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https://doi.org/10.11588/diglit.36533#0135
IV. Die komödienhaften Bilder in Oberitaiien im dritten und vierten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
Giovanni Carianis "Frauen, Diener und ein Mann" in einer Privatsammlung
in Bergamo (Abb.52)^ ist signiert und auf 1519 datiert. Es enstand also
ungefähr zwei Jahre nach Carianis Rückkehr aus Venedig nach Bergamo,
das nach den Kämpfen mit der Liga von Cambrai wieder Teil des
venezianischen Herrschaftsgebietes war.^ Die vier Frauen treten
außerordentlich luxuriös gekleidet auf. Die Frau am linken Bildrand trägt
eine seidig glänzende "scuffia" mit einem Medaillon, eine schwere
Goldkette um den Hals und eine zweite um die Taille des ausgiebig
plissierten, schwarzen Kleides.^ Ihre in den Rücken gestützte Hand hält
ein Paar Lederhandschuhe.*^ Von der Frau daneben ist nur der
wohlfrisierte blondhaarige Kopf zu sehen. Ihr großer Hut mit Feder weist
auf ihren Beruf als Kurtisane hin. Ein mehr oder minder unterschwelliger
Transvestismus war durchaus geschäftsfördernd.Die "camicia" der
Frau im Bildzentrum im hellroten Kleid, die sich nach rechts wendet, ist
^Vgl. R. Pahucchini/F. Rossi (1983), S.112f, Ausstellungskatalog London (1983),
Kat.-Nr.27, S.162 (F. Rossi), Ausstellungskatalog Paris (1993), Kat.-Nr. 65, S.387-88
(A. Ballarin), und L. Lawner (1987), S.147, zur Deutung der Frauen als Kurtisanen.
^Vgl. P. Zampetti (1975), S.XVIIIf, Anm.l.
^Vgl. zur Haltung der Frau die Zeichnung nach dem Gemälde eines "Paares", das in
der Vendramin-Sammlung Giorgione zugeschrieben wurde (T. Borenius [1923], plate
7). Die Goldkette (vgl. Paris Bordones "Juwelier", Alte Pinakothek, München) findet
sich in einer Kopie (?) der Figur aus der Cranach-Werkstatt (M. J. Friedländer/M.
Rosenberg [1978], Nr.293; dat. ca. 1530-37, "probably after an North Italian model"),
in der die Frau bezeichnenderweise lacht. Vgl. das Pasticcio bei B. W. Meijer (1971),
Abb.8.
^Zu Handschuhen als Geschenk für Kurtisanen vgl. B. M. Da Rif (1987), S.193,
V. 104 (mit allgemeinem Kommentar). Vgl. zu Handschuhen allgemein D. Davanzo Poli
(1995), S.157P
^°Vgl. L. Lawner (1987), S.20ff. und Abb.142: "Portrait einer jungen Frau mit
Federhut" aus der Tizian-Werkstatt, Ermitage, Petersburg. Allerdings scheint der Hut
in diesem Fall erst im nachhinein ergänzt worden zu sein; vgl. H. E. Wethey (1968-75),
Bd.2, S.169, Kat.-Nr. X-59. Vermerkt seien die "8 camise de dona alia mascolina" im
Besitz der Kurtisane Julia Lombardo (C. Santore [1988(b)], S.57 et passim; S.57f zu
literarischen Belegen des kommerziellen Transvestismus').
125
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
Giovanni Carianis "Frauen, Diener und ein Mann" in einer Privatsammlung
in Bergamo (Abb.52)^ ist signiert und auf 1519 datiert. Es enstand also
ungefähr zwei Jahre nach Carianis Rückkehr aus Venedig nach Bergamo,
das nach den Kämpfen mit der Liga von Cambrai wieder Teil des
venezianischen Herrschaftsgebietes war.^ Die vier Frauen treten
außerordentlich luxuriös gekleidet auf. Die Frau am linken Bildrand trägt
eine seidig glänzende "scuffia" mit einem Medaillon, eine schwere
Goldkette um den Hals und eine zweite um die Taille des ausgiebig
plissierten, schwarzen Kleides.^ Ihre in den Rücken gestützte Hand hält
ein Paar Lederhandschuhe.*^ Von der Frau daneben ist nur der
wohlfrisierte blondhaarige Kopf zu sehen. Ihr großer Hut mit Feder weist
auf ihren Beruf als Kurtisane hin. Ein mehr oder minder unterschwelliger
Transvestismus war durchaus geschäftsfördernd.Die "camicia" der
Frau im Bildzentrum im hellroten Kleid, die sich nach rechts wendet, ist
^Vgl. R. Pahucchini/F. Rossi (1983), S.112f, Ausstellungskatalog London (1983),
Kat.-Nr.27, S.162 (F. Rossi), Ausstellungskatalog Paris (1993), Kat.-Nr. 65, S.387-88
(A. Ballarin), und L. Lawner (1987), S.147, zur Deutung der Frauen als Kurtisanen.
^Vgl. P. Zampetti (1975), S.XVIIIf, Anm.l.
^Vgl. zur Haltung der Frau die Zeichnung nach dem Gemälde eines "Paares", das in
der Vendramin-Sammlung Giorgione zugeschrieben wurde (T. Borenius [1923], plate
7). Die Goldkette (vgl. Paris Bordones "Juwelier", Alte Pinakothek, München) findet
sich in einer Kopie (?) der Figur aus der Cranach-Werkstatt (M. J. Friedländer/M.
Rosenberg [1978], Nr.293; dat. ca. 1530-37, "probably after an North Italian model"),
in der die Frau bezeichnenderweise lacht. Vgl. das Pasticcio bei B. W. Meijer (1971),
Abb.8.
^Zu Handschuhen als Geschenk für Kurtisanen vgl. B. M. Da Rif (1987), S.193,
V. 104 (mit allgemeinem Kommentar). Vgl. zu Handschuhen allgemein D. Davanzo Poli
(1995), S.157P
^°Vgl. L. Lawner (1987), S.20ff. und Abb.142: "Portrait einer jungen Frau mit
Federhut" aus der Tizian-Werkstatt, Ermitage, Petersburg. Allerdings scheint der Hut
in diesem Fall erst im nachhinein ergänzt worden zu sein; vgl. H. E. Wethey (1968-75),
Bd.2, S.169, Kat.-Nr. X-59. Vermerkt seien die "8 camise de dona alia mascolina" im
Besitz der Kurtisane Julia Lombardo (C. Santore [1988(b)], S.57 et passim; S.57f zu
literarischen Belegen des kommerziellen Transvestismus').
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