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weisen, welche derzeit in einer vor Jahresfrist erschienenen, ebenso gründlich wie zweckmässig abge-
fassten Monographie1 des Wiener Kunstfreundes Dr. Fr. Wibiral gipfelt. An diese treffliche Arbeit,
welche derzeit als das vollständigste und verlässlichste Werk über die Ikonographie van Dijck's
anzusehen ist, knüpfen wir den gegenwärtigen bescheidenen Beitrag zur Literatur derselben an.
Die Monographie Wibiral's, welche auf einer eingehenden Revision der betresfenden Bestände
aller bedeutenderen öffentlichen und vieler privater Sammlungen beruht, hat das Verdienst, nicht nur das
bisher vielfach zerstreut gewesene kunstgeschichtliche Material gerichtet, sondern auch neues gesammelt
und daraus Gesichtspunkte gewonnen zu haben, welche zur gründlicheren Würdigung, so wie zum besseren
Verständniss der künstlerischen That van Dijck's dienen. Die erste Abtheilung des Werkes widmet sich
in der Form dreier kritischer Essays der Erforschung des Ursprungs, des Planes und der Schicksale der
Sammlung, sowie der einzelnen Partien derselben. Wir finden hier manche interesfante neue Angabe,
sowie viele Berichtigungen der von früheren Forschern begangenen und ererbten Irrthümer oder Miss-
verständnisfe und heben diesfalls hervor: die kritische Beschränkune der Orieinalradiruneen des Meisters
auf die Zahl von einundzwanzig Blättern, die Constatirung der sogenannten Zwischenzustände der
Platten von der Adresse G. H. (Gillis Hendrickx), die Eliminirung der vier apokryphen Blätter aus der
Edition M. v. d. Enden, den Nachweis der ursprünglichen Eintheilung dieser Ausgabe in drei Serien
und der Kriterien derselben, sowie einige andere Untersuchungen, an deren Resultaten der engere Kreis
von Liebhabern der Ikonographie seine Freude haben mag. Auch der Streit über die Datirung des
Titelblattes — 1645 oder 1648? —findet unseres Erachtens seine endgiltige Entscheidung und zwar fällt
dieselbe im Sinne Hermann Weber's, welcher an 1645 festhält, wider Ignaz v. Szwykoivski aus, der sich
für 1648 entscheidet. Der gründlichen Erörterung dieses Themas durch Wibiral ist jedoch ein von ihm
übersehener in der Kunstzeitschrift „Nederlandsche Kunstbode" erschienener Artikel von W. B. S.
Doeles beizuziehen, in welchem nicht nur der zwei von Wibiral neu beschriebenen Titelblätter, sondern
auch noch eines dritten2 gedacht wird, das sich in einem altgebundenen, im Besitze von Boeles befind-
lichen Exemplare der Ikonographie vorangestellt findet. Das Blatt ist uns nie zu Gesicht gekommen
und dürfte unter die zahllosen, weil damals sehr modernen3 allegorischen Produkte dieser Art aus der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehören; es ist wohl auch kein eigentliches Titelblatt, sondern in den
fraglichen Sammelband nur durch Zufall oder durch die unmotivirte Laune eines Liebhabers g-erathen.
Nicht ausgetragen durch das Raisonnement des Verfassers erscheint uns die Frage, ob das Porträt
von Joffe de Momper ein zweites Mal von der Hand van Dijck's radirt worden sei. Der verneinenden
Ansicht von G. Duplefßs, welcher sich Wibiral anschliesst, stehen nach unserer, auf der Autopsie des in
der Auftion des Dr. Woljf (Frankfurt am Main, 1877) vorgekommenen prachtvollen Aetzdruckes beru-
henden Meinung gewichtige Bedenken entgegen. Auch die wetteifernde Kauflust der Liebhaber hat gegen
die genannten Autoren entschieden, denn das erwähnte Blatt der Sammlung Wolff, ein wenig mehr als
in den Umrissen radirtes Köpfchen, hat den ungeheueren Preis von fünftausend Mark erzielt!

1 L'Iconographie d'Antoine van Dyck d'apres les recherches de H. Weber par le Dr. Fr. Wibiral. Avec six planclies, repre"sentant de
vieux filigranes. Leipzig, Alexandre Danz, 1877.
- Die betresfende Stelle in Nr. 6 der angeführten Zeitschrift J. 1S77 lautet: „Het portaal eener opene kapel, in wier wanden zes nissen
met de beeiden van Pietas, Justitia, Prudentia, Fortitudo, Temperantia en Laborantia, Op de voetstukken vöör de kolommen staan de grootere
beeiden Charitas en Humilitas; tusschen de kolommen een sarkofaag, waarboven een banger met een vlammend hart, omstrengeld met een
band of rol, waavop: In charitate cor eins lucet in eternum. Op het bovenstuk zit de Faam tusschen de wapenschilden van Spanje en dat der
Infante, in hare regterhand eene schilderij houdende met het portret van Isabella Clara Eugenia Onder hare voeten is gegrift met groote
letters: Sic transit gloria mundi. Op de voetstukken der kolommen: Bruxellis apud Joannem de Bruijn. Beneden op de plaat; N. van der
Horst in. — P. de Jode sculp. Zigtbaar veel later gegraveerd: Joan. Meysens ex."
3 Auch Rubens hat schon diesem Zeitgeschmack reichlich gehuldigt. Vgl. die 81 Nummern der nach seinen Zeichnungen gestochenen
Titelblätter im „Catalogue des estampes grav^es d'apres P. P. Rubens" von C, G. Voorhelm Schncevoogt (Harlem, 1873) auf S 793 ff.
 
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