Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Komische und komödienhafte Bilder in der frühen itaiienischen
Kunsttheorie
Ausdrückliche Bemerkungen zu profanen Bildfunktionen und -gattungen in
der italienischen Kunstliteratur der Renaissance sind selten. Eine Stehe in
Leon Battista Albertis "De re aedificatoria" hat daher wiederholt besondere
Aufmerksamkeit auf sich gezogen.^ Über die passenden Themen für
Wandmalereien in verschiedenen Gebäudetypen (Buch IX,4) hieß es dort:
"Da es vielerlei Arten von Maler- und Dichterwerken gibt, von
denen die eine die dem Gedächtnis würdigsten Taten der größten
Fürsten, eine andere die Sitten der Bürger im Privaten, eine andere
wieder das Landleben darstellt, so wird man erstere, die Erhabenheit
besitzt, bei öffentlichen Gebäuden und solchen der hervorragendsten
Leute anwenden. Die zweite aber soll zum Schmuck auf die Wände
gewöhnlicher Bürger gemalt werdend^ Die letzte paßt am besten
für die Gärten, weil sie von allen die anmutigste ist. Unser Gemüt
wird dadurch besonders erheitert, wenn wir die Lieblichkeit der
Gegend, die Hafen, die Fischerei und die Jagd, das Bad und die
Spiele der Landleute, Blüten und Laub im Bild sehen.
Nach der Erwähnung eines "paläontologischen" Kabinetts des Kaisers
Oktavian und der Ausstattung von künstlichen Grotten fuhr Alberti fort:
"Wo die Eheleute Zusammenkommen, dort, heißt es, soil man nur
die würdigsten und schöngeformtesten Menschengestalten malen.
Denn dies soll sehr wichtig für die Empfängnis der Frauen und die
Art des künftigen Nachwuchses sein. Quellendes Wasser und
Bächlein gemalt zu sehen, ist den Fiebernden besonders zuträglich.
Man kann folgenden Versuch anstellen: wenn uns einmal in der

"*Die Übersetzung im Text lehnt sich - zum Teil nach der kritischen Edition geändert
- an L. B. Alberti (1912), S.486-88, an. Der in den Fußnoten angegebene Text folgt der
kritischen Ausgabe L. B. Alberti (1966) (die erste Seitenangabe bezieht sich auf diese
Edition, die zweite, in Klammern, auf die Paginierung der Erstausgabe Florenz 1485).
^Dieser Satz fehlt in der Ausgabe von 1485.
^L. B. Alberti (1966), Bd.2, S.805 (162v-163): "Cumque pictura ut poetica varia sit -
alia quae maximorum gesta principum dignissima memoratu, alia quae privatorum
civium mores, alia quae aratoriam vitam exprimat -, prima ilia, quae maiestatem habet,
publicis et praestantissimorum operibus adhibetur; secunda vero privatorum civium
parietibus, ornamento ut sit, appingetur; ultima ortis maxime conveniet, quod
omnium sit ea quidem iocundissima. Hilarescimus maiorem in modum animis, cum
pictas videmus amoenitates regionum et portus et piscationes et venationes et natationes
et agrestium ludos et florida et frondosa."

11
 
Annotationen