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Ganz, David
Medien der Offenbarung: Visionsdarstellungen im Mittelalter — Berlin, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.13328#0443
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378

KÖRPER-ZEICHEN

Abb. 160 Antwerpener Künstler,
Gregorsmesse, Flügelretabel, 1525,
Xanten, Dom St. Viktor

Rahmenleisten des realen Retabels verdecken die Mitte dieses gemalten Altarbildes,
vom Gekreuzigten sind nur die Arme sichtbar. Die Erscheinung selbst spielt sich in
der oberen Etage des Retabelauszugs ab, Christus schwebt hoch über dem Altar und
wendet sich von dort zu dem unten knienden Papst herab. Ein ovales, mehrfach von den
Rahmenleisten überschnittenes Wolkenband bindet den Altartisch, die Kreuzigungs-
gruppe und Christus zusammen. Mit in diese visionäre Sphäre eingeschlossen sind
die Signets der arma. So wird der Ort der Vision hier zerdehnt in einen himmlischen
Bildraum und den Altar, der bloß noch als irdischer Bezugspunkt, als Lokalität der
Vision fungiert. Interessanterweise wird genau in diesem Moment der Rückkehr zum
Konzept der himmlischen Erscheinung das sudarium der Veronika aufgewertet, das
ein Engel im linken Flügel des Auszugs dem Betrachter entgegenhält.

Der Befund ist eindeutig: In mehreren späten Gregorsmessen artikuliert sich eine
Selbstzurücknahme der Rhetorik der Präsenz. Positiv formuliert könnte man sagen,
dass die Gregorsmesse in den betrachteten Fällen den üblichen Standards bildlicher
Visionsdarstellung angeglichen wird. Der erscheinende Christus wird wieder stärker
 
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