Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 3): Heroenbilder, meistens homerisch — Berlin, 1847

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24597#0022
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TAFEL CLU.

14

lieh, die hinter Boreas linkerseits dieses Bild abschliefst. Was dieser
Darstellung zu erheblichstem Unterschied vor andern ähnlichen gereicht, ist
besonders der Altar Apoll’s, dessen Beziehung zu diesem Mythos schon
oben ins Licht gestellt wurde. Vom Wassergefäfs, das in einer ähnlichen
Darstellung (37) die ohnweit Apollos Höhle befindliche Quelle in Erinne-
rung bringt, ist hier nichts zu sehen; wohl aber ist klar, wie die Königs-
tochter so eben Apollo’s Altar zu schmücken beflissen war, als Boreas sie
überraschte. In diesem Sinn wird der rankende Blüthenzweig uns ver-
ständlich, deren einer, an Palmetten und Geisblatt (38) erinnernd, in jeder
ihrer Hände zu sehen ist.

CLI1, 3. 4. Boreas und Oreithyia; volcentische Kelebe, vor-
mals in der Pizzati’schen Sammlung zu Florenz (39). — Auf diesem an-
sehnlichen Gefäfs ist der obige Gegenstand, seiner erweiterten Figurenzahl
ungeachtet, minder sprechend und eigenthiimlich als auf dem vorigen dar-
gestellt. Oreithyia, vou zwei Begleiterinnen, Herse und etwa Pandrosos,
umgeben, deren Bekleidung und Kopfputz, mit Ausnahme des geflügelten
Saums einer ihrer Gefährtinnen, dem ihrigen entspricht, tritt bei Annäherung
des Sturmgottes stutzig zurück. Ihre Gefährtinnen sehen noch ruhiger sei-
nem Ungestüm zu; ohne dafs in Bewegung oder Beiwerk dieser Frauen
etwas Anderes Beachtung verdiente als eben jene ruhige und gefafste
Stellung, durch welche das dargestellte Begegnifs als ein willkommenes
bezeichnet wird. Sehr eigenthümlich dagegen ist die Gestalt des Boreas.
Das Ungestüme seines Schritts ist durch unklare Zeichnung des linken
Fufses etwas verdunkelt, ist jedoch hinlänglich deutlich, um zugleich mit
dem grofsen Flügelpaar an den Schultern des Gottes wiederum eine Ent-
fiihrungsscene und zwar dieselbe uns kund zu geben, die wir schon vorher
betrachteten. War aber vorher und in den meisten ähnlichen Darstellungen
Boreas hauptsächlich als Windgott aufgefafst, so hatte der Künstler des
gegenwärtigen Bildes zugleich die thrakische Abkunft desselben augenfällig
zu machen bezweckt. Dieser mag selbst der ungewöhnliche Kopfputz des

(37) Wassergefäfs: oben Anm. 35. (39) Ein Duplikat dieser Zeichnung ist gleich-

zeitig mit unsrer Tafel von Hrn. Roulez bekannt

(3S) Für Geisblatt sah die Palinette noch neuer- gemacht worden: Melanges III (Bull, de Bruxelles
dings Cavedoni an (Bull. d. Inst. 1845 p. 32). yill no. 8).
 
Annotationen