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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0139
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125-
Boccador
und das
Hofbauamt
zu Blois.

de la Reine (vergl. ebendaf.) entfprechen, den der genannte Meifter bereits am
5- Juni 1512 als Hauseigenthümer in Blois befafs 2 72).
Ein in Blois fefshaftes Centralamt, von dem aus die Geftaltung der verfchiedenen
Profile geleitet wurde, würde auch zur centralen Thätigkeit des Francois de Pontbrianl
paffen, der 20 Jahre lang von Blois aus die Superintendance der königlichen Bauten
dafelbft, fo wie auch in Amboife und in Chambord ausübte und als Capitaine du
chäteau und Gouverneur von Blois im Bändigen Verkehr mit der königlichen
Familie Band und deren Wünfche kennen lernte. Dies führt folgerichtig zu dem
Schlufs, dafs die Zeichnungen für die an den mehrfach genannten Schlöffern ver-
wendeten Gliederungen, ja felbB die Ausarbeitung der gefammten Entwürfe in einer
Art von centralem königlichen Hofbauamt erfolgten.
Man kann aber auch annehmen — und dies fcheint mir vor Allem wahr-
fcheinlich — dafs auf diefem Hofbauamt mit Domenico da Cortona noch ein
franzöfifcher MeiBer mitarbeitete oder dafs Beide damit begonnen haben, jeder für
fich einen felbBändigen Entwurf aufzuBellen, und dafs dann beide Pläne mit einander
verfchmolzen worden find. Als folcher Mitarbeiter Domenico's dürfte fich gerade
Jacques Sour de au geeignet haben, nicht allein wegen der von ihm bekleideten Aemter,
fondern weil man feinem Sohn Denis im Verein mit Trinqueau als den älteBen
MeiBern von Chambord begegnet und noch 1570 Claude Sour de au feinem Onkel
Jacques Coqueau nach langjähriger Stellvertretung in Chambord in der Bauleitung folgte.
Ein folches in Blois befiehendes Hofbauamt als »Bureau« des Domenico würde
auch dem Wefen eines Leibarchitekten des Königs entfprechen, von dem fchon in
Art. 72 (S. 75) die Rede war. Daffelbe würde fchliefslich die Erfcheinung erklären,
dafs bis jetzt nur zwei Nachrichten über Modelle für das Schlofs zu Chambord
vorliegen: das eine von Domenico, der damals in Blois wohnte, zwifchen 1516—31
angefertigt, und dasjenige, das Fehbien in Blois gefehen hat. Die in letzterem
völlig italienifche Treppenanordnung mit den eben erwähnten Thatfachen in Zu-
fammenhang gebracht, laßen es nicht unwahrfcheinlich erfcheinen, dafs es fich auch
bei diefem um das Modell Domenico s handelt. Es iß nun ausdrücklich bekannt, dafs
letzteres auf Befehl des Königs angefertigt worden iß und dafs diefer Domenico aus
feinen Depenfes fecretes für diefe und andere Arbeiten eine hohe Entfchädigung ge-
währt hat. Defshalb iß es gleichfalls wahrfcheinlich, dafs der Leibarchitekt des
Königs in diefem Modell die von Franz I unmittelbar oder durch Francois de Pont-
brzant vermittelten Gedanken verwirklichte. Diefe directe Antheilnahme des Königs
würde entfchieden dazu beitragen, das Aufsergewöhnliche im gefammten Vorgehen
beim Schlofsbau zu Chambord, fo wie Manches in feiner Erfcheinung zu erklären.
Die vorßehenden Auseinanderfetzungen beflärken in hohem Grade die bereits
in Art. 73 (S. 76) ausgefprochenen Vermuthungen. Es wird fchwer, den Leib-
architekten Ludwig XII. und Franz I. nicht als den alleinigen oder zum mindeßen
doch als den Haupterfinder und vielfach eingreifenden Meißer des Schloffes zu
Chambord und des Flügels Franz I. am Schlofs zu Blois anzufehen. Vielleicht iß
im Hofbauamt zu Blois auch der Entwurf für das Hötel-de-ville zu Paris entßanden,
der von Domenico herrührt und den auszuführen der König 1532 befahl.
272) 1528 übertrug Franz I. feinen beiden Valets de chambre ordinaires Pierre Paul (dit ? Italien) und Pierre
Deshoßels, die Verträge abzufchliefsen, nach ihren ojinions, advis, controlles, commis a rbjider Jur nos dits baßiments, haßer
et Jour’fuivre le Jarachevement, les conduire et dewi/er, Jour woir et entendre les frais, mijes et dejenjes qu il conviendra
et icelles certißer et Controller, Alles für die Schlößer zu Fontainebleau, Madrid, Livry und St.-Germain, den Louvre und
Villers-Cotterets.
 
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