente einfach herübernimmt. Dies hat die mykenische Kunst nie getlian.
Sie war eben nie so blutarm gewesen, wie es die durch die geometrische Invasion abgezehrte
griechische Kunst war.
Die ganze neue Ornamentik mit Palmette und Lotos beruht auf direkten Entlehnungen,
nicht minder die Typen für die neu erstehende monumentale Kunst und unzähliges Andere.
Die überaus interessante Entwickelung im siebenten Jahrhundert im einzelnen zu überschauen,
gestatten uns namentlich die zahlreich erhaltenen Vasenmalereien und Bronzearbeiten dieser
Epoche. Die glyptischen Denkmäler sind von geringerer Bedeutung und geben ein mehr zu-
fällig bedingtes einseitigeres Bild der Entwickelung. Doch im Zusammenhange des Ganzen
sind auch sie von grosser Wichtigkeit.
Eine höchst eigentümliche Erscheinung ist zunächst das Wiederaufleben mykenischer
Kunsttraditionen auf einer der Kykladen, auf Melos.
Diese Insel hatte während des siebenten Jahrhunderts eine eigenartige nicht unbedeutende
Kunstthätigkeit, deren bestes Zeugnis die bekannten grossen bemalten Vasen sind, von denen
neuerdings wieder ein .prächtiges Exemplar bekannt geworden ist.1 Mit dem hier klar und
bedeutend hervortretenden neuen Stile sind noch gewisse Reste mykenischer Ornamentik und
auch geometrischen Stiles gemischt. In der Nekropole, welche diese Vasen enthält2, fanden
sich nun sowohl ägyptische sogenannte Porzellan -Skarabäen, als vor allem Steine der myke-
nischen Formen, aber mit Gravierungen in einem von dem mykenischen sehr verschiedenen Stile.
Eine Auswahl der wichtigsten mir bekannt gewordenen Gemmen dieser Art habe ich
auf Tafel V, 1 — 39; VI, 26. 34; LXI, 4—7 zusammengestellt. In der Beschreibung dazu habe
ich auf die sonst noch existierenden ähnlichen Steine aufmerksam gemacht.3 Bei einem
grossen Teile derselben ist der Fundort Melos sicher bezeugt; bei anderen ist der Fundort
unbekannt, kann also Melos sein; nur bei wenigen Stücken werden andere Gegenden Griechen-
lands (Kreta, Euboia, Athen, Theben) als Herkunftsorte angegeben. Bei ihrem einheitlichen
1 'E^nn.. «PX- 1S94. Taf. 12—14.
3 Vgl. L. Ross, Inselreisen Bd. 111, S. 21. Diimmkr, Athen. Milth. 1SS6, S. 170.
3 Von publizierten Gemmen gehören hierher Ross, Iiiselrcisen 1IE, Tnf. ml S. 21. Arcli. Zig. 1SS3, Tnf. 16, 1. 2—6. S. 9.
n-iS. Athen. Mitth. 18S6, Tnf. VI, 1. 3—14. 18—20. Imlioof-Blnmer u. Keller, Tier- u. PflnnzenbÜdcr Tnf. 14, r, 'S, 5- 35i
iS, 21. 22. 27; 19, 4S; 20, 53; 22, 45; 24, 44. 46; 25, 33. 37. 45. sß; 26, 14- I'errot-Chiriicz, bist, de l'nrt VI, lig. 432, 13. 14. tö;
pl. 16, 4, ßtrlin, Kntol. No. S5—96. Athen. Milth. 1S96, Tftf. 5, 2—4. 7. 9—13. Joum. of hell. stud. 1S97, pl. 3, 4- 7- '3- —
Diese Gemmen sind häufig mit den mykenischen verwechselt worden; ich liftbc sie zuerst von iliesui geschrien Arcli. Zi;;. 1SS5,
Seile .22; f.
Die neu aufgeblüten Handelsstaaten in Griechenland, namentlich Chalkis und Korinth,
nehmen die neuen orientalischen Einflüsse begierig auf. Eine Zeit lang versucht an manchen
Orten der geometrische Stil sich noch zu halten, und es entstehen eigentümliche Mischungen.
Bald verschwindet er ganz und hinterlässt nur als wertvolle Mitgift der neu entstehenden
griechischen Kunst das Abstrahieren vom Zufalligen, den grossen Sinn für das Hauptsächliche,
für Klarheit und Straffheit in allen Bildungen.
