vor allem als Verkörperung und als Attribut der Wollust geläufig.^ Den
deutlichsten Ausdruck der Stellung im Bestiarium der Renaissance findet
die Ziege als "Ingredienz" von Satym. Auf einem geschnitzen
Spiegelrahmen Alfonso d'Estes (Victoria and Albert Museum, London)
wird auf der "Lasterseite" unter anderem ein Satyr gezeigt.^ Wenn sich
die Waldbewohner neben ihrer nicht nachlassenden Lreude an der
erotischen Jagd auf schlafende Nymphen^ durch eine zweite Vorliebe
kennzeichnen lassen, so ist das ihre Neigung zum Wein/" Die
Verbindung der Ziege, das heißt der "luxuria" mit den Wirkungen des
Weins - und als Symbol für ihn ist die Ranke über dem Bock zunächst
einmal zu deuten^ - war in Alfonso 1. d'Estes Lerrara ein Paradethema
bildlicher Ausstattung.^ Liebe und Wein bestimmten die Themen im
Studiolo Alfonsos. Dosso war neben Giovanni Bellini und Tizian der
einzige Künstler, der bei Beendigung der Bildausstattung mit einem
^Zur Symbolik dieses Tieres vgi. G. de Tervarent, Bd.l, S.49f, und zur Verbindung
mit "luxuria" S. C. Chew (1962), S.104ff. et passim. Die Exegese von Garofalos
"Allegorie der Liebe" (?) (National Gallery, London) in E. Wind (1984), S.173f, wird
von A. Chastei (1975) in bezug auf die Ziege durch die Untersuchung des Motivs der
"anstehenden Ziege" ergänzt und ins rechte Licht gerückt.
^Vgl. W. Harms (1970), S.69-71, Abb.10 (allerdings ohne Erwähnung des Satyrn und
mit einer wenig zwingenden christlichen Auslegung), und Ausstellungskatalog Detroit
(1985), S. 154-155 (A. F. Radcliffe).
^'°Vgl. J. Anderson (1980) zum bekannten Holzschnitt eines Brunnenreliefs aus der
"Hypnerotomachia Polifilii" (Venedig 1499) und die zusammengestellten Beispiele bei
M. Meiss (1966).
^'Siehe L. F. Kaufmann (1984), S.llff. (zu Satym in der Renaissance und den antiken
Quellen vgl. S.l-18 und S.65-82).
7'Wgl. L. Ariosto (1954), Bd.2, Nr.LXIV (In Olivam) (dat. nach 1525), S.102. Der
Olivenbaum in Ariostos Garten beschwert sich: "Hicne rosas inter Veneris bulbosque
Priapi/ et Bacchi vites Palladis arbor ero?/ Immeritoque obscaena et adultera et ebria
dicar,/ sobria quae semper casta pudensque fuit?" (Vgl. damit den Olivenbaum in
Mantegnas "Minerva vertreibt die Laster".) M. Calvesi (1982), S.210, zielt mit seiner
Deutung der Weinranke als Attribut des Bacchusebenfalls in diese Richtung. Zu einem
gegossenen Efeu-Kranz aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Satyr und Ziege
vgl. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. (1985-86), Kat.-Nr. 188, S.482 (zu Ziegen und
Satyrn im Zusammenhang mit Erotik vgl. Kat.-Nr. 182-87, S.478ff.)
^'Ngl. die Zusammenfassung der Literatur zur malerischen Ausstattung des Studiolos
bei M. Marek (1985), S.38-74. Zum Diskussionsstand vgl. D. Goodgall (1987), C.
Hope (1987) und B. L. Brown (1987).
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deutlichsten Ausdruck der Stellung im Bestiarium der Renaissance findet
die Ziege als "Ingredienz" von Satym. Auf einem geschnitzen
Spiegelrahmen Alfonso d'Estes (Victoria and Albert Museum, London)
wird auf der "Lasterseite" unter anderem ein Satyr gezeigt.^ Wenn sich
die Waldbewohner neben ihrer nicht nachlassenden Lreude an der
erotischen Jagd auf schlafende Nymphen^ durch eine zweite Vorliebe
kennzeichnen lassen, so ist das ihre Neigung zum Wein/" Die
Verbindung der Ziege, das heißt der "luxuria" mit den Wirkungen des
Weins - und als Symbol für ihn ist die Ranke über dem Bock zunächst
einmal zu deuten^ - war in Alfonso 1. d'Estes Lerrara ein Paradethema
bildlicher Ausstattung.^ Liebe und Wein bestimmten die Themen im
Studiolo Alfonsos. Dosso war neben Giovanni Bellini und Tizian der
einzige Künstler, der bei Beendigung der Bildausstattung mit einem
^Zur Symbolik dieses Tieres vgi. G. de Tervarent, Bd.l, S.49f, und zur Verbindung
mit "luxuria" S. C. Chew (1962), S.104ff. et passim. Die Exegese von Garofalos
"Allegorie der Liebe" (?) (National Gallery, London) in E. Wind (1984), S.173f, wird
von A. Chastei (1975) in bezug auf die Ziege durch die Untersuchung des Motivs der
"anstehenden Ziege" ergänzt und ins rechte Licht gerückt.
^Vgl. W. Harms (1970), S.69-71, Abb.10 (allerdings ohne Erwähnung des Satyrn und
mit einer wenig zwingenden christlichen Auslegung), und Ausstellungskatalog Detroit
(1985), S. 154-155 (A. F. Radcliffe).
^'°Vgl. J. Anderson (1980) zum bekannten Holzschnitt eines Brunnenreliefs aus der
"Hypnerotomachia Polifilii" (Venedig 1499) und die zusammengestellten Beispiele bei
M. Meiss (1966).
^'Siehe L. F. Kaufmann (1984), S.llff. (zu Satym in der Renaissance und den antiken
Quellen vgl. S.l-18 und S.65-82).
7'Wgl. L. Ariosto (1954), Bd.2, Nr.LXIV (In Olivam) (dat. nach 1525), S.102. Der
Olivenbaum in Ariostos Garten beschwert sich: "Hicne rosas inter Veneris bulbosque
Priapi/ et Bacchi vites Palladis arbor ero?/ Immeritoque obscaena et adultera et ebria
dicar,/ sobria quae semper casta pudensque fuit?" (Vgl. damit den Olivenbaum in
Mantegnas "Minerva vertreibt die Laster".) M. Calvesi (1982), S.210, zielt mit seiner
Deutung der Weinranke als Attribut des Bacchusebenfalls in diese Richtung. Zu einem
gegossenen Efeu-Kranz aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Satyr und Ziege
vgl. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. (1985-86), Kat.-Nr. 188, S.482 (zu Ziegen und
Satyrn im Zusammenhang mit Erotik vgl. Kat.-Nr. 182-87, S.478ff.)
^'Ngl. die Zusammenfassung der Literatur zur malerischen Ausstattung des Studiolos
bei M. Marek (1985), S.38-74. Zum Diskussionsstand vgl. D. Goodgall (1987), C.
Hope (1987) und B. L. Brown (1987).
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