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Die Gartenkunst — 30.1917

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Heicke, C.; Nußbaum, Theo; Wentzler, Josef: Von Friedhofsgestaltern und Friedhofsgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0171

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Schaubild zum Entwurf von Fr. Bauer, Gartenarchitekt, K. Schütz und W.Günther, Architekten, Magdeburg.

Friedhofswettbewerb Magdeburg-Westerhüsen.

Von Friedhofsgestaltern und Friedhofsgestaltung.

1. F. W. Cordes und sein Verhältnis zur Friedhofskunst.

Der Tod eines Mannes, der wie der Harn- weit in der Schaffung wahrer Friedhofskunst ge-
burger Friedhofsdirektor Cordes Jahrzehnte hin- bracht haben. Und heute sagen Einsichtige:
durch eine Rolle im Berufsleben gespielt hat, Nicht trotz, sondern wegen Cordes haben wir es
bildet einen Einschnitt, der auch dann merkbar nicht weiter gebracht. Man wird ihnen nicht
bleibt, wenn der Höhepunkt seines Wirkens und unrecht gebenkönnen. Wie ist das zu verstehen?
des davon ausgehenden Einflusses schon etwas Cordes hat sein Werk aus kleinen Anfängen
hinter uns liegt. In solchem Augenblick pflegt begonnen; es war gegen Ende der siebenziger
man gern den Gang der Entwickelung rückwärts- Jahre des vorigen Jahrhunderts, als eben die Er-
schauend zu überfliegen, um festzustellen, welcher kenntnis zu dämmern begann, wie bar aller
Art der von dem Verblichenen ausgegangene Ein- Schönheit unsere Totenstätten in der Hand der
fluß gewesen ist. Und besonders in dieser Zeit, großen Gemeindeverwaltungen geworden waren,
wo täglich so viele ihr Leben lassen für Gegen- Cordes, von Haus aus Architekt und Ingenieur,
wart und Zukunft, regt der Tod eines Friedhof- mit empfänglichem Blick für alles Schöne begabt,
gestalters zu nachsinnenden Betrachtungen an. nahm den Kampf gegen die Nüchternheit des
Also ist die Frage berechtigt: Was bedeutet uns Friedhofs auf und hat ihn unermüdlich geführt,
Cordes? bis der Tod seinem Schaffen ein Ziel setzte. Erbe-

Die große Menge wird die Antwort leicht und vorzugte neben den Mitteln, die ihm sein eigent-
schnell bei der Hand haben: Cordes hat den Ohls- licher Beruf bei der Gestaltung baulicher Dinge,
dorfer Friedhof geschaffen, und die Anerkennung, Denkmalsfragen und dergleichen an die Hand
die dieseAnlageweitüberHamburg hinaus gefun- gab, mit besonderer Vorliebe Baum und Strauch
den hat, erübrigt alle weitern Betrachtungen über zur Schaffung parkartiger Bilder. Er konnte
ihn und die Bedeutung seines Lebenswerkes. diese auf dem weiträumigen Gelände, welches

Allein für den tiefer Blickenden liegt es doch nach und nach unter seine Verwaltung kam, in

nicht ganz so einfach. Ich warf schon vor neun großzügiger Weise zur Ausführung bringen,

Jahren in einem Vortrag, den ich in Hamburg wobei ihm wohl die landschaftlichen Friedhöfe

hielt, die Frage auf, ob es gerechtfertigt sei, in in den großen Städten der nordamerikanischen

Hamburg angesichts des Ohlsdorfer Friedhofs Union als Vorbilder dienten,

über Friedhofskunst zu sprechen, und beant- Nach welchen Gesichtspunkten er dabei ver-

wortete die Frage mit dem Hinweis, daß wir fuhr, mag er selbst uns sagen. Als ich vor Jahren

trotz Ohlsdorf, also trotz Cordes, es nichtsehr einen ganzen Tag mit ihm Seinen Friedhof durdl-

Gartenkunst Nr. 12, 1917.

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