Die geringen Reste der mykenischen Kunsttraditionen, die sich namentlich auf den
Inseln und bei den nach Kleinasien gezogenen Griechen durch die Jahrhunderte noch er-
halten hatten, gewinnen jetzt neue Bedeutung und leben wieder auf in dem neuen orientali-
sierenden Stile.
Ein Hauptunterschied dieses von dem mykenischen ist aber, dass er von direkter
Nachahmung ausgeht und dass er in ornamentaler wie figürlicher Kunst orientalische und
ägyptische Elemente einfach herübernimmt. Dies hat die mykenische Kunst nie getlian.
Sie war eben nie so blutarm gewesen, wie es die durch die geometrische Invasion abgezehrte
griechische Kunst war.
Die ganze neue Ornamentik mit Palmette und Lotos beruht auf direkten Entlehnungen,
nicht minder die Typen für die neu erstehende monumentale Kunst und unzähliges Andere.
Die überaus interessante Entwickelung im siebenten Jahrhundert im einzelnen zu überschauen,
gestatten uns namentlich die zahlreich erhaltenen Vasenmalereien und Bronzearbeiten dieser
Epoche. Die glyptischen Denkmäler sind von geringerer Bedeutung und geben ein mehr zu-
fällig bedingtes einseitigeres Bild der Entwickelung. Doch im Zusammenhange des Ganzen
sind auch sie von grosser Wichtigkeit.
Eine höchst eigentümliche Erscheinung ist zunächst das Wiederaufleben mykenischer
Kunsttraditionen auf einer der Kykladen, auf Melos.
Diese Insel hatte während des siebenten Jahrhunderts eine eigenartige nicht unbedeutende
Kunstthätigkeit, deren bestes Zeugnis die bekannten grossen bemalten Vasen sind, von denen
neuerdings wieder ein .prächtiges Exemplar bekannt geworden ist.1 Mit dem hier klar und
bedeutend hervortretenden neuen Stile sind noch gewisse Reste mykenischer Ornamentik und
auch geometrischen Stiles gemischt. In der Nekropole, welche diese Vasen enthält2, fanden
sich nun sowohl ägyptische sogenannte Porzellan -Skarabäen, als vor allem Steine der myke-
nischen Formen, aber mit Gravierungen in einem von dem mykenischen sehr verschiedenen Stile.
Eine Auswahl der wichtigsten mir bekannt gewordenen Gemmen dieser Art habe ich
auf Tafel V, 1 — 39; VI, 26. 34; LXI, 4—7 zusammengestellt. In der Beschreibung dazu habe
ich auf die sonst noch existierenden ähnlichen Steine aufmerksam gemacht.3 Bei einem
grossen Teile derselben ist der Fundort Melos sicher bezeugt; bei anderen ist der Fundort
unbekannt, kann also Melos sein; nur bei wenigen Stücken werden andere Gegenden Griechen-
lands (Kreta, Euboia, Athen, Theben) als Herkunftsorte angegeben. Bei ihrem einheitlichen
1 'E^nn.. «PX- 1S94. Taf. 12—14.
3 Vgl. L. Ross, Inselreisen Bd. 111, S. 21. Diimmkr, Athen. Milth. 1SS6, S. 170.
3 Von publizierten Gemmen gehören hierher Ross, Iiiselrcisen 1IE, Tnf. ml S. 21. Arcli. Zig. 1SS3, Tnf. 16, 1. 2—6. S. 9.
n-iS. Athen. Mitth. 18S6, Tnf. VI, 1. 3—14. 18—20. Imlioof-Blnmer u. Keller, Tier- u. PflnnzenbÜdcr Tnf. 14, r, 'S, 5- 35i
iS, 21. 22. 27; 19, 4S; 20, 53; 22, 45; 24, 44. 46; 25, 33. 37. 45. sß; 26, 14- I'errot-Chiriicz, bist, de l'nrt VI, lig. 432, 13. 14. tö;
pl. 16, 4, ßtrlin, Kntol. No. S5—96. Athen. Milth. 1S96, Tftf. 5, 2—4. 7. 9—13. Joum. of hell. stud. 1S97, pl. 3, 4- 7- '3- —
Diese Gemmen sind häufig mit den mykenischen verwechselt worden; ich liftbc sie zuerst von iliesui geschrien Arcli. Zi;;. 1SS5,
Seile .22; f.