Betrachter an, sondern gibt sich im seihen Augenblick als belachenswert
zu erkennen. Ein vergleichbares Lachen findet sich in Dossos "Hofnarr mit
einem Schaf im Arm" in der Pinacoteca Estense, Modena (Abb.67)."^
Der Porträtierte wurde durch ihr "professionelles" Gelächter und die noch
heute geläufige Konnotation des Tieres gleichermaßen als einfältig
gekennzeichnet.^" Unmäßiges Lachen als Indiz der Dummheit schlägt
sich später in Cesare Ripas "Iconologia" nieder."'"
Der Jüngling in Dossos "Stregoneria" wird als müßiger Dummkopf
charakterisiert, der in erotischer Beziehung zu einer Frau mit zweifelhaften
Absichten - wohl einer Kurtisane - steht. Dazu paßt sein vernachlässigtes
Äußeres. Er hat einen "Fünftagebart", und mit dem Kämmen seiner
struppigen Haare hat er sich kaum Mühe gegeben."^ Solche
"lebensweltlichen" Details sind zeitgenössischen Betrachtern leichter
aufgefallen als dem heutigen Museumsbesucher, der Einzelheiten der
Erscheinung historischer Bildfiguren nicht mehr mit unmittelbar vertrauten
Konventionen vergleichen kann. Eine Quelle des 16. Jahrhunderts
vermerkte belustigt das unrasierte Kinn eines portraitierten Jünglings."^
6-'Vgl. zum Bild F. Gibbons (1968), S.189f, Abb.23; A. Mezzetti (1965[b]), S.97F
^°"Risus abundat in ore stuitorum": der Spruch findet sich in einer Handschrift des 16.
Jahrhunderts, die sich heute in der Biblioteca Nazionale, Florenz, befindet (H. Walther
[1963-68], Nr. 41154). Vgl. A. Otto (1890), S.301, Nr. 1545, und die Anmerkungen zu
dieser Nummer bei R. Haussier (1968), S.63, S.78f und S.206. Ähnliche Sprüche sind
in der mittelalterlichen Sprichwortliteratur im Anschluß an Jesus Sirach, 21, 20 (23)
Legion. Frau Ingrid Holzapfel, Florenz, verdanke ich die Version: "Per risum multum/
poteris cognoscere stultum", die H. Walther [1963-68], Nr.21246, als Variante bis in
ein Manuskript des 12. Jahrhunderts zurückverfolgt.
^'Zur Personifikation des Gelächters siehe C. Ripa (1603), S.437: "Giovannetto, vestito
habito verde, dipinto di fiori con un capeletto in testa pieno di varie penne, le quali
significano leggierezza, & instabilitä, onde suol nascere Fimmoderato riso, secondo il
detto del savio: 'Risus abundat in ore stuitorum.'"
^Vgl. die Schilderung der ausnahmsweise männlichen "lechery" (luxuria), die auf einer
Ziege reitet, bei Edmund Spenser (1962), Bd.l, S.59; "lustful lechery/ .../ Who rough,
and blake, and filthy did appear,/ Unseemly man to please faire ladies eye/ .../ In a
green gown he clothed was full faire,/ Which underneath did hide his filthiness". Vgl.
dazu C. S. Chew (1962), S.104-106. Vgl. oben Abb.18 und Abb.11a.
^J. Anderson (1979), S.642.
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zu erkennen. Ein vergleichbares Lachen findet sich in Dossos "Hofnarr mit
einem Schaf im Arm" in der Pinacoteca Estense, Modena (Abb.67)."^
Der Porträtierte wurde durch ihr "professionelles" Gelächter und die noch
heute geläufige Konnotation des Tieres gleichermaßen als einfältig
gekennzeichnet.^" Unmäßiges Lachen als Indiz der Dummheit schlägt
sich später in Cesare Ripas "Iconologia" nieder."'"
Der Jüngling in Dossos "Stregoneria" wird als müßiger Dummkopf
charakterisiert, der in erotischer Beziehung zu einer Frau mit zweifelhaften
Absichten - wohl einer Kurtisane - steht. Dazu paßt sein vernachlässigtes
Äußeres. Er hat einen "Fünftagebart", und mit dem Kämmen seiner
struppigen Haare hat er sich kaum Mühe gegeben."^ Solche
"lebensweltlichen" Details sind zeitgenössischen Betrachtern leichter
aufgefallen als dem heutigen Museumsbesucher, der Einzelheiten der
Erscheinung historischer Bildfiguren nicht mehr mit unmittelbar vertrauten
Konventionen vergleichen kann. Eine Quelle des 16. Jahrhunderts
vermerkte belustigt das unrasierte Kinn eines portraitierten Jünglings."^
6-'Vgl. zum Bild F. Gibbons (1968), S.189f, Abb.23; A. Mezzetti (1965[b]), S.97F
^°"Risus abundat in ore stuitorum": der Spruch findet sich in einer Handschrift des 16.
Jahrhunderts, die sich heute in der Biblioteca Nazionale, Florenz, befindet (H. Walther
[1963-68], Nr. 41154). Vgl. A. Otto (1890), S.301, Nr. 1545, und die Anmerkungen zu
dieser Nummer bei R. Haussier (1968), S.63, S.78f und S.206. Ähnliche Sprüche sind
in der mittelalterlichen Sprichwortliteratur im Anschluß an Jesus Sirach, 21, 20 (23)
Legion. Frau Ingrid Holzapfel, Florenz, verdanke ich die Version: "Per risum multum/
poteris cognoscere stultum", die H. Walther [1963-68], Nr.21246, als Variante bis in
ein Manuskript des 12. Jahrhunderts zurückverfolgt.
^'Zur Personifikation des Gelächters siehe C. Ripa (1603), S.437: "Giovannetto, vestito
habito verde, dipinto di fiori con un capeletto in testa pieno di varie penne, le quali
significano leggierezza, & instabilitä, onde suol nascere Fimmoderato riso, secondo il
detto del savio: 'Risus abundat in ore stuitorum.'"
^Vgl. die Schilderung der ausnahmsweise männlichen "lechery" (luxuria), die auf einer
Ziege reitet, bei Edmund Spenser (1962), Bd.l, S.59; "lustful lechery/ .../ Who rough,
and blake, and filthy did appear,/ Unseemly man to please faire ladies eye/ .../ In a
green gown he clothed was full faire,/ Which underneath did hide his filthiness". Vgl.
dazu C. S. Chew (1962), S.104-106. Vgl. oben Abb.18 und Abb.11a.
^J. Anderson (1979), S.642.
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