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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0140
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123

4) Meifter.
Aufser den im Vorhergehenden, gelegentlich der Befprechung der königlichen
Schlöffer zu Amboife, Blois und Chambord, bereits angeführten Meiftern feien im
Folgenden noch weitere Architekten aufgezählt, die entweder zu den bedeutenderen
Meiftern des Stils Franz I. gehören oder welche wenigstens die Forfcher der neuen
Schule als folche aufzuftellen fich bemühen.
a) Pierre I. Chambiges, wahrfcheinlich Martins Sohn, geft. am 15. oder
19. Juni 1544. Man hat vergeblich verfucht, nachzuweifen, dafs er der Meifter
des Hotel-de-ville zu Paris fei.
1509 arbeitet er an der Kathedrale zu Troyes, deren Ober-Architekt Martin war, und welche unter
der Leitung von Jean de Soiffons, des Schwagers von Pierre ftand.
1519 infpicirt er an Stelle feines Vaters die Bauten der Kathedrale zu Troyes, eben fo fpäter 1531—32.
1533 arbeitet er unter Domenico da Cortona am Stadthaus zu Paris, mit 25 Sols täglich 273).
1536 infpicirt er als Maitre des oeuvres de magonnerie et pavement de la ville de Paris die Be-
teiligungen.
1538—39 hatte er als Maißre des oeuvres du Roy au baillage de Sens vom König den Befehl,
Modelle und Pläne für Gebäude anzufertigen, die er beim Hötel-de-Nesle zu Paris für Gründung des
College des trois langues beabfichtigte.
1539 fchliefst er als Maitre des oeuvres de magonnerie de la ville de Paris Verträge für Bauten
am Schlofs zu St.-Germain-en-Laye über alles Mauerwerk ab.
1541, 22. Sept, fchliefst er Verträge für Arbeiten an den Schlöffern la Muette (bei St.-Germain) und
wohl nicht für jenes bei Paffy, wie Lance fchreibt, Fontainebleau und St.-Germain über das Mauerwerk.
ß) Hugues Sambin geniefst in Dijon eines befonderen Rufes, weil ihm dort die
eben fo mächtige, wie intereffante Fatjade der Kirche St.-Michel zugefchrieben wird.
Palußre glaubt nicht, dafs Sambin im Stande war, diefe Fagade, deren Seitenportale bereits i$37
fertig waren, zu zeichnen; vielmehr habe er fich erll feit 1564 am Weiterbau derfelben betheiligen können,
und zwar mit der Decoration des Tympanon und der tiefen Wölbung der Mittelthür. Dem gegenüber
ift zu bemerken, dafs ein Zeitgenoffe Sambias, der ältere Du Cerceau, deffen Werke zum mindeften
von 1533—84 reichen — nach feiner fliliftifchen Entwickelung, welche zu Vergleichen mit derjenigen
Sambin? herausfordert, —- wohl fähig gewefen wäre, eine Fagade, wie diejenige von St.-Michel zu Dijon,
zu zeichnen; fein Entwurf für die Kirche St.-Eußache zu Paris (fiehe Fig. 156) beweist dies, und man
füllte daher blofs aus fliliftifchen Gründen und wegen des Charakters feiner fpäteren Arbeiten Sambin'?
Autorfchaft an der Fagade nicht zu fchnell ausfchliefsen.
Unfer Meifter ift ferner wegen der von ihm componirten, radirten und ver-
öffentlichten Folge von Hermen bekannt 274). Sie zeigen bereits alle Uebertreibungen
einer auswuchernden Phantafie in der Art des Wendel Dielterlein oder gewiffer ge-
fchmacklofer Möbel von Du Cerce au.
7) Nicolas Bachelier 275), geb. 17. Juni 1485, geft. um 1572, war der Sohn
eines Italieners, Namens Bacheliere aus Lucca, der ein Schüler Brunellesco's war
und fich um 1480 in Touloufe* niederliefs. Man fcheint Nicolas jung nach Italien
gefchickt zu haben, wo er unter Michelangelo ftudirte und um 1510 nach Touloufe
zurückkehrte. So wenig fein thatfächlicher Antheil an den zahlreichen, ihm zuge-
fchriebenen Werken feft fleht, fo fcheint doch ficher zu fein, dafs er der thätige
und finnreiche Promotor der künftlerifchen Entwickelung von Touloufe im XVI. Jahr-
hundert gewefen ift. Unterm 24. Auguft 1555 wird er in einer Anweifung für Arbeiten
am Capitol zu Touloufe als Maitre wwgon oder Maitre tailleur d' images bezeichnet.
273) Serlio bezog 1542, wenn er auswärts arbeitete, 20 Sols Diäten, aufser feinem jährlichen Gehalt von 400 Livres.
274) Oeuvre de la diverfite des termes dont on u/e en architecture, reduict en ordre gar maiftre Hugues Sambin,
architecteur en la ville de Dijon. Lyon 1572.
275) Wir folgen hier dem einfchlägigen Artikel von Maurice du Seigneur bei Planat (a. a. O., Bd. 2, S. 208), ohne
im Stande zu fein, die Richtigkeit der Angaben zu prüfen.

126.
Chambiges.

127.
Sambin.

12S.
Bachelier.
 
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