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Ganz, David
Medien der Offenbarung: Visionsdarstellungen im Mittelalter — Berlin, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.13328#0143
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Schreibflüsse und Visionskritik

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einer Großminiatur, nämlich derjenigen zu Revelaciones I. In diesem Fall ist es eine ganze Lage zu Beginn
des Manuskripts, die nachträglich herausgetrennt wurde. Trug die letzte Seite dieser Lage das gleiche Bild, das
in New York auf fol. 4v steht? Ich halte diese Rekonstruktion deshalb für unwahrscheinlich, weil der Text der
Warschauer Revelaciones vollständig ist. Was die herausgetrennte Lage außer der vermuteten Miniatur hätte
enthalten sollen, ist nach Ailis eigener Aussage „still mainly a matter of conjecture" (ebd, S. 45). Zu fragen
wäre auch, warum bei dem vermuteten Diebstahl nicht nur die Bildseite entfernt wurde, sondern die komplette
Lage.

90 Zur Warschauer Miniatur vgl. Sawicka 1938, S. 89-90; Aili/Svanberg 2003, S. 65-68.

91 Vgl. Birgitta 1971, S. 97-98 (ProL).

92 Zum Leitermotiv in mittelalterlichen Visionsdarstellungen vgl. Heck 1998; allgemein zum Motiv der Himmels-
leiter vgl. Heck 1997.

93 Zur negativen Konnotation der Leiter vgl. Heck 1997, S. 125-126. Zur Identität des Mönchs, der im Text als
..religiosum quendam sibi [sc. Birgittae] notum adhuc corpore tunc viuentem magne litterature in sciencia
theologie, plenum quoque dolo et malicia dyabolica" (Birgitta 1971, S. 97 (ProL, 7)) beschrieben wird, vgl.
Morris 1982.

94 In der Literatur wird die von Maria ausgehende Banderole meist als Lichtstrahl gedeutet, vgl. Sawicka 1938,
S. 90: Heck 1997. S. 126; Aili/Svanberg 2003, S. 67. Lediglich Nordenfalk 1961, S. 378 zieht eine Deutung
als Spruchband in Erwägung, was mir aufgrund des deutlichen Einschwingens an den Enden der Banderole
plausibler erscheint. Zur Übermittlung der Offenbarung vgl. auch die Beschreibung des Prologs: „Postquam
autem in eodem instanti dicta domina habuit in mente totum istum librum in vna et eadem reuelacione, acce-
dente iam ipsa ad dictum Castrum [...]. Qui liber questionum ita effectualiter remansit tunc in corde et memoria
eius infixus, ac si in tabula marmorea totus sculptus fuisset. Ipsa vero statim scripsit eum in lingua sua, quem
translatauit confessor eius in lingua litterali [...]." Birgitta 1971, S. 98 (ProL, 11-14).

95 Meine Deutung ist damit diametral entgegengesetzt zu derjenigen von Heck 1997, S. 126, der den Kontrast
Leiter vs. Spruchband als Konflikt zwischen mittelbarer und unmittelbarer Gottesnähe liest.

96 Eine Bestätigung dieser Schlussfolgerungen liefern die historisierten Initialen der drei Handschriften in New
York, Warschau und Palermo. Jeweils neu aktualisieren sie die zweizonige Matrix von Himmel und Erde, der
auch die ganzseitigen Bilder verpflichtet sind. In ihrer Austauschbarkeit sind diese Darstellungen gewisserma-
ßen Leerformeln, welche schriftliche auctoritas beschwören, ohne sie wirklich mit visionären Bildern füllen
zu wollen. Bereits Nordenfalk bemerkte eine gewisse Einförmigkeit der hierfür gewählten Motive: „Almost
everywhere we see the Swedish mystic looking up toward a heavenly vision of Christ or the Virgin, or most
frequently both together. [...] The figures of Christ or the Virgin and that of St. Bridget kneeling, sitting, or
Standing below recur again and again." Nordenfalk 1961, S. 376.
 
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