Vincenzo Campi importierte wohl gleichfalls das Sujet des grobianischen
Bauemgelages aus der nordeuropäischen Kunst,^ das er unter
Verwendung von älteren italienischen Holzschnitten ins gattungsspezifische
Halbfigurenformat brachte. Dabei taucht ein mit einem großen Löffel
Ricotta (d.i. ein fettiger Quarkkäse) essender Bauer immer wieder in ganz
verschiedenen Bildzusammenhängen auf.^ Ricotta-Essen ist zwar aus
der Illustration medizinischer Gebrauchstexte bekannt,*^' bekommt hier
aber die Note des burlesk Komischen, den das Brei essende, alte
Bauempaar des Meisters bxg in nordeuropäischen Augen schon ungefähr
ein Jahrhundert zuvor besessen zu haben scheint.^* Dabei mag die
erotische Terminologie des "ricotta" in burlesken Gedichten des 16.
Jahrhunderts mitgespielt habend Bauern sind bei V. Campi der
Inbegriff der lachhaften Ungezügeltheit, wie sie sich in der bekannten
Ausstellungskatalog New York/Neapel (1985), Kat.-Nr.61, S.200-203 (M. Gregori).
^Vgi. P. Vandenbroeck (1981) und P. Vandenbroeck (1984). Zur Deutung der Bilder
der Malerfamilie Verbeeck vgl. W. S. Gibson (1992[a]), der die inhaltliche
Verknüpfung des von Vandenbroeck vermuteten moralischen Inhaltes mit dem
Bauernmilieu etwas relativiert.
8°°Zu den verschiedenen Versionen vgl. S. Zamboni (1965), S.135, Abb.51a (Lyon), M.
Gregori (1991), Abb.55 (Lyon), M. Haraszti-Takäcs (1969), PI.524, Abb.10 (Cremona),
M. Haraszti-Takäcs (1983), S.82, Fig.46 (Madrid; das Bild wurde in einem alten
Inventar als Leonardo geführt!). Eine weitere Version befand sich 1991 im Londoner
Kunsthandel (P. Brisigotti, "Dipinti italiani dal Cinquecento al Settecento", 44 Duke
Sreet St. James, London [1991], S.4f). H. Buijs (1993), S.195, vermerkt noch weitere
Versionen und macht wahrscheinlich, daß es sich beim Bild in Lyon um die einzige
eigenhändige Version handelt. Zu einem italienischen Holzschnitt der Szene in "11
Contrasto del Carnevale e della Quaresima", Florenz, um 1550, siehe A. W. A.
Boschloo (1974), Bd.2, S.335, Abb.123, und C. Santoro (1964), S.133 (Nr.322),
Abb.33.
8°'Vgl. L. Cogliati Arano (1976), S.79 (man sieht einen Mann in bäuerlicher Kleidung
mit großem Löffel aus einer Schüssel Ricotta essen).
^Siehe H.-J. Raupp (1986), Abb.61; vgl. den Ausstellungskatalog Amsterdam (1985),
Kat.-Nr. 108.1, S.207f (mit Abbildung einer Kopie aus dem späten 16. Jahrhundert, die
eine kommentierende Beischrift trägt). Vgl. S. Ringbom (1966), S.95f, Fig.26.
s^Vgl. J. Toscan (1981), S.501, Zit.-Nr.794, S.1176f, Zit.-Nr. 2138, S.1214, Zit.-
Nr.2215 (der Terminus bezeichnete Geschlechts- und Analverkehr zusammen).
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Bauemgelages aus der nordeuropäischen Kunst,^ das er unter
Verwendung von älteren italienischen Holzschnitten ins gattungsspezifische
Halbfigurenformat brachte. Dabei taucht ein mit einem großen Löffel
Ricotta (d.i. ein fettiger Quarkkäse) essender Bauer immer wieder in ganz
verschiedenen Bildzusammenhängen auf.^ Ricotta-Essen ist zwar aus
der Illustration medizinischer Gebrauchstexte bekannt,*^' bekommt hier
aber die Note des burlesk Komischen, den das Brei essende, alte
Bauempaar des Meisters bxg in nordeuropäischen Augen schon ungefähr
ein Jahrhundert zuvor besessen zu haben scheint.^* Dabei mag die
erotische Terminologie des "ricotta" in burlesken Gedichten des 16.
Jahrhunderts mitgespielt habend Bauern sind bei V. Campi der
Inbegriff der lachhaften Ungezügeltheit, wie sie sich in der bekannten
Ausstellungskatalog New York/Neapel (1985), Kat.-Nr.61, S.200-203 (M. Gregori).
^Vgi. P. Vandenbroeck (1981) und P. Vandenbroeck (1984). Zur Deutung der Bilder
der Malerfamilie Verbeeck vgl. W. S. Gibson (1992[a]), der die inhaltliche
Verknüpfung des von Vandenbroeck vermuteten moralischen Inhaltes mit dem
Bauernmilieu etwas relativiert.
8°°Zu den verschiedenen Versionen vgl. S. Zamboni (1965), S.135, Abb.51a (Lyon), M.
Gregori (1991), Abb.55 (Lyon), M. Haraszti-Takäcs (1969), PI.524, Abb.10 (Cremona),
M. Haraszti-Takäcs (1983), S.82, Fig.46 (Madrid; das Bild wurde in einem alten
Inventar als Leonardo geführt!). Eine weitere Version befand sich 1991 im Londoner
Kunsthandel (P. Brisigotti, "Dipinti italiani dal Cinquecento al Settecento", 44 Duke
Sreet St. James, London [1991], S.4f). H. Buijs (1993), S.195, vermerkt noch weitere
Versionen und macht wahrscheinlich, daß es sich beim Bild in Lyon um die einzige
eigenhändige Version handelt. Zu einem italienischen Holzschnitt der Szene in "11
Contrasto del Carnevale e della Quaresima", Florenz, um 1550, siehe A. W. A.
Boschloo (1974), Bd.2, S.335, Abb.123, und C. Santoro (1964), S.133 (Nr.322),
Abb.33.
8°'Vgl. L. Cogliati Arano (1976), S.79 (man sieht einen Mann in bäuerlicher Kleidung
mit großem Löffel aus einer Schüssel Ricotta essen).
^Siehe H.-J. Raupp (1986), Abb.61; vgl. den Ausstellungskatalog Amsterdam (1985),
Kat.-Nr. 108.1, S.207f (mit Abbildung einer Kopie aus dem späten 16. Jahrhundert, die
eine kommentierende Beischrift trägt). Vgl. S. Ringbom (1966), S.95f, Fig.26.
s^Vgl. J. Toscan (1981), S.501, Zit.-Nr.794, S.1176f, Zit.-Nr. 2138, S.1214, Zit.-
Nr.2215 (der Terminus bezeichnete Geschlechts- und Analverkehr zusammen).
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